Braunkohle: Stadt bereitet sich auf Strukturwandel vor
Ein Arbeitskreis soll Ideen für die Zeit nach dem Braunkohle-Aus erarbeiten. So will es Bürgermeisterin Kwasny.
Grevenbroich. Die Stadt Grevenbroich will sich auf die Zeit nach der Braunkohle vorbereiten. „Wir müssen uns mit diesem Thema beschäftigen“, sagt Ursula Kwasny. Die Bürgermeisterin plant, einen Arbeitskreis ins Leben zu rufen, der sich aus Vertretern von Verwaltung, Politik, Handel und Wirtschaft zusammensetzen soll. Die Mitglieder sollen Strategien für die Zukunft entwickeln.
Ein Beispiel für den nahenden Strukturwandel ist die nahende Stilllegung des Kraftwerks Frimmersdorf. „Für das Gelände muss eine Lösung gefunden werden“, sagt Kwasny. So hofft nun auf ein bald stattfindendes Gespräch mit RWE.
Grevenbroich — bekannt als die „Bundeshauptstadt der Energie“ — wird mit dem Ende des Braunkohletagebaus vor ein ähnlichen Problemen stehen wie das Ruhrgebiet. Wie sehr die Stadt von Energie und Bergbau abhängt, zeigt ein Blick auf die Arbeitsplätze: 2100 Menschen (rund elf Prozent aller in Grevenbroich Beschäftigten) arbeiten in der Energie-Branche, 1700 (etwa acht Prozent) sind im Bergbau tätig.
Verglichen mit dem Landesdurchschnitt bedeutet dies für den Bergbau: In Grevenbroich arbeiten 20 Mal mehr Menschen in diesem Bereich. Zwischen 2008 und 2013 wurden in der Energieversorgung fünf Prozent der Jobs, im Bergbau 8,6 Prozent abgebaut. Neben den Arbeitsplätzen im eigenen Unternehmen ist RWE ein wichtiger Auftraggeber für die Region: Allein 2013 wurden Aufträge in Höhe von rund 830 Millionen Euro vergeben.
„Diese Größenordnung wird eine andere Branche schwer ersetzen können“, sagt Kraftwerks-Chef Dr. Eberhard Uhlig. Allerdings warnt er davor, „bereits jetzt einen Abgesang auf die Braunkohle zu halten“. Sie werde beim Energiemix weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Die Idee eines gemeinsamen Arbeitskreises unterstützt Uhlig, verweist aber darauf, dass es eine Lenkungsgruppe bereits gegeben habe.
Laut Einschätzung der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein stellt der Strukturwandel Grevenbroich „vor eine enorme Herausforderung“. Die Schlossstadt müsse Alternativen finden, etwa als Logistik-Standort. Oberste Priorität solle die Ansiedlung neuer Unternehmen besitzen. Ein Beispiel: In Kapellen wird eine 12,5 Hektar große Fläche zwischen dem bestehenden Gewerbegebiet und der Autobahn 46 ausgewiesen. Auch in der Dienstleistungsbranche sieht die Kammer Potenzial.
Dass Grevenbroich sich schon längst mit diesem Thema beschäftigt haben müsse, kritisiert Martina Suermann („Mein Grevenbroich“): „Trotz einer vor Jahren eingerichteten Lenkungsgruppe fehlen Perspektiven.“ Die Stadt müsse fit gemacht werden für die Zukunft. — „Um eine Welle von Arbeitslosen aus dem Energiebereich zu kompensieren, muss die Stadt Flächen für neues Gewerbe asuweisen“, fordert UWG-Fraktionsvorsitzender Carl Windler. Eine neue Arbeitsgruppe sollte mit „Herzblut“ betrieben werden.