Erinnerungen an Hannelu Manitz
Kreisarchiv stellte am Tag der Archive starke Frauen in den Fokus.
Dormagen. „Nichts kann eine Zeit so gut darstellen wie Filme“, sagte Kreisarchivleiter Stephen Schröder, bevor er im Zonser Archiv erstmals einen Zusammenschnitt aus drei unterschiedlichen Phasen Dormagener Geschichte präsentierte.
So lässt es einem kalte Schauer den Rücken herunterlaufen, wenn man im ersten Mitschnitt, der Dormagen um 1935 zeigt, überall Hakenkreuz-Flaggen sieht.
„Menschen am Niederrhein“ zeigt der Mitschnitt von 1955, in dem man Dormagen als „kleines Dorf“ sehen kann: Ansichten der Rhein-Schifffahrt, der Straßenverkehr an der Apotheke an der Kölner Straße. Ein Dorf, das stetig wächst. „Immer mehr Häuser und Straßen entstehen, weil immer mehr Menschen bei Bayer Arbeit finden und nach Dormagen ziehen“, sagt der Sprecher im Film.
Die Besucher des Kreisarchivs sind von den Mitschnitten angetan. „Die 50er Jahre — eine schöne Zeit war das“, meint eine ältere Dame. „Die Leute da müssten wir eigentlich schon kennen“, flüstert ihre Begleiterin. Man kann noch weiter in vergangenen Zeiten schwelgen, sieht Arbeiter bei der Ernte an der Dreschmaschine, Reporter beim Verfassen eines Artikels oder den Betrieb in der Aktienbrauerei.
Der letzte Mitschnitt widmet sich den Ereignissen von 1969, als Dormagen städtisch wurde. Am Ende des Films applaudieren die Besucher. Seit 2012 widmet sich das Archiv dem Projekt „Dormagen in alten Filmen“, in dem analoges Filmmaterial aus den Archivbeständen sowie private Filme digitalisiert werden.
Der Tag der Archive ist eine bundesweite Veranstaltung, die vom Berufsverband der Archivare organisiert wird. Dem diesjährigen Motto „Frauen — Männer — Macht“ ist das Haus an der Schlossstraße mit einer kleinen Ausstellung über die erste Zonser Bürgermeisterin, Hannelu Manitz (1923-2012), nachgekommen. Mehrere Vitrinen widmen sich ihrem Werdegang und politischem Wirken.
Stephan Schröder hielt am Sonntag zudem eine Einführung in die Personenstandsregister und in das Bildarchiv. Wer wollte, konnte auch an einer halbstündigen Führung durch das Archiv teilnehmen.
Auch an die kleinen Besucher hatte man gedacht und historische Puzzle und Bastelarbeiten bereitgestellt. Leider spielte das Wetter den Organisatoren nicht zu, denn gerade Familien nutzten den bisher wärmsten Tag des Jahres dann doch lieber für einen Ausflug im Freien.
Stephen Schröder zeigte sich dennoch sehr zufrieden: „Es waren viele Leute da, die auch großes Interesse gezeigt haben.“