Neue TDI-Anlage ist offiziell in Betrieb

Mehr als 200 Ehrengäste, unter ihnen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, nahmen an der Feier teil.

Dormagen. Ein großes, beheizbares Zelt an der Stelle, wo früher das Kasino gestanden hat, weit über 200 Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft mit der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft an der Spitze, dazu der Auftritt des Bewegungstheaters „Mobilé“, das den Herstellungsprozess und die daraus hervorgehenden Erzeugnisse tänzerisch-originell darstellte: Bayer MaterialScience (BMS) hatte am Dienstag alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die offizielle Inbetriebnahme der neuen TDI-Anlage im Chempark Dormagen gebührend zu feiern.

Der Aufwand war nachvollziehbar. Schließlich handelt es sich bei der Anlage zur Produktion von Toluylen-Diisocyanat (TDI), das eine wichtige Rolle bei der Anfertigung von Polstern, Sitzen und Matratzen spielt, um eines der größten Bayer-Bauprojekte in den vorigen 15 Jahren, wie BMS-Vorstandschef Patrick Thomas betonte. Alles in allem beläuft sich die Investition auf eine Summe von mehr als 400 Millionen Euro.

Dormagen sei damit „unser europäisches Zentrum für die Herstellung von TDI“, betonte Thomas. Er und Bayer-Vorstandsvorsitzender Marijn Dekkers hoben die Effizienz und Umweltfreundlichkeit der Anlage (Kapazität 300 000 Jahrestonnen) hervor. Gegenüber einer konventionellen Anlage gleicher Kapazität würden in Dormagen bis zu 60 Prozent weniger Energie benötigt und bis zu 80 Prozent weniger Lösungsmittel. Chempark-Leiter Ernst Grigat sprach von „gebauter Zukunft“ und gelungener industrieller Wertschöpfung.

„Die Anlage stärkt NRW insgesamt. Dieser Industriestandort hat Zukunft“, urteilte Ministerpräsidentin Kraft, die die Großinvestition auch wertete als „Vertrauensbeweis für die Belegschaft, die sich dieses Vertrauen erarbeitet hat. Das ist heute Ihr Tag“, sagte sie in Richtung der Beschäftigten, denen Thomas, Dekkers und der Dormagener Bayer-Betriebsratsvorsitzende André van Broich (vertrat den erkrankten Gesamtbetriebsratschef Thomas de Win) sehr gute Arbeit bescheinigten.

Zufriedene Gesichter gab es bei den politischen Verantwortlichen aus Stadt und Region. Er sei „definitiv stolz“ , sagte Dormagens Bürgermeister Erik Lierenfeld: „Eine so hohe Investition in ein Projekt erlebt man nicht oft. Die Welt der Chemie blickt heute auf Dormagen.“

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke wertete den Bau der TDI-Anlage als „wichtiges Signal in schwieriger Zeit“, merkte aber an: „Die Energiekosten bereiten mir Sorgen, nicht nur im Bereich Chemie.“ Ähnlich kritisch hatte sich in diesem Punkt Bayer-Chef Dekkers geäußert.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Rainer Thiel erwartet positive Auswirkungen weit über Dormagen hinaus, nicht nur bei den Arbeitsplätzen. Von denen sind in der neuen Anlage 20 zusätzlich entstanden.

Keine große Zahl, doch Patrick Thomas verwies darauf, dass notwendige Wartungsarbeiten, Instandhaltung, technische Dienstleistungen viele Arbeitsplätze im Umfeld des Chemparks sicherten: „Das gilt auch für tausende weitere Stellen, die in der Wertschöpfungskette in NRW und Deutschland mit der TDI-Produktion verbunden sind.“