Lücke im Verkehrsangebot Fehlanzeige bei alternativer Mobilität

Grevenbroich · Während andere Städte auf flexible Mobilität setzen, bleibt die Schlossstadt außen vor. Fahrdienstunternehmen interessieren sich zwar für den Standort Grevenbroich, sind aber trotzdem nicht verfügbar. Woran das liegt.

Wenn Grevenbroicher einen Uber rufen möchten, müssen sie besonders viel Glück haben.

Foto: dpa/Seth Wenig

Uber, E-Scooter, Leihräder – was in vielen Städten längst zum Alltag gehört, fehlt in Grevenbroich komplett. Weder an Bahnhöfen, noch in der Stadtmitte sind die bunten Roller oder ausleihbare Fahrräder zu sehen. Fällt mal ein Bus oder die Bahn aus, gibt es ohne Auto also kaum eine Möglichkeit, schnell zu dem gewünschten Zielort zu kommen.

Und so schnell wird sich das auch nicht ändern: Grevenbroich bleibt vorerst ohne Uber-Angebot. Zwar zeigt das Unternehmen grundsätzlich Interesse an einer Ausweitung seines Fahrdienst-Vermittlungsservices, doch konkrete Pläne für einen Start in der Schlossstadt gebe es nicht. „Allein wegen der Nähe zu Düsseldorf ist der Standort für uns jedoch interessant“, erklärt Oliver Fritz, ein Unternehmenssprecher. Allerdings gebe es eine wichtige Voraussetzung, um Uber in Grevenbroich anbieten zu können: Die Mietwagen- und Taxiunternehmen müssen ihren Betriebssitz vor Ort haben. Das sei in Grevenbroich noch nicht der Fall. Wann und ob das überhaupt noch passieren wird, könne man nicht sagen. „Es ist auf jeden Fall erst einmal kein Standort in Grevenbroich geplant“, so der Sprecher weiter. Ebenso wenig wie in der Nachbarstadt Dormagen.

Einzelne Uber-Fahrzeuge können dennoch gelegentlich in Grevenbroich auftauchen. Das liegt daran, dass ein Fahrer aus einer anderen Stadt in der Nähe einen Auftrag beendet hat und sich auf dem Rückweg zu seinem Betriebssitz befindet. „In solchen Ausnahmefällen kann er über die App einen Folgeauftrag annehmen“, sagt Fritz. Kurzum: Man muss Glück haben, dass ein Fahrer zu einer bestimmten Zeit in der Nähe von Grevenbroich einen anderen Fahrgast ablässt – ansonsten gibt es keine Chance auf eine Fahrt mit dem Unternehmen.

Ähnlich sieht das bei Bolt aus. Über diese App können sich Kunden deutschlandweit Fahrten buchen. Das Problem: In Grevenbroich wird zu jeder Tageszeit angezeigt, dass kein Fahrer verfügbar ist. Neben Fahrdiensten bietet Bolt auch Sharingangebote mit E-Scootern und Fahrrädern an: auch die sind in der Schlossstadt nicht verfügbar. Ganz aus dem Stadtbild bleiben E-Scooter jedoch nicht: Viele junge Menschen fahren mit eigenen E-Scootern durch Grevenbroich. In diesem Zusammenhangen kam es schon öfter zu Unfällen – einmal sogar zu einem Brand, da der Akku eines Rollers in Elsen explodierte. Die Preise für die E-Scooter variieren je nach Ausstattung, Reichweite und Hersteller. Durchschnittlich kosten die Roller mit Straßenzulassung zwischen 280 und 1200 Euro.

Für einen gemieteten E-Scooter des Unternehmen TIER zahlen Kunden in der Regel einen Euro für die Startgebühr und je nach Stadt pro Minute zwischen 15 und 25 Cent. Auf Anfrage bestätigt eine Sprecherin von TIER, dass sie bislang nicht in Grevenbroich mit ihrem Angebot aktiv sind. Sie seien jedoch immer gesprächsbereit, „sofern seitens der Stadt Interesse an einem Angebot für geteilte E-Scooter besteht“, heißt es weiter.

Die Stadt sei bisher diesbezüglich im Austausch mit den Stadtbetrieben. Im vergangenen Jahr stellte die CDU-Fraktion in Grevenbroich einen Antrag zur Prüfung der Kosten für das Einrichten von E-Scooter-Abstellplätzen an weiterführenden Schulen – das war im Januar 2024. „Das Thema alternative Mobilität ist durchaus präsent“, so Rathaus-Sprecher Lukas Maaßen. Die bunten E-Scooter sind noch nicht an Schulen oder anderswo zu sehen.

Bleibt also neben Auto und öffentlichem Nahverkehr nur noch eins, um sich in der Schlossstadt – wenn es mal schnell gehen muss – von A nach B zu bewegen: Das eigene Fahrrad. Zumindest sieht man die Zweiräder viel und oft im Stadtbild. Mit Uber und Co. ist in naher Zukunft nicht zu rechnen.