Corona-Krise in Dormagen Jobagentur zieht Helfer von der Tafel ab

Dormagen. · Ein-Euro-Jobber sollen vor Ansteckung geschützt werden. Tafelneubau verschiebt sich.

Claudia Manousek leitet die Dormagener Tafel.

Foto: S. Büntig/Bünting, Stefan (bün)

Die Dormagener Tafel ist eine der wenigen Tafeln, die ihren Betrieb auch in der Corona-Krise aufrecht erhalten. „Dafür tun wir wirklich alles“, beschreibt Claudia Manousek, die Vorsitzende der Dormagener Tafel: „Wir haben die Ausgaben so umgestaltet, dass sie kontaktarm verlaufen, immer nur ein Kunde den Raum betritt und die Mitarbeiter geschützt werden.“ Hygiene wird bei der Tafel ohnenhin großgeschrieben, der Einsatz von Desinfektionsmitteln nun gesteigert. „Die kontaktarmen Ausgaben an unsere Kunden funktionieren sehr gut und zügig“, beschreibt sie.

Doch jetzt muss Manousek mit einem Rückschlag fertig werden: „Unangekündigt wurden am Donnerstagmittag von jetzt auf gleich unsere Ein-Euro-Jobber abgezogen.“ Das betrifft elf Mitarbeiter in Dormagen sowie 18 bei der benachbarten Tafel in Grevenbroich. Der Grund, wie die Dormagener Vorsitzende erklärt: Die Gesellschaft, die die Ein-Euro-Jobber im Auftrag der Agentur für Arbeit managt, führte Mitarbeiterschutz wegen des Coronavirus an.

Ohne Vorwarnung sei dadurch ein Drittel ihres aktiven Arbeitsteams ausgefallen, wie Claudia Manousek verärgert sagt. Insgesamt werden rund 1400 Menschen in der Woche von der Dormagener Tafel mit Essen versorgt. Die meisten der Mitarbeiter sind Ehrenamtler. „Zehn der elf Ein-Euro-Jobber sind am Freitag freiwillig erschienen, um ohne Aufwandsentschädigung gratis mitzuarbeiten“, lobt sie die hohe Identifikation der Mitarbeiter und ihr Engagement. Das könne so jedoch nicht bleiben.

Der Bedarf an Lebensmitteln
ist weiter ungebrochen

„Wir halten mit der Tafel die Gesellschaft am Laufen, halten uns an Hygiene- und Abstandsregeln, da muss bei dieser Entscheidung nachgebessert werden.“ Wie sie weiter ausführt, „brauchen unsere Kunden die Lebensmittel über die Tafel, da ihnen in den Supermärkten immer noch alles Billige weggekauft wird“. Im Moment sei der Arbeitsaufwand schlimmer als zu Weihnachten, da viele Läden in der Corona-Krise ihre Lager auflösten oder neu strukturierten. „Der Kundenandrang ist gleich geblieben, aber der Wareneingang hat zugenommen, das müssen wir bewältigen“, sagt Manousek.

Das ist auf dem beengten und auf mehrere Lager und Räumlichkeiten verteilten Tafel-Domizil rund um die Kölner Straße 13 schwierig. Eigentlich sollte da der dringend benötigte Neubau der Dormagener Tafel auf 500 Quadratmetern mit großem Hochregallager und Kühlhaus auf dem Grundstück neben der Baptisten-Kirche an der Bürger-Schützen-Allee noch in diesem Jahr Abhilfe schaffen und die Platz- und Logistikprobleme für die nächsten Jahre lösen. Doch durch die Corona-Krise muss der Neubau verschoben werden: „Um den Bauantrag stellen zu können, brauche ich das Votum der Mitglieder. Eine Versammlung ist im Moment nicht machbar“, sagt Manousek. Auch das Spendensammeln für die Finanzierung des Baus stockt im Moment, ebenso die weitere Unterstützung durch Helfer. „Ich rechne damit, dass wir hoffentlich im kommenden Frühjahr in den Neubau ziehen können“, sagt sie.

Das Hauptaugenmerk liegt in der Versorgung der jetzigen Kunden. „Dafür brauchen wir jede Hilfe“, so Manousek: „Wenn unsere tollen Mitarbeiter und Ehrenamtlichen nicht mehr anpacken, weiß ich nicht, wie wir die Lebensmittel, die palettenweise angeliefert werden, bewältigt bekommen.“