Monheim Auf den Spuren des Musikantenviertels
Monheim. · Viel Applaus für VHS-Vortrag
Renommierte Musiker und Komponisten wie Bach, Beethoven oder Mozart würden vermutlich in ihren Gräbern rotieren, sollte man sie als profane Musikanten bezeichnen. Doch Stadtplaner hatten gegen diese Bezeichnung, die eher nach unterhaltsamer Straßen- und Jahrmarktsmusik klingt, offenbar keine Bedenken. Musikantenviertel finden sich in vielen Städten, im Süden von Düsseldorf und ebenso im Hildener Norden.
Wie 1959 die Erschließung des Monheimer Musikantenviertels begann, hat Stadtarchivar Michael Hohmeier in seinem gut besuchten und sehr anschaulichen Vortrag in der VHS Monheim gezeigt. Rund ein Viertel des Publikums wohnt selbst in dem Viertel, und ist offenbar sehr an der Entstehungsgeschichte des dynamisch gewachsenen Quartiers, das heute 31 Straßennamen umfasst, interessiert.
Als klangliche Ouvertüre eröffnete Pianist Oliver Drechsel mit Johann Sebastian Bachs Praeambulum aus der Partita G-Dur (BWV 829) den historisch-musikalischen Ausflug in Monheims Geschichte. Auch die folgenden Werke wie Max Regers Reverie op. 36/9 sowie Wolfgang Amadeus Mozarts Rondo alla Turca aus der Sonate Nr. 11 A-Dur (KV 331) erhielten viel Applaus.
Ausgangspunkt des Vortrags war der Gemeindeplan von 1952, der ein Jahr nach dem Zusammenschluss mit Baumberg veröffentlicht worden war. Die Wohnungsnot zwischen den Städten Köln und Düsseldorf führte dazu, dass 1959, ein Jahr bevor Monheim Stadt wurde, mit den ersten Planungen für die Erschließung des Monheimer Musikantenviertels rund um die frühere Feldstraße begonnen wurde.
Die Idee hinter dem Name lässt sich nicht mehr herausfinden
Eine Wohnungsbaugesellschaft hatte von der Obstplantage Rauen fünf Hektar erworben um dort 87 Reihenhäuser an Beethoven-, Liszt-, Mozart-, Schubert- und Schumann zu errichten. 1961 baute dann ein niederländischer Bauunternehmer entlang der Weber-, Wolf-, Gluck-, Bruckner- und Regerstraße 44 Einfamilienhäuser. „Diese wurden mit original holländischen Klinkersteinen erbaut“, so Hohmeier. Die Verkaufspreise würden heute Immobilienkäufern die Tränen in die Augen treiben. Sie starteten damals je nach Ausstattung und Heizungsvariante bei 53 000 Mark. „Wir mussten damals 75 000 Mark bezahlen“, erinnert sich eine Pionierin des Musikantenviertels, die dort noch heute wohnt.
„Warum man damals auf die Idee, das Viertel nach Musiker zu benennen, kam, lässt sich heute nicht mehr herausfinden“, so Hohmeier. Klar sei jedoch, dass lange Zeit ausschließlich männliche Komponisten zum Zuge kamen. Erst 1994 wurde mit der Claire-Waldoff-Straße die erste Frau in den erlauchten Kreis der männlichen Tonsetzer aufgenommen. Die Diseuse wurde 1884 in Gelsenkirchen geboren und eroberte dann in den Goldenen Zwanziger Jahren die Kabarettbühnen der Hauptstadt Berlin.
Die Idee, die Straße nach Claire Waldoff zu benennen geht vermutlich auf den langjährigen ersten Beigeordneten Andreas Nitze zurück, der damit einen kulturellen Brückenschlag zum Berliner Viertel erzeugen wollte. Mit Clara Schumann und Ursula Mamlock sind mittlerweile weitere weibliche Komponistinnen hinzugekommen. Den musikalischen Ausklang gestaltet Oliver Drechsel mit Kompositionen von Beethoven, Chopin und Clara Schumann.
Noch bis zum 21. Oktober ist die von Lilo Ihringer kuratierte Ausstellung „Clara, Claire und Ursula“, die den einzigen berücksichtigten Frauen im Musikantenviertel gewidmet ist, im Umhaus am Monbagsee zu besichtigen. Eine Anmeldung per E-Mail ist nötig.