Boxen Ein junger Mann boxt sich durch
Ani Haxhillari hat durchs Boxen in Düsseldorf eine neue Heimat gefunden.
Als Ani Haxhillari 2015 aus seinem Heimatland Albanien in Düsseldorf ankam, kannte er niemanden. Der damals 16-Jährige, der in Albanien seine Familie mit zwei Brüdern zurückgelassen hatte, verstand die Sprache nicht, geschweige denn, dass er sie sprechen konnte. So schloss er sich einfach anderen Neuankömmlingen an und kam zunächst in ein Asylheim in Dortmund. Mehrfach musste er in den nächsten Monaten seine Unterkunft wechseln, bevor er zurück nach Düsseldorf kam.
„Insgesamt habe ich drei Jahre in Heimen verbracht“, erinnert er sich. In seiner Zeit zuletzt in Düsseldorf kam für Haxhillari, der in Albanien geboxt hatte, der Kontakt zur Boxabteilung des TuS Gerresheim zustande. „Die genaue Anzahl seiner Kämpfe wusste er nicht“, erinnert sich Übungsleiter Steffen Müller vom TuS, „aber wir erkannten sofort sein Talent und betreuten ihn von da an.“ Die Schwierigkeiten für den mittlerweile 18-jährigen Haxhillari in seiner neuen Heimat erlebten einen Höhepunkt, als man ihm ankündigte, dass er nach Albanien zurückkehren müsste. „Man gab mir sechs Wochen Zeit, einen anerkannten Grund für eine Aufenthaltsgenehmigung für Deutschland zu nennen“, schildert Haxhillari, der nach etlichen Kursen ein fast perfektes Deutsch spricht, dieses schwere Stadium.
Eine Ausbildungsstelle in den Bäckereibetrieben Oehme lieferte den geforderten Grund, in Deutschland zu bleiben. Und Haxhillari bestand seine Prüfung zum Bäcker mit ausschließlich guten Noten. Oehme dankte es ihm mit einer Festanstellung.
Seither steigerten sich seine Leistungen im Training und im Wettkampf. Der Federgewichtler (Klasse bis 57 kg) bestritt bis jetzt 52 Kämpfe, von denen er 41 gewinnen konnte. Zu seinen größten Erfolgen zählen der Gewinn des Blackforest Cups 2017 und des Deutschen Meistertitels bei der U22 im Jahre 2018. Für Hamburg startete der Rechtsausleger in der 2. Bundesliga und holte dort wichtige Siege für die Hanseaten. Für die Staffel des MBR Hamm schnürte er sogar in der 1. Bundesliga die Handschuhe.
Seine größten Stärken sieht sein Trainer Müller in Haxhillaris guter linker Schlaghand und seinem rechten Haken mit der Führungshand sowie die Fähgkeit, den Angriffen seiner Gegner in letzter Sekunde auszuweichen („ein Zentimeter vor seiner Nase“) und so zu wirkungsvollen Kontern zu kommen. „Verbesserungsfähig ist noch seine Physis“, hat Müller erkannt, während der Federgewichtler selbst mit seiner Beinarbeit nicht zufrieden ist.
A-Lizenzinhaber Müller hat auch ein Rezept für eine Verbesserung bei seinem Schützling zur Hand: „Ani trainiert mit 20 Kindern beim TuS. Mir bleibt nur einmal die Woche Zeit, mich individuell um Ani zu kümmern. Bei täglichem Traning, zum Beispiel auch bei Lehrgängen des DBV, und einer kompletten Ausrichtung auf den Leistungssport könnte er es in die europäische Spitze schaffen und hätte eine Perspektive für die Olympischen Spiele 2024 in Paris“, ist sich der ehemalige Spitzenboxer Müller sicher.