Zweite Gesamtschule: Linke wollen Eltern befragen

Politiker streiten erneut über die Einrichtung einer weiteren Gesamtschule. Viersener Rektoren warnen vor einem Umbau des Systems.

Foto: Busch

Viersen. Der Streit um die Errichtung einer zweiten Gesamtschule in der Kreisstadt ist neu entfacht. Mit einem Antrag sorgte die Linke jetzt im Schulausschuss für kontroverse Debatten. Franz Lohbusch, Ratsherr der Linken, hält mit Blick auf die jährlichen Ablehnungen an der Anne-Frank-Gesamtschule die Errichtung einer weiteren Gesamtschule in Viersen für erforderlich. Seine Partei fordert, in Viersen eine förmliche Elternbefragung über die Errichtung einer zweiten Gesamtschule durchzuführen.

Bereits mehrfach hat sich die Viersener Politik in den vergangenen Jahren mit dem Für und Wider einer zweiten Gesamtschule beschäftigt. „Die Anne-Frank-Gesamtschule muss in jedem Jahr bis zu 50 Prozent der möglichen Schüler zurückweisen“, sagt Lohbusch. „Die Eltern manifestieren damit ihren Willen nach einer Erweiterung des Gesamtschulsystems. Für die Zukunft der Stadt muss diesem Elternwillen Rechnung getragen werden.“

Dem entgegen steht in erster Linie das Schulgesetz NRW. Danach muss für die Gründung einer Gesamtschule ein Potenzial von 25 Schülern in vier Klassenzügen über einen Zeitraum von fünf Jahren nachgewiesen werden. Laut Schulverwaltung wurde diese Zahl in den vergangenen drei Jahren nicht erreicht. Mehr noch: Die Zahl der Schulanfänger wird in den kommenden Jahren weiter sinken.

Mehrere Schulleiter warnen vor der Errichtung einer zweiten Gesamtschule. „Wir brauchen in der Gesamtschule eine funktionierende Oberstufe mit einer ausreichenden Schülerzahl“, so ein Vertreter im Schulausschuss. „Das wird einerseits eine neue Gesamtschule nicht leisten können, andererseits könnte die bestehende Gesamtschule dadurch gefährdet werden.“

Wenig hilfreich sei auch der Vorschlag, die Klassenzüge an der Anne-Frank-Gesamtschule von sechs auf fünf zugunsten einer zweiten Gesamtschule zu reduzieren. „Das würde die Fächer-Wahlmöglichkeit der Oberstufenschüler erheblich einschränken“, so ein Schulexperte.

Dass die Warnungen nicht aus der Luft gegriffen sind, zeigen die jüngsten Zahlen der Anne-Frank-Gesamtschule: Für das kommende Schuljahr müssen nur zwischen 30 und 35 Schüler abgelehnt werden. Schuldezernent Paul Schrömbges: „Aus schulentwicklungsplanerischer Sicht kann für die nächsten Jahre kein Schülerpotenzial von mindestens 100 Schülern für eine zweite Gesamtschule nachgewiesen werden.“

Auch weist Schrömbges auf die Primus-Schule in Dülken hin. Diese befindet sich derzeit im Aufbau. Das pädagogische Konzept beschreibt eine differenzierte schulische Ausbildung mit der Möglichkeit aller Schulabschlüsse.