Kunststoffmesse: Neuheiten — made in Dormagen
Bayer und Lanxess eigen noch bis Mittwoch ihre Neuentwicklungen.
Dormagen. Was hat Schwedens Nationalspieler Zlatan Ibrahimovic mit der Kunststoffmesse „K 2013“ zu tun? Sehr viel, wenn man Hartwig Meier, Leiter Produkt- und Anwendungsentwicklung beim Lanxess-Geschäftsbereich High Performance Materials, glaubt. Mit Begeisterung erzählt Meier von Ibrahimovics phänomenalem Fallrückzieher, mit dem der Schwede beim Spiel gegen England in der 90. Minute für den 4:2-Endstand sorgte. „Bei dem Tor waren Ibrahimovics Fußballschuhe wunderbar zu sehen. Sie sind mit dem von uns hergestellten Tepex verstärkt“, erzählte Meier.
Der Faserverbundstoff der Marke Tepex ist nur eine von vielen Neuheiten, die Lanxess auf der noch bis Mittwoch andauernden „K 2013“ vorstellt. Kernbestandteil dieser Produkte sind moderne thermoplastische Hightech-Kunststoffe, die — je nach Einsatzgebiet — mit so genannten Endlosfasern aus Stoffen wie Glas oder Carbon verstärkt werden.
Verwendung finden sie nicht nur in Fußballschuhen, sondern auch in Skischuhen, Fahrradkomponenten oder Ski-Helmen. Aber auch in der Elektro- und in der Autoindustrie kommt Tepex zum Einsatz. „Um unsere Marktposition auf diesem Gebiet zu stärken, haben wir vor einem Jahr die Firma Bond-Laminates aus Brilon gekauft“, berichtete Meier.
Ein großer Teil der Exponate von Lanxess zeigt die vielfältigen Anwendungsbereiche für Mobilität. Kein Wunder, denn 60 Prozent des Geschäfts macht der Spezialchemie-Konzern mit Werkstoffen für die Automobilindustrie. Damit Autos weniger Sprit verbrauchen, sei eine Gewichtseinsparung unerlässlich. Hier kommt Lanxess ins Spiel. Das Unternehmen entwickelt Kunststoffteile, die schwere Metallelemente komplett ersetzen können, oder zumindest mit diesen kombiniert werden. Die größten Teile sieht man auch auf der Messe. Es sind Frontschürzen, in denen Polyamid- und Polyester-Compounds der Marken Durethan und Pocan verarbeitet sind, für den Lkw-Bauer MAN. 100 Mitarbeiter beschäftigen sich am Standort Dormagen mit der Forschung und Entwicklung der neuen Produkte.
Weltweit führend ist Lanxess nach eigenen Angaben auch in der Herstellung von synthetischen Hochleistungskautschuken, die zusammen mit Kunststoffen 2012 rund 50 Prozent des Gesamtumsatzes von 9,1 Milliarden Euro ausmachten. Stolz wurde auf der Messe der neue AA-Konzeptreifen vorgestellt. Es ist einer der ersten Pneus, die nach den Kriterien des EU-Reifenlabels sowohl beim Rollwiderstand als auch bei der Nasshaftung mit der Bestnote „A“ bewertet wurden.
Die größte Aufmerksamkeit am Stand der Bayer Material Science (BMS) erregten die großen, interaktiven Medientische. Hier können sich die Besucher nicht nur über aktuelle Innovationen informieren, sondern bekommen auch visionäre Entwicklungen präsentiert. Über Touch-Screen-Oberflächen und Gestik-Steuerung finden auch die eigenen Träume der Besucher ihren Weg in eine Diskussionsplattform.
Insgesamt hat BMS seinen Messestand auf die Themen Freiheit, Sicherheit und Glück ausgerichtet und versucht aufzuzeigen, wie bestimmte Materiallösungen zur Verwirklichung von Träumen beitragen können. Nicht nur ein Traum geblieben ist etwa das Exoskelett, eine Art Außenskelett oder Stützstruktur, das von BMS entwickelt wurde, um die Bewegung des Trägers durch Servomotoren an den Gelenken zu unterstützen oder auch zu verstärken. „Die Exoskelette haben in Bochum ihre TÜV-Freigabe bekommen und werden momentan von den Leuten in Fukushima benutzt, die in dicken Schutzanzügen Aufräumarbeiten leisten“, erläuterte Eckard Foltin, Leiter des BMS-Kreativcenters.
Nach dem gleichen Prinzip würde auch ein Exoskelett in Form eines Meerjungfrauenschwanzes funktionieren, welches den Menschen beim Anlegen ermöglichen könne, wie ein Delfin im Wasser zu schwimmen. Was herauskommt, wenn Know-how, zukunftsgerichtete Ideen und Kreativität aufeinandertreffen, können Besucher an dem interaktiven Violoncello sehen. Das aus transparentem Kunststoff gefertigte Instrument lässt sich durch eingebaute LEDs und Mini-Beamer mit Grafiken oder Videos bespielen.