Amtsgericht Detmold Prozess im Missbrauchsfall Lügde eingestellt
Detmold · Das Amtsgericht Detmold hat einen Prozess gegen einen Angeklagten im Missbrauchsfall Lügde nach kurzer Verhandlung eingestellt. Der Jugendliche war selbst Opfer in dem Fall.
Das Amtsgericht Detmold hat am Donnerstag einen Prozess gegen einen Angeklagten im Missbrauchsfall Lügde nach kurzer Verhandlung eingestellt. Das bestätigte der Direktor des Gerichts, Michael Wölfinger, der Deutschen Presse-Agentur. Zur Begründung nannte Wölfinger, dass der Vorwurf mehrere Jahre zurückliege und dass der Angeklagte seitdem nicht mehr auffällig geworden sei. Entscheidend für die Einstellung sei auch gewesen, dass der damals 16 Jahre alte Jugendliche zum Tatzeitpunkt selbst Opfer im Missbrauchsfall Lügde gewesen sei. Er habe wohl unter Druck gehandelt.
Die Staatsanwaltschaft hatte dem jungen Mann sexuellen Missbrauch eines Jugendlichen unter 14 Jahren vorgeworfen. „Mein Mandant war zum Tatzeitpunkt 2012 mit 16 Jahren selbst noch ein Jugendlicher“, sagte sein Anwalt Christian Thüner nach der Einstellung der dpa. Die Vorwürfe waren im Zuge der Ermittlungen zum Missbrauchsfall Lügde aufgekommen. Sein Mandant war als Opfer von der Polizei vernommen worden. Das Verfahren vor dem Jugendschöffengericht war zum Schutz der Betroffenen nicht öffentlich.
Die Anklagen gegen die Hauptbeschuldigten im Missbrauchsfall Lügde werden wegen der Schwere der Straftaten in der höheren Instanz am Landgericht Detmold verhandelt. Der Prozess gegen zwei Männer aus Lügde (56) und Steinheim bei Höxter (34) wegen hundertfachen und schweren sexuellen Kindesmissbrauchs wird am 1. August fortgesetzt. Am Mittwochabend wurde ein drittes Verfahren mit einer Bewährungsstrafe beendet. Hier geht es um einen vierten Angeklagten im Lügde-Komplex, der aber zugleich selbst Opfer war und im Verfahren vor dem Landgericht Detmold als Nebenkläger auftritt.