Bezüge nach Köln und Leverkusen Schlag gegen Telefonbetrüger
Neuss/Leverkusen. · Nach der Schließung mehrerer Call-Center in Izmir durch türkische Ermittlungsbehörden sowie der Festnahme von 33 Tatverdächtigen, die von dort aus als falsche Polizisten Senioren in Deutschland angerufen haben, sind nun auch Bezüge nach Neuss, Köln und Leverkusen belegbar.
Zuständige Ermittler haben nach Angaben der Polizei in Köln unter den am 3. Dezember festgenommen Tatverdächtigen zwei Hintermänner in Köln ansässiger Abholer erkannt. Es handelt sich um zwei 30 und 27 Jahre alte, in Bremen geborene Deutsch-Türken. „Möglich wurden die jetzigen Erfolge durch intensive Zusammenarbeit deutscher Polizeibehörden, die sich der Bekämpfung sogenannter „Straftaten zum Nachteil älterer Menschen mit überörtlich agierenden Tätern“ (SÄMüT) seit mehreren Jahren widmen“, heißt es in einer Pressemitteilung der Polizei.
Erste Auswirkungen sind spürbar: Am vergangenen Wochenende, nach dem Schlag gegen die türkischen Callcenter, ist bei der Polizei Köln/Leverkusen kein Hinweis zu Anrufen falscher Polizeibeamter eingegangen. Vorher waren es in Köln und Leverkusen durchschnittlich 30 solcher Anrufe täglich. Kripo-Chef Stephan Becker hatte erst kürzlich in einem Gespräch mit unserer Redaktion auf die unvermindert große Gefahr solcher Betrugsmaschen besonders für Senioren verwiesen.
Für die beiden jetzt in der Türkei festgenommenen falschen Polizisten waren unter anderem vier in Köln-Kalk lebende Iraker im Alter von 21 bis 23 Jahren tätig. Sie sind verantwortlich für sechs Betrugstaten in Köln und Leverkusen, teilt die Polizei weiter mit.
Weitere Betrugstaten dieser Art konnten ihnen in Neuss, Mönchengladbach, Bonn, Gevelsberg und Heidelberg zwischen Dezember 2019 und März 2020 nachgewiesen werden. Das LG Köln verurteilte die jungen Männer zu Haftstrafen zwischen vier und sechs Jahren. Alleine diese Gruppe hat nachweislich Geld und Edelmetall im Wert von mehr als 700 000 Euro bei Senioren abgeholt. Von der Beute fehlt bis heute jede Spur. Einige weitere Taten blieben im Versuchsstadium stecken.
Eine zweite Gruppe um einen in Köln lebenden 37 Jahre alten Türken, der 2018 bis 2019 von dort aus Abholer rekrutiert und gelenkt hat, identifizierte die Polizei bereits 2019. Das Landgericht Köln hat den Organisator im Jahr 2019 für sechs Betrugsfälle zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren verurteilt. Seine fünf deutschen Mittäter im Alter zwischen 26 und 28 Jahren wurden zum Teil ebenfalls zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
In einer Pressekonferenz teilte die Polizei München Details zu den Durchsuchungen von 48 Wohnungen und Geschäftsräumen in Izmir mit. Demnach beläuft sich der Gesamtschaden durch die Betrügereien auf 105 Millionen Euro. 1,5 Millionen Euro sowie 200 000 US-Dollar Bargeld, fünf Kilo Gold, über 20 Armbanduhren, fünf illegale Schusswaffen, Immobilien, Fahrzeuge und Firmenanteile haben die türkischen Behörden sichergestellt.