Aktion in Kaarst an Heiligabend Vorbereitungen für ein gemeinsames Weihnachtsfest

Kaarst · Wie im vergangenen Jahr rufen die katholische und die evangelische Gemeinde dazu auf, Heiligabend gemeinsam in der Nachbarschaft zu feiern. Die benötigten Materialien werden wieder zur Verfügung gestellt.

Annette Begemann, Dieter Böttcher und Brigitta Berweiler (v.l.) vom ökumenischen Arbeitskreis Weihnachten.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Die Resonanz war beeindruckend. An mehr als 80 Orten ist im vergangenen Jahr gleichzeitig im Freien von Nachbarn an Heiligabend in Garagenhöfen, Grünflächen oder auf kleinen Plätzen das Weihnachtsfest gefeiert worden. Insgesamt, so schätzt der ökumenische Arbeitskreis Weihnachten, der sich extra zu diesem Zweck gegründet hatte, feierten rund 3000 Menschen gemeinsam Weihnachten. Egal, ob gläubig oder nicht – die Aktion hat die Kaarster im Weihnachtsfest vereint. In diesem Jahr läuten an Heiligabend erneut um 16 Uhr die Kirchenglocken und laden damit zu der Neuauflage der Aktion ein.

Dabei ist die Situation in diesem Jahr etwas anders als noch 2020. „Mittlerweile sind viele geimpft und wir werden wahrscheinlich in keinen kompletten Lockdown mehr rasen, auch wenn ich mir aufgrund der aktuellen Entwicklung nicht sicher bin“, erklärt die evangelische Pfarrerin Annette Begemann. Die Frage sei, ob die Gläubigen in den Kirchen Weihnachten feiern wollen. Dieter Böttcher, Kantor der katholischen Kirche, erinnert sich ans vergangene Jahr. „Wir haben es einfach gemacht, es war eine gute Sache“. Einige Nachbarschaften haben die Rückmeldung gegeben, dass sie sich auf jeden Fall wieder mit den Nachbarn am Nachmittag treffen, egal ob die Aktion stattfindet oder nicht. Brigitta Berweiler ist ebenfalls im Arbeitskreis aktiv. „Wir wussten gar nicht, wie die Leute darauf anspringen. Aber die Leute fanden die Idee super“, erinnert sie sich. Und: die Idee passe in die heutige Zeit, in der immer mehr Menschen den Gottesdienst meiden oder komplett aus der Kirche austreten. Berweiler bezeichnet die gemeinsame Aktion als „Samenkörner, die ins nächste Jahrzehnt hineinwachsen und aufblühen werden“.

Das Angebot richtet sich
auch an Familien mit Kindern

Wegen Corona mussten die Kirchen im vergangenen Jahr aktiv werden und sich ein neues Konzept für das größte Familienfest des Jahres ausdenken. Begemann sieht in der Aktion keine Konkurrenz zu den Gottesdiensten, sondern eine Ergänzung. Das Angebot richtet sich auch an Familien mit Kindern, damit der ungeimpfte Nachwuchs sich nicht in die Kirche quetschen muss.

Brigitta Berweiler ist der festen Überzeugung, dass die Aktion in der schwierigen Corona-Zeit sozial sehr wichtig war und wird. „Viele waren über Weihnachten einsam und konnten auch von der eigenen Haustür an den Nachbarschafts-Feiern teilnehmen. Das stelle ich mir für dieses Jahr wieder so vor“, sagt sie. Ihr Credo: Macht es für die Menschen, die alleine sind. Denen kann man ein Geschenk machen. Kaarst ist nach Einschätzung von Böttcher eine Stadt, in der Nachbarschaften noch eine wichtige Rolle spielen und gelebt werden. Neu ist in diesem Jahr, dass die Nachbarn wieder gemeinsam singen dürfen. Das wurde im vergangenen Jahr kurz vor Heiligabend verboten. Allerdings waren die Teilnehmer sehr kreativ und haben unter anderem Musiker in die Fenster gestellt.

Die Materialien werden erneut im Internet unter www.kirchenmusik-kaarst.de zu finden sein. Dort gibt es einheitliche Einladungskarten, die die Gastgeber selbst an die Menschen verteilen können, die sie bei der Feier dabei haben wollen. „Der Gastgeber kann noch einen persönlichen Gruß und den Ort, wo die Andacht stattfindet, draufschreiben“, so Berweiler. Zudem bietet der Arbeitskreis Abläufe von Gottesdiensten, Texte, Liedvorschläge und Musik zum runterladen an. „Das einzige, was wir nicht leisten können an diesem Tag, ist vor Ort zu sein. Das müssen die Gastgeber selbst machen“, erklärt Dieter Böttcher. Im vergangenen Jahr waren die Mitglieder aus dem ökumenischen Arbeitskreis noch an verschiedenen Orten zu Gast, in diesem Jahr aber müssen sie die Gottesdienste vorbereiten. Deshalb kann die Aktion im Gegensatz zum letzten Jahr auch nicht an Kirchplätzen stattfinden.