Mordfall Claudia Ruf Mordfall Claudia Ruf: 2250 DNA-Tests bringen keine Übereinstimmung

Hemmerden. · Ein Jahr nachdem der Mordfall „Claudia Ruf“ neu aufgerollt wurde, hat die Polizei 2250 von 2400 DNA-Tests ausgewertet. Mittlerweile wird international nach dem Mörder gefahndet. Eine heiße Spur gibt es noch nicht.

Im November vergangenen Jahres hatte die Polizei den Fall der vor 24 Jahren ermordeten Claudia Ruf neu aufgerollt.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Ein Jahr nach Beginn des freiwilligen DNA-Massentests im Fall der ermordeten Claudia Ruf hat die in Neuss und Bonn sitzende Mordkommission 2250 von 2400 DNA-Tests ausgewertet. Dabei fand sich keine Übereinstimmung mit der DNA des Täters. Ein Unbekannter hatte im Mai 1996 das damals elf Jahre alte Mädchen aus Hemmerden vergewaltigt, getötet und den Leichnam auf einem Feld bei Euskirchen angezündet, um Spuren zu verwischen. 23 Jahre nach dem Verbrechen hatte die Polizei die Suche nach dem Täter wieder forciert – und Männer mit Bezug zu Hemmerden um eine freiwillige DNA-Probe gebeten.

Der Sprecher der Bonner Polizei, Robert Scholten, sagt: „Noch sind die in der Mordkommission Ruf arbeitenden Beamten optimistisch, dass sie den Täter ermitteln werden.“ Unter der Leitung von Reinhold Jordan arbeiten vier Beamte in Bonn und bis zu vier weitere Ermittler in Neuss daran, die noch offenen Spuren zu schließen.

Nach Angaben der Polizei sind neben rund 150 bislang nicht ausgewerteten DNA-Proben zahlreiche weitere Spuren zu verfolgen. So laufen derzeit 15 Rechtshilfeersuchen an die Behörden in den USA, Portugal, Benelux, Schweiz und Österreich, weil Männer aus Hemmerden heute in diesen Ländern leben. „Solche Ersuchen können wir aber erst dann stellen, wenn wir den Namen und den Aufenthaltsort der betreffenden Personen genau kennen“, erläutert Scholten. Fünf per Rechtshilfeersuchen angegangene Männer konnten zwischenzeitlich als Täter ausgeschlossen werden.

Neben der Gruppe der ins Ausland Verzogenen habe es im Laufe der Ermittlungen 154 Männer gegeben, die einen DNA-Test verweigert hätten. Elf von Ihnen wurden per richterlichem Beschluss zur Abgabe einer Speichelprobe verpflichtet. Auch ihr Abgleich verlief negativ. Vier „Verweigerer“ stehen noch auf der Liste der Mordkommission. „Hier müssen wir jeweils im Einzelfall darlegen, warum wir die richterliche Anordnung beantragen“, berichtet Scholten.

Suche nach Angehörigen von Verstorbenen ist schwierig

Im Rahmen der Suche seien 25 Personen nachträglich auf die Liste gekommen. Ihre DNA-Proben müssten noch genommen und ausgewertet werden. Bei 80 Männern sei der Verbleib ungeklärt. Es sei völlig unklar, wo sie sich derzeit aufhielten. Schwierigkeiten machen der MK Ruf die seit der Tat im Mai 1996 Verstorbenen. Hier gebe es eine Liste mit 40 Namen, bei denen unbekannt sei, wo genau sie verstorben sind und ob es noch lebende Angehörige gibt, über deren DNA eine Täterschaft ihres Verwandten ausgeschlossen werden könne.

Der Leiter der Mordkommission, Jordan, nutzt den Jahrestag der neuen Ermittlungen, um an alle Bürger in Grevenbroich und Hemmerden zu appellieren: „Bitte denken Sie noch einmal nach, ob es damals Menschen gab, die nur kurz in Grevenbroich oder Hemmerden gelebt haben und deshalb nicht gemeldet waren.“ Das könnten Erntehelfer sein, Verliebte, die nur für eine kurze Zeit bei ihrer Freundin wohnten, oder auch Weltenbummler in Wohnwagen oder Wohnmobilen. Für all solche Fälle gelte: „Wer nicht im Melderegister auftaucht, fehlt auch auf unseren Listen.“

Die Ermordung von Claudia Ruf erschütterte 1996 ganz Deutschland. Claudia Ruf war mit einem Nachbarshund in der Nähe des Elternhauses in Hemmerden spazieren gegangen, das Tier kehrte allein nach Hause zurück. Mehr als 150 Einsatzkräfte suchten nach der Vermissten. Kurz nachdem das Mädchen in Euskirchen-Oberwichterich tot gefunden worden war, gingen 120 Hinweise bei der Mordkommission ein. Bereits 1996 wurde im Fall ein Suchaufruf bei der TV-Serie „Aktenzeichen XY. . .ungelöst“ gestartet. Zudem wurde erstmals in NRW im Internet nach dem Mörder gefahndet.

Im Jahr 2019 hatten Profiler des Düsseldorfer Landeskriminalamtes den Fall neu bewertet. Dabei verwarfen sie die These, dass es sich bei dem Täter um eine Zufallsbegegnung gehandelt haben könnte. Stattdessen geht die MK Ruf derzeit davon aus, dass der Mörder einen Bezug zu Grevenbroich Hemmerden hatte. Die DNA-Tests der heute in Hemmerden lebenden Männer waren schon vor Monaten allesamt ausgewertet. Ohne Übereinstimmung.