Raphaelshaus: Streit um Projekt
Bürgermeister Hoffmann beschwert sich über ein „unverhältnismäßiges Vorgehen“ des Ministeriums.
Dormagen. Die Auseinandersetzung um ein Modellprojekt im Raphaelshaus geht in die nächste Runde: Jetzt hat sich Dormagens Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann massiv bei dem verantwortlichen Justizminister Thomas Kutschaty über die Einstellung des Modellprojekts „Jugendstrafvollzug in freien Formen“ mit sieben Plätzen im Raphaelshaus beschwert.
In seinem Brief bemängelt Hoffmann die „unzureichende Prüfung der Tatsachen“ durch das Ministeriums. „Offensichtlich — dies ist mein Eindruck — hat Ihr Haus auf einer Tatsachenbasis entschieden, die nicht der Wirklichkeit entspricht“, schreibt er.
Damit bezieht sich Hoffmann auf die „verleumderische Tatsachenbehauptung“ des Ministeriums, das Modellprojekt sei über einen längeren Zeitraum zum Teil fernab jeglicher Absprachen und pädagogischem Konzept praktiziert worden. Er verweist auch auf einen Bericht des LVR-Jugendamtes. Darin wird beschrieben, dass der Einrichtung kein fachliches Versäumnis oder fehlerhaftes Verhalten nachzuweisen sei. Außerdem empfinde er die Beendung des Landesprojekte „aufgrund des Fehlverhaltens eines einzelnen Mitarbeiters als unverhältnismäßig“.
Detlef Feige, Pressesprecher des Justizministers Thomas Kutschaty, weist diese Vorwürfe zurück. „Die Vorkommnisse im Raphaelshaus gehen gar nicht. Wir haben die Zusammenarbeit mit der Einrichtung beendet und das Projekt erst mal eingestellt. Ich gehe davon aus, dass das endgültig ist“, sagt er. Schließlich müsse es für die Vorfälle einen Grund geben.
„Unser Vertrauen in das Raphaelshaus ist erschüttert, es muss dort Defizite gegeben haben. Sonst wäre das alles nicht passiert“, sagt er. Gemeint sind die Vorfälle, bei denen ein Mitarbeiter des Raphaelshauses zu Weihnachten einen Ausflug mit den jugendlichen Intensivtätern in ein Düsseldorfer Bordell und zu Silvester eine Trink-Tour durch Köln unternommen haben soll.
Ob das Projekt komplett eingestellt werde, sei noch unklar. „Wir prüfen derzeit, ob eine andere Einrichtung für das Projekt in Frage kommt. Da gibt es aber noch keine konkrete Vorstellung“, sagt Feige. „Das Projekt an sich ist gut, wir haben durchaus ein Interesse daran, das fortzuführen“, führt er aus. Damit bezieht sich der Sprecher auf einen weiteren Vorwurf Hoffmanns. Der hatte vermutet, dass die Vorfälle dem Ministerium recht waren, um sich des Projektes zu entledigen.