Integriertes Klimaschutzkonzept für die Stadt So soll Grevenbroich klimaneutral werden

Grevenbroich · Bis 2045 will die Stadt klimaneutral werden. Dazu soll das neue Klimaschutzkonzept beitragen, das jetzt der Politik vorgestellt wird. Ein Handlungsprogramm soll helfen, bis 2030 die Kohlendioxid-Emissionen um 52 Prozent zu senken.

In Grevenbroich sind fast alle stadteigenen Straßenlaternen auf LED umgerüstet – so wie hier an der Kölner Straße in der Fußgängerzone.

Foto: Kandzorra, Christian

Die Herausforderung ist gewaltig. Die Stadt strebt an, „bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu werden“, das bedeutet gegenüber 2020 eine Reduzierung von 5,6 Tonnen Kohlendioxid pro Kopf und Jahr auf null bis maximal eine Tonne. So steht es im integrierten Klimaschutzkonzept, das die Stadtbetriebe am Mittwoch dem Umweltbeirat vorlegen. Dieses Ziel in nur 22 Jahren könnte entmutigen – doch die Stadt will die Herausforderung anpacken. Das Klimaschutzkonzept als strategische Arbeitsgrundlage beinhaltet ein Handlungsprogramm mit 36 Maßnahmen. Die sollen dabei helfen, bis 2030 den Kohlendioxid-Ausstoß in der Stadt „um mindestens 52 Prozent bezogen auf 2020“ abzusenken, auf höchstens 2,9 Tonnen pro Kopf und Jahr.

„Die Stadt hat sich verpflichtet, ihren Teil zum Schutz unseres Klimas beizutragen. Das vorliegende Konzept ist das Ergebnis unserer gemeinsamen Bemühungen, Initiativen zu bündeln, wichtige Akteure zusammenzubringen und aktive Beteiligung zu fördern“, erklärt Bürgermeister Klaus Krützen. Er betont, dass die Stadt zwar eine Vorreiterrolle einnehmen könne, dass aber Klimaschutz eine Gemeinschaftsaufgabe für alle sei. Denn die Emissionen der kommunalen Verwaltung machen drei Prozent aus, gegenüber 40 Prozent bei allen privaten Haushalten. Hinzu kommen die Bereiche Verkehr und Industrie. Dementsprechend hatte die Stadt bei der Erarbeitung des Konzepts auf Beteiligung von Bürgern gesetzt, etwa bei vier Themenworkshops im Frühjahr sowie einer Online-Umfrage.

Bei den Stadtbetrieben wurde derweil Fleißarbeit geleistet. Auf 175 Seiten wird mit vielen Tabellen dargestellt, wo die Stadt beim Energieverbrauch und Kohlendioxid-Ausstoß steht, wie groß das Potenzial für Reduzierungen ist. So liegt Grevenbroich beim Energie-Endverbrauch der Haushalte mit 8,35 Megawattstunden pro Einwohner und Jahr unter dem Bundesdurchschnitt von 10,2 Megawattstunden, ähnlich sieht es beim Verkehr aus.

Handlungsprogramm
hat 36 Maßnahmen

Auch die kommunale Verwaltung selbst vermeldet Erfolge: So sind fast alle stadteigenen Straßenlaternen bereits auf sparsame LED umgerüstet. Ein Anfang, doch es soll weitergehen. Das Konzept sieht für die gesamte Stadt ein Reduzierungspotenzial des Kohlendioxidausstoßes bis 2030 um 30 bis 50 Prozent vor.

Auf dem Weg dorthin soll das Handlungsprogramm mit insgesamt 36 Maßnahmen beitragen – in den Handlungsfeldern „Mobilität“, „Klimaschutz“, „Wirtschaft und Strukturwandel“, „Erneuerbare Energien“, „Bildung und Öffentlichkeitsarbeit“, „Kommune als Vorbild“ und „Strukturen für den Klimaschutz“. Der Aufbau des ÖPNV sowie des Rad- und Fußverkehrs gehört beispielsweise dazu, die Erstellung eines Mobilitätskonzepts und die Stärkung der Elektromobilität. Andere Maßnahmen reichen von der kommunalen Wärmeplanung bis zur nachhaltigen Stadtentwicklung, von der Klimaschutz-Beratung für Unternehmen und Bürger bis zur Förderung von Energiegenossenschaften.

Fotovoltaik auf den Dächern von Logistik-Betrieben und anderen Unternehmen sollen gefördert werden, bei einer Pilot-Fläche für Agri-PV will die Stadt beraten und koordinieren. Natürlich soll auch der Fotovoltaik-Ausbau auf Schulen und anderen Stadtimmobilen vorangetrieben und eine Sanierungsoffensive für Stadtgebäude gestartet werden – bei gleichzeitiger Reduzierung des Wärmeverbrauchs.

Zudem sollen Klimaschutz und Nachhaltigkeit in Kitas, Schulen und Erwachsenenbildung eine größere Rolle spielen.

Und, und, und. Die Umsetzung soll durch ein Controlling kontrolliert, bei Bedarf soll nachgesteuert werden. Klar ist: Zum Nulltarif ist das alles nicht zu haben. Für die Umsetzung aller Maßnahmen sind laut den Stadtbetrieben circa 14 Millionen Euro und 21 Personalstellen bis 2030 erforderlich. Dem würden jedoch auch Einsparungen gegenüberstehen. Und: Keinen Klimaschutz zu betreiben, würde wegen der Folgeschäden des Klimawandels teurer.

Gefordert wurde das nun vorliegende Konzept von den Grünen, die sich zufrieden mit dem Ergebnis zeigen: „Das 175 Seiten starke Papier gibt uns Handlungsanweisungen, die sofort angepackt werden können. Damit kommen wir mit dem Klimaschutz gut voran“, sagt Fraktionsvorsitzender Peter Gehrmann. Zudem versetze das Konzept die Stadt in die Lage, auf Zuschüsse zurückgreifen zu können. Ende September soll das Papier den Rat
passieren.