Landsberg-Preis Nackte Tatsachen im Fokus der Bilder
Düsseldorf · Im Kunstpalast geht der mit 15.000 Euro dotierte Landsberg-Preis an die Bildhauerin und Malerin Monika Stricker für ihre Perspektiven einer weiblichen Lebenswelt.
(abo) Da ist ein Unternehmer, der mit 15 000 Euro Kunst fördert. Ein Museum, dem das bürgerschaftliche Engagement zum dritten Mal zugutekommt. Eine Künstlerin, die von Fachleuten auserwählt wird. Ein ganz normaler Vorgang im Kunstbetrieb, der auch für die Freiheit der Kunst in unserem Land steht. Im Kunstpalast wird der von Georg Landsberg gespendete Preis an Monika Stricker (Jahrgang 1978) aus Brüssel verliehen, die das zum Anlass nimmt, sich von ihrem anerkannten Bildhauerinnendasein zu entfernen, zu malen und neue Perspektiven ihrer weiblichen Lebenswelt zu bieten. Unzensiert.
Hinter der Hand wurde vorab getuschelt, dass „furchtbar Nacktes“ zu sehen sei. Das Skandalpotenzial kann keinesfalls daher rühren, dass unverhüllte Frauen zu sehen sind, denn daran ist man gewöhnt. Courbets die Vulva freilegendes Bild „Vom Ursprung der Welt“ ist vielbewundert und museumsreif. Bei Stricker geht es um den Mann, um einen Ausschnitt seines Körpers, der normalerweise nicht so offenherzig dargestellt wird: das männliche Geschlecht, der Phallus, das Genital. Die Ansicht auf das Männliche ist dabei nicht beschönigend oder perspektivisch milde ausgesucht, sondern es wird krass und hart von unten zwischen die Beine geschaut. Ein Blick, den Männer meist selber nicht mögen. So wie Stricker ihre Männer positioniert, können sie in Wahrheit keinen Halt finden mit den breit aufgestellten Beinen, auch der Kopf ist zu nah am Genital. Montage ist das, mit surrealem Bezug. Die Titel helfen auf die Sprünge: eine „Grotta“ (Höhle) verortet man eher bei der Frau, hier steht sie fürs dunkel getönte männliche Dreieck; „Küken“ kommt vor als gedrehtes Schwanzspitzenstück – „Pierrot“, das stärkste Bild, wurde in Schichten gemalt und legt aus der Tiefe heraus ein Auge auf Brusthöhe zwischen die Beine. Stricker hat in allerfeinster Malermanier auf dem Bild alles vereint, was sie in den Mann hineinprojizieren will. Man spürt nicht, ob sie es gut mit den Männern meint, wenn sie ihrem kostbar getönten „Pierrot“ eine Clownsnase auf den Penis setzt, oder ob sie Schrecken vertuschen will.
Zur Malerei gesellt sich eine Schwarz-weiß-Projektion, dabei hat Stricker zu einem im Netz vorgefundenen Foto des Gliedes die Spiegelungen ihrer selbst auf dem PC-Bildschirm montiert. Alle Bilder stehen für den offenen Blick einer Frau, sind Antwort auf das Voyeuristische in der Kunst und in der Welt, das meist auf Frauen gerichtet war.