Im Tannenbusch knirscht es

SDW will Umfang ihrer Aufgaben in einem Vertrag mit der SVGD geregelt wissen.

Dormagen. Bestes Frühlingswetter ist für das Osterwochenende vorhergesagt. Ganz sicher werden viele Familien die Feiertage für einen Besuch im Tierpark Tannenbusch nutzen. Auch Eltern aus dem Rhein-Kreis Neuss oder Köln kommen gerne nach Delhoven, um dem Nachwuchs beim Waldspaziergang die heimischen Tierarten zu erklären — und das kostenlos.

130 Säugetiere — vom Rehkitz bis zum stattlichen Keiler— haben seit der Gründung 1958 im Tannenbusch eine Heimat gefunden. Alle Tiere gehören der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) Dormagen. Betreiber des 16,5 Hektar großen Zoos ist jedoch seit 2007 die Stadtmarketing- und Verkehrsgesellschaft Dormagen (SVGD). Die städtische Tochter verantwortet die artgerechte Haltung und Betreuung der Tiere, während Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit sowie die wissenschaftliche Beratung zum Tierbestand bei der Schutzgemeinschaft liegen.

Dass es in der Zusammenarbeit beider Seiten seit geraumer Zeit heftig knirscht, ist kein Geheimnis. Unter anderem geht es um den Streit der Einnahmen aus den Futterautomaten und die zeitweilige Absicht der SVGD, einen eigenen Förderverein zu gründen. Der langjährige SDW-Vorsitzende Hermann-Josef Kremer spricht von „vielen unerfreulichen Vorfällen“.

Die sollen allerdings nicht der Grund dafür sein, dass Kremer (75) und sein ein Jahr jüngerer Vereinskollege Rolf Wörhoff in Zukunft ihren ehrenamtlichen Einsatz zurückfahren wollen. Vielmehr führt Kremer das Alter an: „Wir können nicht mehr jeder 20 Stunden die Woche leisten, um uns um die Tiere zu kümmern.“

Auch der erst vor einigen Tagen neu gewählte Vorstand sei dazu nicht in der Lage, „das sind junge Leute, die mitten im Beruf stehen“. Die Schutzgemeinschaft will sich weiterhin einbringen, den Umfang ihrer Aufgaben aber in einem Kooperationsvertrag mit der SVGD geregelt wissen. Dafür stellt Kremer aber eine Bedingung. „Es muss gewährleistet sein, dass die Tiere durch qualifiziertes und sachverständiges Personal, das entsprechend fortzubilden ist, betreut werden. Nur dann kann die vom Kreisveterinäramt erteilte Zoogenehmigung erhalten bleiben.“

Es klingt ganz so, als traue er das den vorhandenen Mitarbeitern nur bedingt zu. SVGD-Geschäftsführer Ulrich Pfister ärgert dieser Vorwurf: „Seit über 20 Jahren ist alles gut gegangen, da frage ich mich, wieso es jetzt nicht mehr gehen soll?“ Er will bei einem für Anfang Mai terminierten Gespräch mit dem neuen Vorstand der SDW die Fronten klären.

An deren Spitze steht seit knapp zwei Wochen Marc Pellekoorne. Der 32-Jährige lebt seit zwei Jahren in Dormagen. Er arbeitet als IT-Manager bei einem Neusser Unternehmen, bringt aber aus einigen Semestern Forstwirtschaft profunde Waldkenntnisse mit und ist zudem Jäger und Falkner. Pellekoorne selbst hat bislang keine Konflikte mit der SVGD erlebt und geht die weitere Zusammenarbeit „völlig unbefangen“ an.

Dennoch bleibt die Frage, ob der Tierpark in seiner heutigen Größe erhalten werden kann. „Es ist sicher sinnvoll, den Tierbestand daraufhin zu sichten, welche Tiere wirklich typisch für unsere Gegend sind“, gibt Wiljo Wimmer, SVGD-Aufsichsratsvorsitzender, zu bedenken. Grundsätzlich, betont er, sei man bereit, sich „im Management des Tierbereichs zu verstärken“, verweist aber auch auf den vorhandenen Sachverstand: „Die SVGD bildet im Tannenbusch derzeit zwei Tierpfleger aus und kooperiert dabei auch mit dem Kölner Zoo.“ Wimmer mahnt, die Diskussion „emotional nicht ganz so hoch aufzuhängen“.