Bürgermeister Moormann wagt einen Blick ins Jahr 2040

In seiner Rede gibt Franz-Josef Moormann Tipps für Politik und Verwaltung.

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Kaarst. Am Montag, hatte Franz-Josef Moormann noch genau ein Jahr Amtszeit vor sich. Der Bürgermeister tritt im kommenden Jahr nicht zur Wiederwahl für den Posten des Rathaus-Chefs an. Sein „Dienst“ in Kaarst endet nach 16 Jahren am 20. Oktober 2015. Das hat der 62-Jährige am vergangenen Freitag mitgeteilt. Die Entscheidung, sagt er, sei kurzfristig gefallen. Einen Tag zuvor tagte der Moormannsche „Familienrat“.

Die Rede, die der Verwaltungs- und Stadtratsvorsitzende zwei Wochen vorher, am 2. Oktober, zur Einbringung des städtischen Haushaltsentwurfs hielt, kommt nunmehr einem politischen Vermächtnis gleich. „Steuerung auf Zukunft — 2040 im Blick“ lautete der vielsagende Titel, den Franz-Josef Moormann für seinen Vortrag wählte.

„Das Finanzielle“, sagt der Bürgermeister darin, „kann nicht isoliert betrachtet werden. Kaarst braucht strategische Ziele. Wir müssen festlegen, wo wir hin wollen und die Stadt durch die Brille der nächsten Generation sehen.“ Fünf Aufgabenfelder sieht Moormann als besonders wichtig an.

Das Thema Stadtentwicklung, betont der scheidende Verwaltungschef, werde üblicherweise auf Planungsfragen reduziert. „Ich denke, man muss weiter sehen, die Entwicklung des gesamten Gemeinwesens in den Blick nehmen.“ Das „Kaarst-Bewusstsein“, also das Gerneleben in der Stadt, sei seiner Wahrnehmung nach groß, sagt Franz-Josef Moormann.

„Unser Ziel muss es sein, dies zu erhalten — für alle Generationen.“ Konkret spielte etwa Entwicklung der Kaarster Stadtmitte dabei eine besondere Rolle. „Auf die Frage: Was geschieht mit dem Grundstück gegenüber des Rathauses?, möchte ich antworten: ,Bitte lasst uns ganz gelassen und ruhig etwas Qualitätsvolles machen!’“, sagt Moormann.

„Ein gemeinsames öffentliches Gebäude von Stadt, Stadtwerken und Sparkasse könnte ich mir zum Beispiel sehr gut vorstellen. Könnten dort nicht auch neben vermieteten Geschäftsräumen Diensträume der Verwaltung sein?“

Der Bereich Bildung, da ist sich der Rathauschef sicher, stellt Politik und Verwaltung in Zukunft vor die größten Herausforderungen. Was die weiterführenden Schulen betreffe, sei die Ausgangslage klar“, sagt Moormann. Derzeit habe Kaarst mit zwei Gymnasien, einer Gesamt- und einer Realschule ein Vierermodell. „Für die bauliche Qualifizierung der Gesamtschule haben wird insgesamt 18,3 Millionen Euro in den Investitionsplan aufgenommen. Für das Georg-Büchner-Gymnasium stehen auf mittelfristige Sicht Sanierungsarbeiten an. Ich will es in eine Frage kleiden: Ist es bei dieser Sachlage nicht angezeigt, zu prüfen, unter welchen Voraussetzungen das Vierermodell dauerhaft zukunftsfähig ist?“

Priorität im Bereich Soziales sieht der Bürgermeister unter anderem beim geplanten Jugendzentrum in Vorst. Die Trägerschaft, sagt Moormann, sei auf lange Sicht nicht Aufgabe der Stadt, sondern eine gesellschaftliche. „Wir brauchen einen leistungsfähigen freien Träger.“

Zum Thema Sicherheit gehört für den ersten Kaarster Bürger nunmehr auch das drängende Thema Flüchtlingsbetreuung. „Im Moment“, sagt Moormann, „haben wir noch genügend Platz. „Aber wir müssen Unterbringungsmöglichkeiten und Flächen bereithalten, die wir im Bedarfsfall kurzfristig nutzen können. Wir als wohlhabende Gesellschaft müssen bereit sein, gut zu sein.“ Mit der Kirche seien diesbezüglich erste Gespräche geführt worden.

Die Stadtwerke Kaarst stehen für Moormann exemplarisch für die „Ressource Organisation“. Sie könnten weitere Aufgaben übernehmen, sagt er — den Betrieb von Schwimmbädern und anderen öffentlichen Einrichtungen etwa.