Patientenschützer für verstaatlichte Organspende-Zuteilung

Essen/Dortmund (dpa/lnw) - Nach der Verhaftung eines Essener Klinikdirektors wegen Unregelmäßigkeiten bei Lebertransplantationen fordern Patientenschützer eine Verstaatlichung des Organspendesystems in Deutschland.

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„Um Patienten zu schützen und Gerechtigkeit herzustellen, muss das Transplantationssystem in staatliche Hände übergeben werden, sagte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz am Mittwoch. Bisher machten dies private Organisationen. „Doch weder die Bundesärztekammer noch die Deutsche Stiftung Organtransplantation dürfen über Lebenschancen entscheiden“, forderte Brysch. Es brauche klare und einheitliche Regeln für die Verteilung der Organe und für die Organisation und Kontrolle der Maßnahmen.

Seit Dienstag sitzt ein Direktor der Chirurgie am Uniklinikum Essen in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, 2012 bis 2015 an sechs Patienten medizinisch nicht erforderliche Lebertransplantationen vorgenommen zu haben. Gegen den Mediziner werde wegen Totschlags in einem Fall, wegen gefährlicher Körperverletzung in fünf Fällen sowie wegen Verstoßes gegen das Transplantationsgesetz in zwei Fällen ermittelt. In dem laufenden Verfahren will die Staatsanwaltschaft auch prüfen, ob sich weitere Mediziner des Uniklinikums strafbar gemacht haben, so eine Sprecherin.

Seit Jahren drücken Skandale rund um die Organspende die Spendenbereitschaft. 2017 sank in NRW die Zahl der Organspenden nach dem Tod um 16 auf 146 - der niedrigste Wert in den vergangenen 19 Jahren. Allein in Nordrhein-Westfalen warten laut Deutscher Stiftung Organtransplantation mehr als 2000 Menschen auf eine Organspende. Auch im ersten halben Jahr 2018 gab es landesweit weniger Organspender als im Vergleichszeitraum 2017.