Trister Juli in Kaarst Wie Eisdielen unter dem Wetter leiden
Kaarst · Die Kaarster Eisdielen machen im Juli gezwungenermaßen „Kältefrei“. Wie wird die Regensituation eingeschätzt und ab wann ist wieder Besserung in Sicht? Wir haben drei Eiscafés besucht und nachgefragt.
Bei Regen und kalten Temperaturen wollen die wenigsten Leute ein Eis essen. Der Juli 2023 war im Rhein-Kreis Neuss nicht der erwartete Hochsommer und hat sich eher wie ein zweiter März oder April angefühlt. Statt hohen Temperaturen, Sommerklamotten und kalten Getränken gab es Nieselregen, Winterjacke und heißen Kakao. Auch die Kaarster Eisdielen hatten sich auf einen ertragreicheren Sommerbeginn gefreut.
„Der Juli war sehr schlecht“, bestätigt Arjan Bebi, Inhaber vom Eiscafé „Laguna“, das sich den Standort an den Rathausarkaden in der Stadtmitte mit seinem Namensvetter, dem italienischen Restaurant „Laguna“, teilt. Sogar die Außenterrasse sei bisher noch nicht vorbereitet worden, da immer wieder mit Regen gerechnet werden müsse. „Auch nachher soll es wieder regnen“, erzählt der Inhaber schulterzuckend. Dafür sei der Vormonat Juni sehr gut gewesen. „Nur im Juli haben wir wohl Pech gehabt“, vermutet Bebi. Auch die Mitarbeiterin Dagmara Sandecka hält den Juli 2023 für einen Ausreißer in Sachen Temperatur. „Ein Vergleich mit dem Juli im letzten Jahr ist fast nicht machbar“, sagt sie. Beide freuen sich auf das wärmere Wetter, das für die kommenden Tage und Wochen angekündigt ist.
Auch das Eiscafé Pastorelli, das 1969 als erstes Eiscafé überhaupt in Kaarst eröffnet hat, spürt nach eigenen Angaben die kühleren Temperaturen. Der Eis-Verkauf gestaltete sich wegen des Wetters als schwierig, erzählt Inhaber Rafael Pereira-Cossa. Aber auch die Baustelle direkt vor der Tür an der Friedensstraße behindere den Kundenverkehr, gibt der Eisverkäufer Salvatore Oliveri zu bedenken. Zudem sei es normal, dass im Sommer weniger Kundschaft vorbeikäme, da in Kaarst viele gleichzeitig in den Urlaub fahren würden. Ungefähr 50 bis 60 Prozent weniger Kunden gebe es in den Sommerferien, schätzt Oliveri. Doch die Stammkunden bleiben ihnen trotzdem treu. Oliveri kennt viele der Kunden, weiß zum Teil bereits ihre Bestellungen und unterhält sich mit ihnen. Sogar der nahe gelegene Benedictus-Kindergarten besuche das Café regelmäßig. Die Kinder dürfen dann den Verkäufern über die Schulter schauen und die Eisproduktion einmal hautnahe miterleben.
Nachfragewechsel nach Herbstsorten hat begonnen
Grund zur Sorge gebe es demnach bei Pastorelli nicht. Die größte Änderung, die bald bevorstände, sei eine veränderte Rezeptur des „Pastorelli-Eisbechers“: Normalerweise besteht der Becher aus Vanille- und Zabaioneeiscreme und wird mit Weinbrandkirschen garniert. Doch wegen eines Herstellstopps werden dafür bald Amarenakirschen verwendet, erklärt Oliveri. Im Eiscafé „La Rosa“ in Büttgen startet mittlerweile sogar schon das „Herbstprogramm“. Im Sommer wird tendenziell mehr Fruchteis wie Erdbeere oder Zitrone gegessen, während im Winter viele Kunden nach Milcheis wie Schokolade oder Vanille verlangen, weiß Yusuf Erdogan, der Inhaber des Cafés. Aufgrund der niedrigen Temperaturen habe bei ihnen dieser Nachfragewechsel bereits begonnen, erzählt der Verkäufer. Auch er habe den Juli als deutlich schwächer wahrgenommen. Momentan beschäftige er nur drei Vollzeitkräfte, während er sein Team normalerweise im Sommerandrang auf vier bis fünf Personen aufstocken müsse. Derzeit gebe es allerdings viele Aufträge für den Schulanfang, berichtet Erdogan. Bei ihm könne man nämlich Eistorten bestellen und diese dann dem Anlass entsprechend verzieren lassen. Die Optik und die Eisauswahl werden hierbei ganz dem Kunden überlassen. Es gibt sogar einen entsprechenden Katalog mit Beispielbildern, von denen sich die Kunden inspirieren lassen können. Ähnlich beliebt seien die angebotenen Pfandeisbecher, die es in verschiedenen Größen gibt und durch die mögliche Wiederverwendung entsprechend nachhaltig sind.
Der graue und nasse Juli hat also tatsächlich seine Spuren im Kaarster Eisgeschäft hinterlassen. Trotzdem sind die Besitzer optimistisch, was die Temperaturen der kommenden Wochen angeht. Schon in den nächsten Tagen soll wieder vermehrt die Sonne scheinen und die Temperatur sogar die 30-Grad-Grenze überschreiten.