Fotos von Mädchen auf Lehrer-Rechner

Den 28-jährigen Korschenbroicher, der verdächtigt wird, seinen Cousin erschlagen zu haben, erwartet noch ein Verfahren.

Foto: Rolf Vennenbernd

Schiefbahn/Kaarst. Gegen den 28-jährigen, ehemaligen Sportlehrer des St. Bernhard-Gymnasiums in Schiefbahn, der im Verdacht steht, im Dezember 2013 seinen Cousin an der K 37 nahe Büttgen erschlagen zu haben, wird ein weiteres Verfahren eingeleitet.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Den 28-jährigen Korschenbroicher G., gegen den Mitte Januar ein Haftbefehl wegen Totschlags erlassen worden war, erwartet laut Staatsanwalt Matthias Ridder ein weiteres, vom Tötungsdelikt unabhängiges Ermittlungsverfahren.

Fest steht nach derzeitigem Ermittlungsstand, dass auf dem Rechner des Lehrers, dem die Schule am 31. Januar fristlos gekündigt hat, Fotos von ehemaligen und jetzigen Schülern aufgetaucht sind, außerdem Bilder von der Schulleitung unbekannten Mädchen, die „diese leicht oder kaum bekleidet zeigen“. Die Fotos sollen G. per Facebook übermittelt worden sein. Die Informationen haben Schulleitung und Träger des St. Bernhard (Malteser) auf der schuleigenen Homepage veröffentlicht.

Laut Schule existiert zudem eine kurze Handyvideosequenz von schlechter Qualität aus der Mädchen-Umkleidekabine der Turnhalle. „Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wurde diese durch Herrn G. angefertigt, jedoch in einem kurzen Zeitraum. Es handelt sich um eine Schülergruppe.“ Die Betroffenen und ihre Eltern wurden informiert. Weil es sich um Minderjährige und/oder Schutzbefohlene handelt, werde die Staatsanwaltschaft gegen G., unabhängig von der Frage, ob die Mädchen gegen ihren Willen oder mit ihrem Einverständnis fotografiert wurden, ermitteln.

Ende vergangener Woche hat die Schule trotz des laufenden Verfahrens auf seiner Homepage eine „wichtige Information der Schulleitung und des Trägers“ (Malteser) öffentlich gemacht. Die Nachricht wurde Montag um Einzelheiten und Klarstellungen ergänzt.

Demnach waren 2011 Gerüchte aufgetaucht, dass Herr G. sich möglicherweise nicht korrekt verhalten haben könnte, „die sich bei näherer Betrachtung aus der damaligen Sicht als nicht belastbar erwiesen“, so die Schule. Anfang 2011 sei ein Gerücht im Umlauf gewesen, Herr G. habe ein Verhältnis mit einer Schülerin der Stufe 11. Dem Vorwurf sei nachgegangen worden. „Nach Aussage der betroffenen Schülerin, von Herrn G. und weiterer Personen handelte es sich um Cousin und Cousine.“

Ein halbes Jahr später wandten sich besorgte Eltern an die Schulleitung, „da ihre Tochter von einem nicht namentlich bekannten „Freund“ auf Facebook zu einem „Spezialprojekt zur Verbesserung der Kondition eingeladen wurde, das angeblich mit der Schulleitung abgesprochen sei“. Der Schreiber gab damals seine Identität nicht preis, nur Hinweise, „die man als auf Herrn G. zutreffend hätte deuten können, die jedoch auch von einer anderen Person aus dem Umfeld der Schülerin hätten stammen können.“

Der Lehrer, damals darauf angesprochen, wies die „Urheberschaft entsetzt und betroffen zurück“. Der Facebook-Account war, das hatte die eingeschaltete Polizei festgestellt, bereits gelöscht. Ein ähnlicher Fall ereignete sich ein halbes Jahr später.

Schulleiterin Margret Peters und der Träger betonen im Schreiben: „Wir bedauern außerordentlich, dass es an unserem Gymnasium zu so etwas kommen konnte.“ Die Schule will ihre Medienkompetenz-Seminare für Schüler neu konzipieren, „damit solche Dinge sich niemals wiederholen können“. „Darüber hinaus befinden wir uns seit längerem in einer Maßnahme des Bistums Aachen zur Prävention von sexuellem Missbrauch, die Schulungen für Schulleitung, Kollegium und — gesondert — für die Sportfachschaft beinhaltet.“ Seit 2012 lägen für alle Lehrer erweiterte Führungszeugnisse vor.