Er möchte kein Held sein: Pyrotechniker Peter van Eck
Peter van Eck entschärft seit über 30 Jahren Bomben und andere Munition. Bald möchte er in den Ruhestand gehen.
Kaarst. Manchmal, wenn er nachts im Bett liegt, oder wenn er Geschichten aus seinem Berufsleben erzählt, wird Peter van Eck bewusst, wie oft er sich schon in Lebensgefahr begeben hat. Meistens verdrängt er diesen Gedanken schnell wieder. „Sonst könnte ich nicht mehr arbeiten“, sagt er und weiß, dass er sich auch mindestens die nächsten fünf Jahre noch Gefahren aussetzen wird, die für viele Menschen unvorstellbar sind. Peter van Eck ist Feuerwerker beim Kampfmittelräumdienst Düsseldorf. Er wohnt in Kaarst. Rund 30 Mal im Jahr sprengt er Bomben oder andere Munition.
„Ich bin froh, dass ich den Krieg nicht miterlebt habe“, sagt van Eck. Er ist 58 Jahre alt und in Neuss geboren. Zu seinem heutigen Beruf kam er „wie die Jungfrau zum Kinde“. Bevor er zum Kampfmittelräumdienst wechselte, baute er Sprinkleranlagen in ganz Deutschland ein. Doch da er sehr an seiner Neusser Heimat hing, zog es ihn 1980 zurück. Er hörte, dass beim Kampfmittelräumdienst eine Stelle frei war, bewarb sich und bekam den Job. „Damals hatte ich keine Ahnung, worauf ich mich einlasse“, sagt der Hobby-Jäger. Ihm gefiel, dass er an der frischen Luft und mit unterschiedlichen Menschen arbeiten konnte.
Hauptsächlich ist er heute im Kreis Kleve/Wesel und in Krefeld tätig. Sein Job besteht darin, Grundstücke von Bauherren oder Firmen auf Munition zu untersuchen und Munitionsfunde zu entschärfen und zu sichern. „Fast täglich wird etwas gefunden. Ich fahre oft 200 bis 300 Kilometer am Tag“, erzählt van Eck.
Einige Situationen sind ihm besonders im Gedächtnis geblieben: zum Beispiel, als der Bügel von der Handgranate abging, die er in der Hand hielt oder er eine lehmverschmierte Brandhandgranate noch im letzten Moment wegwerfen konnte, bevor sie explodierte. Wirklich passiert ist ihm nie etwas, doch solche Ereignisse haben Spuren in van Ecks Leben hinterlassen. „Wenn ich darüber rede, kommt alles wieder hoch. Ich bin wohl doch nicht so ein cooler Typ, wie ich immer vorgebe zu sein“, sagt er und klingt traurig.
Sehr nachdenklich hat ihn auch ein Vorfall 2010 in Göttingen gemacht, bei dem drei Kollegen während einer Bombenentschärfung starben. „Das steckt dann im Kopf drin und ist bei jedem Einsatz wieder präsent“, erzählt der 58-Jährige. Das wichtigste bei einer Entschärfung sei, dass man Respekt vor seiner Arbeit habe. „Ich gehe da immer so ran, als wäre es meine erste Entschärfung“, sagt van Eck.
Seinen Job wird er noch knapp fünf Jahre machen — wenn es nach ihm geht. Laut Gesetzgeber müsste van Eck noch arbeiten, bis er 67 ist, da sein Job nicht als gefährliche Arbeit anerkannt ist. Das wären noch neun Jahre. „Die fehlende Anerkennung ist ein trauriges Kapitel. Zwar ist man nach einer Entschärfung für wenige Stunden so etwas wie ein Held, aber ich sag immer: Helden liegen auf dem Friedhof“, sagt der Kaarster. Er hat einen 28-jährigen Sohn, ist geschieden und lebt mit seiner Verlobten zusammen. Der erzählt er nicht viel von seinem Job, sie würde sich sonst zu viele Sorgen machen.
Obwohl er nicht im Einsatz, sondern lediglich mit seinem Hund unterwegs war, ist der 58-Jährige im August des vergangenen Jahres nur knapp einem großen Unglück entgangen. Während eines Spaziergangs zogen Gewitterwolken auf, dann sackten van Eck plötzlich die Beine weg und er landete mit den Knien im Kies. „Der Blitz hat genau neben mir eingeschlagen und mich knapp verfehlt. Ich habe wahnsinniges Glück gehabt“, sagt der Feuerwerker.
Für das neue Jahr wünscht er sich etwas mehr Ruhe als 2011 und natürlich, dass alles gut geht. In fünf Jahren möchte er den Job an den Nagel hängen dürfen. „Dann reicht es, dann will ich endlich auch mal ein normales Leben führen — ohne Bomben.“