Grevenbroicher Villa Erckens im alten Glanz
Das „Museum der niederrheinischen Seele“ eröffnet im Frühjahr nach einem Jahr Sanierung.
Grevenbroich. Leitern, Planen, Umzugskartons. Staubig ist es in der Eingangshalle der Villa Erckens, vom ersten Stock dringt der Lärm einer Schleifmaschine herunter. Die Handwerker sind aktiv — noch. Mit dem Abschleifen der Holztreppe sind die Grobarbeiten geschafft, „der letzte Schliff“, wie Museumsmitarbeiter Thomas Wolff sagt. Danach beginnt für ihn und das ganze Museumsteam die Feinarbeit. Frisch gelieferte Vitrinen wollen bestückt, interaktive Infostationen startklar gemacht werden, bevor das Haus im Frühjahr mit völlig neuem Ausstellungskonzept die Pforten öffnet.
Als „Museum der niederrheinischen Seele“ wird es weder ein Stadt- noch ein Heimatmuseum werden. Vielmehr vereint es Elemente von beiden. Um Glaube, Feste, Mundart und Esskultur wird es gehen, aber auch um Industrie, die Veränderung der Landschaft und manches mehr. Außerdem wird es wie bisher Wechselausstellungen im Haus geben. Erarbeitet wurde das Konzept vom Ausstellungsplaner Hermanns aus Münster, dem Landschaftsverband und dem städtischen Fachbereich Kultur.
Zuvor musste die denkmalgeschützte Fabrikantenvilla gründlich saniert werden. Im April 2011 begannen die Arbeiten. Dass die Fachrestauratoren vom Landschaftsverband dabei auf gut erhaltene Originalbemalungen stießen, überraschte Wolff. Unter dem weißen Anstrich der Säulen im Eingangsbereich legten sie eine Marmorierung aus der Zeit des Bauherrn Oskar Erckens frei. Bei der Farbgestaltung der übrigen Räume orientierten sich die Restauratoren am Original. Selbst die Türen und Sockelleisten sehen nun aus wie in den späten 1880er Jahren.
Schon jetzt lässt sich auch die Ausstellungsidee erkennen. Farbig abgesetzte Räume, interaktive Elemente und Hörstationen versprechen ein modernes Museum in den geschichtsträchtigen Räumen. In völlig neuem Gewand präsentiert sich der Keller. In letzten Jahren Depot wird er nun zur Ausstellungsfläche. Vorgesehen ist sie für die Exponate zur Industriegeschichte, darunter Diedrich Uhlhorns Münzprägemaschine.
Der „Festsaal“ widmet sich mit einer Film-Doku dem Thema Schützenfest, während der Raum „Landschaftsbilder“ dokumentiert, wie Tagebau und Umsiedlung die Region verändern. Beiträge aus der Bevölkerung bereichern den Raum „Kostproben“, der sich mit Rezepten und Fotos den kulinarischen Traditionen widmet.