Kriminalität in Grevenbroich Mordfall Claudia Ruf: Die Ermittler sind weiterhin zuversichtlich

Hemmerden/Bonn. · 700 Speichelproben müssen noch vom Landeskriminalamt ausgewertet werden. 300 Männer haben noch keine DNA abgegeben, davon konnte die Polizei 100 noch gar nicht erreichen. Dennoch ist der Leiter der MK Ruf optimistisch.

Im November 2019 informierte die Staatsanwaltschaft über die neuen Ermittlungen im Mordfall Claudia Ruf.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Der Leiter der Mordkommission Claudia Ruf, MK Ruf, ist unverändert optimistisch, dass der Täter ermittelt werden wird. Reinhold Jordan (56) begründet dies so: „Es ist doch völlig klar, dass sich Täter nicht danach drängt, uns seine DNA für einen Abgleich zur Verfügung zu stellen.“ 240  Männer-Namen stehen auf der Liste der MK Ruf. 2100 Personen gaben bislang eine DNA-Probe ab. Davon sind 1400 ausgewertet worden – und negativ; kein Treffer. 700 muss das Landeskriminalamt Düsseldorf noch untersuchen. „Von 300 noch nicht getesteten Personen haben wir 100 noch nicht erreicht“, sagt Jordan.

Zur Erinnerung: Die elf Jahre alte Claudia Ruf war 1996 in Grevenbroich-Hemmerden entführt, sexuell missbraucht und umgebracht worden. Ihre Leiche wurde 70 Kilometer entfernt auf einem Feldweg in Euskirchen bei Bonn gefunden. Dort hatte der Täter versucht, den Leichnam anzuzünden – um Spuren zu verwischen.

Die weltweite Suche nach dem mutmaßlichen Vergewaltiger und Mörder geht unverändert weiter. Nur dies kann Jordan derzeit mit Gewissheit sagen: „Sämtliche Männer aus Hemmerden und Umgebung, die im November vergangenen Jahres bei uns freiwillig ihre Probe abgegeben haben, sind bereits untersucht.“ Sämtliche Proben waren negativ.

Damals war die Polizei noch von 1900 zu untersuchenden Männern ausgegangen. Der Kreis der möglichen Täter hat sich seither durch Hinweise ausgeweitet.

Hemmerden und seine Bewohner haben Jordan beeindruckt. „Wir sind dort auf eine außerordentlich hohe Bereitschaft gestoßen, uns bei dieser Arbeit zu unterstützen.“ Dies sei nach wie vor zu spüren. Hemmerdener, die innerhalb von Deutschland umgezogen sind, müssen nicht lange um eine Speichelprobe gebeten werden. „Da wirkt häufig die Mund-zu-Mund-Propaganda“ – und auch in der Ferne machen Männer sofort mit.

Laut Polizei wird die Suche nach dem Mörder bis Ende 2020 dauern

Andererseits gab es auch bereits die ersten DNA-Tests, die richterlich angeordnet werden mussten. Aber auch bei ihnen ist die MK Ruf dem Täter von 1996 noch nicht nähergekommen. Sehr wahrscheinlich ergebnislos bleibt auch eine Querverbindung, die die Phantasie mancher in Wallung brachte: Als die deutsche Polizei im Fall der 2007 an der portugiesischen verschwundenen Madelaine McCann gegen den derzeit wegen eines Drogenvergehens in Kiel einsitzenden Christian B. neue Ermittlungen aufnahm, wurden routinemäßig alle offenen Sexualdelikte und Morde deutschlandweit mit diesen Verdächtigen abgeglichen. Auch die Spuren aus der Vergewaltigung und dem Mord an Claudia Ruf. „Nach allem, was wir derzeit wissen, hielt sich B. 1996 zum Tatzeitpunkt in Portugal auf“, sagt Jordan.

So arbeiten sich vier Polizisten in Bonn und zwei in Neuss Tag für Tag durch Melderegister, Unterlagen von Standesämtern, bereiten Rechtshilfeersuchen vor und fahnden – im Fall von Verstorbenen auf der MK-Ruf-Liste – nach noch lebenden Verwandten, um von denen eine Speichelprobe zu bekommen und eine weitere Person als Täter ausschließen zu können. Die meisten Hinweise aus der Fernsehfahndung über die ZDF-Sendung Aktenzeichen XY ungelöst sind ebenfalls abgearbeitet. Es seien tatsächlich einige interessante Beobachtungen darunter gewesen, sagt Jordan.

Wie motiviert sich das Team für die schier unendliche Suche? Die Frage kann Jordan nur zum Teil verstehen: „Wir beziehen unsere Motivation daraus, dass wir am Ende den Claudias Eltern einen Tatverdächtigen nennen können.“ Dass das sehr lange dauern kann, habe er bei einem anderen Mordfall schon erlebt. „Auch da kamen wir erst spät zu einem Erfolg.“ Bis Ende  2020 werde die Suche nach dem Mörder von
Claudia Ruf dauern.