Festkonzert in der Tonhalle Trommelwirbel und höchste Ehrung für Thomas Leander
Thomas Leander, Rektor der Robert-Schumann-Hochschule, wurde mit der Norbert-Burgmüller-Plakette ausgezeichnet.
Manche Erinnerungen werfen ein schmerzliches Licht auf die Gegenwart. Wie Daniel Barenboim 1999 in Weimar mit dem West-Eastern Divan Orchestra probte, wie er dabei zwischen jungen Israelis und Palästinensern vermittelte, schilderte Thomas Leander jetzt bei einem Festkonzert in der Tonhalle Düsseldorf. „Was ich da erlebt habe, hat mich nie wieder losgelassen“, sagte der Rektor der Robert-Schumann-Hochschule, der vor dem Konzert der Camerata Louis Spohr die Norbert-Burgmüller-Plakette entgegennahm. Es ist die höchste Auszeichnung der Aktionsgemeinschaft der Düsseldorfer Heimat- und Bürgervereine (AGD), die ihr 70-jähriges Bestehen nach zwangsbedingter Corona-Pause feierte.
Für das Kulturleben der Stadt, das der AGD am Herzen liegt, ist Thomas Leander eine Schlüsselfigur. Weithin Aufsehen erregte sein Projekt „Entartete Musik – willkommen in Deutschland“, für das er die Toten Hosen mit dem Sinfonieorchester der Robert-Schumann-Hochschule zusammenbrachte. Das Livealbum dieses Konzerts erreichte Platz zwei der Charts in Deutschland.
Oberbürgermeister Stephan Keller betonte die Bedeutung der AGD, an diesem Abend vertreten durch ihren Präsidenten Bernhard von Kries. Mehr als 60 Vereine und 30.000 Mitglieder sind unter ihrem Dach versammelt. Kämpfte sie einst für den Erhalt des Hofgartens, die Rettung des Ständehauses und den Plan für einen Landtag am Rhein, so wirkt sie heute an der Positionierung des Opernneubaus mit und setzt sich für den Erhalt der denkmalgeschützten Gasbeleuchtung in Düsseldorf ein. „Die AGD ist manchmal unbequem, aber immer konstruktiv. Ich kann mich bei ihr auf eine faire und sachliche Debatte verlassen“, sagte Keller.
Den höchsten Redeanteil hatte indes Dirigent Bernd Fugelsang. Der Gründer, Leiter und Manager der Camerata Louis Spohr übernahm Begrüßung und Laudatio und führte dann als Moderator durch das Konzertprogramm. Bereits zum dritten Mal gastierte das Orchester unter dem Titel „Helden der Leinwand“ mit Filmmusik in der Tonhalle. Das ist kein Zufall: Fugelsang ist bekennender Cineast.
Orchester spielte zum dritten
Mal Filmmusik in der Tonhalle
Der Trommelwirbel zur 20th-Century-Fox-Fanfare, dem musikalischen Erkennungszeichen aus Hollywood, eröffnete den Streifzug durch Klassiker wie „Robin Hood“, „Casablanca“, „Indiana Jones“ und „Herr der Ringe“. Wie stark die Heldinnen und Helden der Leinwand allein durch die Musik Leben gewinnen, kann angesichts der renommierten Komponisten nicht erstaunen. Tonschöpfer wie Erich Wolfgang Korngold, Max Steiner, John Williams und Howard Shore wussten (und wissen) nicht nur alle Register der Instrumentationskunst zu ziehen, sondern dem Film eine zusätzliche Dimension zu geben.
Nur nach Gehör stellte der Arrangeur Guido Rennert Teile des zerstörten Notenmaterials von Bronislaw Kaper für den Film „Meuterei auf der Bounty“ wieder her. Die Erstaufführung dieser Rekonstruktion führte zu den ersten Höhepunkten des Abends: John Barrys großartige Landschaftsmusik zum Film „Jenseits von Afrika“ und zum „Zauberlehrling“ von Paul Dukas, den Walt Disney in „Fantasia“ verwendete.
Für das Adagio aus Mozarts Klarinettenkonzert A-Dur (KV 622), das viele aus „Jenseits von Afrika“ kennen, griff Sascha Leufgen zur Bassettklarinette. Das zur Zeit Mozarts gebräuchliche Instrument unterscheidet sich durch ein längeres Unterstück und einen größeren Tonumfang von anderen Klarinetten. Leufgens Tätigkeit in verschiedenen Musikkorps der Bundeswehr dürfte ihn mit Fugelsang zusammengeführt haben, der seinerseits lange Oboist im Korps der Streitkräfte war.
Ron Goddwins flotte Musik zu den Schwarzweiß-Krimis von „Miss Marple“ brachte durch die originelle Kombination von Drumset und Cembalo Schwung in den Saal. Futuristisch wurde es zum Abschluss durch Leonard Rosenmans Komposition zu „Stark Trek IV – zurück in die Gegenwart“, bevor Alan Menkens vergnügliche Suite zum Disneyfilm „Aladdin“ den Schlusspunkt setzte: ein orientalisch angehauchtes Spektakel, für das Menken einen Oscar erhielt.
„Auch so ein großartiges Programm geht einmal zu Ende“, sagte Fugelsang zum Abschied mit Bedauern. Aber seine Konzertreihe mit der Camerata Louis Spohr wird wohl in Serie gehen. Fortsetzung folgt.