Corona-Pandemie Mit diesen Maßnahmen will NRW zurück zur Normalität

Düsseldorf · Trotz Pandemie will NRW wieder feiern, ohne dass der Arzt kommt. Die geringen Neuinfektionsraten erlaubten das, meint der Gesundheitsminister. Ab sofort lockt das süße Leben in Clubs und auf Festivals, beim unbeschränkten Sport oder auf dem Kettenkarussell.

Trotz Pandemie will NRW wieder feiern, ohne dass der Arzt kommt.

Foto: dpa/Peter Steffen

Nordrhein-Westfalen kann wieder feiern: Nach über einem Jahr Corona-Pandemie mit teils drastischen Grundrechtseinschränkungen tritt an diesem Freitag eine entschärfte Schutzverordnung in Kraft. Sie erlaubt im einwohnerstärksten Bundesland einen großen Schritt in Richtung Normalität. Doch die allermeisten Diskotheken konnten so schnell nicht reagieren und bleiben an diesem Wochenende erstmal noch geschlossen.

Mit Negativtests und Hygienekonzept sind schon ab Freitag Lockerungen auch im Bereich Partyszene, Clubs und Freizeitvergnügen möglich, die eigentlich erst für den 27. August oder noch später vorgesehen waren. An allen Orten mit stabil niedriger Neuinfektionsrate sind nun beispielsweise wieder Diskotheken, Kirmes- und Sportveranstaltungen, Musikfestivals und Volksfeste erlaubt - allerdings mit Negativtests aller nicht geimpften oder genesenen Teilnehmer. Falls der Veranstalter den Zugang nicht kontrolliert, muss stichprobenartig überprüft werden, ob die Nachweise vorhanden sind.

Voraussetzung für die wiedergewonnene Freiheit ist, dass die Kreise und kreisfreien Städte unter die neue „Inzidenzstufe Null“ fallen. Sie greift, sobald sie an fünf Tagen hintereinander höchstens zehn Neuinfektionen gerechnet auf 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen aufweisen. Die meisten der insgesamt 53 Kreise und kreisfreien Städte in NRW haben diese Hürde schon genommen, aber nicht alle: die Party-Städte Köln und Düsseldorf zum Beispiel nicht.

Doch auch dort, wo die Discos eigentlich wieder öffnen dürfen, werden sie an diesem Wochenende vielerorts noch geschlossen bleiben. Nach einem so langen Lockdown brauche es eine deutlich längere Vorlaufzeit, sagte Thorsten Hellwig, Sprecher des Gaststättenverbandes Dehoga NRW. Getränke müssten bestellt, die Mitarbeiter aus der Kurzarbeit geholt werden. Zudem seien durch die lange Schließung viele Mitarbeiter abgewandert. Die Landesregierung hatte die lockeren Regeln erst am Mittwoch - zwei Tage vor Inkrafttreten - verkündet.

Wird die Marke 10 an acht aufeinanderfolgenden Tagen überschritten, greifen wieder die strengeren Beschränkungen der höheren Inzidenzstufen. In vielen Bereichen fallen dann Kontaktbeschränkungen, Masken- oder Nachverfolgungspflichten an. Für manche Lockerungen muss auch die landesweite Inzidenz stabil unter 10 liegen - etwa für den Verzicht auf Kontaktnachverfolgung und Beschränkungen im Freizeitbereich sowie auf Messen, Märkten und im Innenbereich der Gastronomie.

Ab sofort sind Masken und Abstandhalten in vielen Bereichen nur noch eine Empfehlung. Die Maskenpflicht bleibt aber überall dort bestehen, wo Menschen, die sich noch nicht impfen lassen konnten, auf den Zugang angewiesen sind. Das gilt etwa für den Nah- und Fernverkehr samt Schülerbeförderung und Taxen, den Einzelhandel und Arztpraxen.

Neu eingeführt wird eine grundsätzliche Corona-Testpflicht am Arbeitsplatz für Beschäftigte, die nach dem 1. Juli mindestens fünf Tage im Urlaub oder aus anderen Gründen nicht am Arbeitsplatz waren.

Das gesellschaftliche Echo auf den Öffnungskurs zeigt ein kontroverses Stimmungsbild. Während SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach vor übereilten Lockerungen warnt, spricht die Kassenärztliche Bundesvereinigung von einem „richtigen und kontrollierten Weg zurück zu mehr Normalität, die wir alle nötig brauchen“.

(dpa/lnw)