Pflegeausbildung in Solingen und Umgebung Bildungszentrumsleiterin wirbt für Pflegeberuf
Serie | Haan/Solingen · Wer mit dem Gedanken spielt, einen Pflegeberuf zu ergreifen, sich seiner Sache aber noch nicht ganz sicher ist, müsste nach einem Gespräch mit Sabine Woitaschek eigentlich alle Zweifel überwunden haben.
Denn die Begeisterung, mit der die Leiterin des Katholischen Bildungszentrums (KBZ) Haan über das Berufsbild spricht, ist zweifellos ansteckend: Wenn man zu Beginn der Nachtschicht von Patienten mit den Worten „Gott sei Dank, dass Sie da sind – jetzt kann ja nichts passieren“, begrüßt werde, spüre man: „Ich kann etwas ausrichten, allein dadurch, dass ich da bin.“
Was natürlich nicht heißt, dass es mit der reinen Anwesenheit getan wäre: Denn die Pflege ist schließlich ein komplexer Beruf mit hoher Verantwortung und engen Absprachen mit den Ärzten. „Die Arbeit läuft in therapeutisch gleichberechtigten Teams“, bekräftigt Woitaschek – und hebt die „vielen Möglichkeiten und Aufstiegschancen“ für die Pflegekräfte und die vergleichsweise guten Verdienstmöglichkeiten für die Auszubildenden hervor.
Als sie selbst ins Berufsleben startete, sei vieles noch anders gewesen. Ausbremsen ließ sie sich dadurch aber offenbar nicht: Jura studieren oder Krankenschwester werden – das waren die beiden Optionen, die Woitaschek gegen Ende ihrer Schulzeit vorschwebten. Ein Praktikum während der Sommerferien gab schließlich den Ausschlag für letzteres.
„Ich wusste früh, dass das etwas für mich ist“, erklärt die heute 61-Jährige mit leuchtenden Augen. Nach der Ausbildung in Niedersachsen führte ihr Weg sie in verschiedene Häuser – unter anderem ins Städtische Klinikum Ludwigshafen, wo sie im August 1988 ein dunkles Kapitel der Zeitgeschichte direkt miterlebte. Nach dem Flugtag-Unglück von Ramstein versorgte sie dort viele Menschen, die mit schweren Brandverletzungen ins Krankenhaus gebracht wurden.
Schon während ihrer aktiven Zeit im Pflegeberuf kam Woitaschek in Verbindung mit der Ausbildung des Nachwuchses. „Krankenpflegeschüler wollten, dass ich mal was erzähle“, erinnert sie sich. Später folgten Weiterbildungen und ein Studium der Bildungswissenschaften. Und so begann Woitaschek, als Lehrerin die eigenen Kenntnisse – und die eigene Begeisterung für den Beruf – weiterzugeben. Dabei helfe es oft, von eigenen Erfahrungen zu berichten und somit den theoretischen Stoff greifbarer zu machen, erklärt sie.
Im Jahr 2004 kam Woitaschek zum KBZ in Haan, 2020 übernahm sie die Leitung des St. Joseph Fachseminars für Altenpflege in Ohligs. Inzwischen sind beide Ausbildungsstätten vereint – in den zuletzt für gut zwei Millionen Euro erweiterten Räumen des KBZ am Haaner St. Josef Krankenhaus. Bis zu 300 Auszubildende tummeln sich dort im Rahmen ihrer theoretischen Stunden. Sie absolvieren dabei die inzwischen generalistische, dreijährige Ausbildung zur Pflegefachkraft, die die Teilbereiche der Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpflege integriert, und die einjährige Ausbildung zur Fachassistenz.
Die leitende Funktion ist zwar naturgemäß auch mit viel Schreibtischarbeit und Konferenzen verbunden. Den Kontakt zu ihrem früheren Beruf habe sie aber dadurch keineswegs verloren, betont Sabine Woitaschek. Bei Führungsprojekten, bei denen die Azubis für eine Woche eine Station übernehmen, könne sie den angehenden Pflegekräften noch immer manchen Handgriff zeigen. „Und ich merke, dass ich noch für viele Menschen Gutes tun kann.“
Betrüblich stimme sie neben dem Fachkräftemangel die öffentliche Wahrnehmung der Pflege: „Man liest einfach zu viele schlechte Nachrichten.“ Sie selbst schaue dagegen auch nach mehr als 40 Jahren noch immer mit größter Freude auf den Beruf – und berichtet auch den Auszubildenden von der besonderen Beziehung zwischen Pflegekraft und Patient: „Es gibt keinen Beruf, der einem so viel Liebe entgegenbringt.“