Prozess in Wuppertal Kindermorde in Solingen: Verteidiger beauftragen neuen Gutachter
Wuppertal · Im Prozess um die Solinger Kindermorde haben die Verteidiger einen eigenen psychiatrischen Gutachter beauftragt. Das steckt dahinter.
Im Prozess um die Solinger Kindermorde haben die Verteidiger einen eigenen psychiatrischen Gutachter beauftragt. Er soll die 28-jährige Angeklagte in der kommenden Woche in der Haft untersuchen und seine Ergebnisse im September präsentieren, kündigten die Anwälte am Mittwoch dem Wuppertaler Landgericht an.
Die Verteidiger hatten die beiden vom Gericht bestellten Gutachter als befangen abgelehnt. Die Gutachter hatten die Frau bislang als voll schuldfähig eingestuft. Die Verteidiger vermuten dagegen, dass die Angeklagte von ihrem Vater als Kind sexuell missbraucht worden sein könnte.
Dies könnte wiederum eine psychische Störung bei ihr verursacht haben und die Angeklagte wegen Schuldunfähigkeit vor einer Verurteilung zu lebenslanger Haft bewahren - zugunsten einer Einweisung in eine geschlossene Psychiatrie. Im Fall einer verminderten Schuldfähigkeit könnte ihre Strafe deutlich milder ausfallen.
Die Staatsanwaltschaft hielt dagegen: Selbst im Fall eines Missbrauchs und einer Traumatisierung sei eine psychische Störung keine zwangsläufige Folge. Für eine solche Störung hätten sich bei der Frau keine Hinweise gefunden.
Sie soll im September 2020 fünf ihrer sechs Kinder betäubt und umgebracht haben. Die Angeklagte aus Solingen hat die Tat bislang bestritten. Ein Unbekannter habe ihre Kinder getötet.