Barrierefreiheit in Kaarst Funkklingeln werden in Kaarst kaum genutzt

Kaarst · Die Klingeln sollten für mehr Barrierefreiheit sorgen. Geschäftsinhaber empfinden sie als unnötig.

Mauela Dolf, Nils Kleemann und Michael Schreinermacher (v.l.) haben die Funkklingel an der „Schokoblüte“ präsentiert. Nun ist sie abmontiert.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Voller Euphorie wurde im November 2021 die erste Funkklingel neben der Tür des Süßigkeitenparadieses „Schokoblüte“ installiert – Citymanager Nils Kleemann zeigte sich damals begeistert von diesem Konzept für mehr Barrierefreiheit. Manuela Dolf als Vertreterin der Kaarster Blindgänger machte den Praxistest: Das Schild mit dem Klingelknopf sorgt mit blauen und schwarzen Farben für einen starken Kontrast, den Menschen mit Sehbehinderungen zum Teil noch wahrnehmen konnten. Auch Blindenschrift informierte über die Klingel. In der geringen Höhe ist sie auch für Rollstuhlfahrer gut erreichbar. Die Fixierung der Funkklingel mit Klettband sorgte dafür, dass der Ladeninhaber sie nach Geschäftsschluss abnehmen und sicher verwahren konnte. Die Kostenübernahme von 800 Euro für 25 Klingeln durch die Wirtschaftsförderung schien sinnvoll eingesetztes Geld zu sein, die Gruppe „Barrierefreiheit“ mit Vertretern von Stadtplanung, Sozialamt, Kaarster Blindgängern sowie Integrations- und Citymanager entwickelte die Idee.

Erste angebrachte Funkklingel existiert bereits nicht mehr

Inzwischen existiert die Klingel an der „Schokoblüte“ nicht mehr: „Sie schellte bei jeder Erschütterung“, berichtet Inhaberin Dagmar Nowozin. Das lag wohl am Kreisverkehr der Maubisstraße, an dem sich das Ladenlokal befindet. Das System bezeichnet Nowozin als „nicht ausgereift“. Sie war die Einzige, die sich bei Nils Kleemann wegen Problemen meldete: „Darauf habe ich die Funkklingel ausgetauscht. Weitere Rückmeldungen habe ich nicht erhalten. Dass die Funkklingel abgenommen wurde, war mir nicht bekannt“, erklärte Kleemann. Dagmar Nowozin entfernte die Klingel vor ein paar Monaten, empfand sie auch als unnötig, da sie Hilfesuchende von der Theke aus jederzeit sieht.

Kaum Erfahrungsberichte
seit der Installation

Insgesamt wurden zwölf Funkklingeln im Stadtgebiet angebracht, wenn Geschäftsinhaber Interesse zeigten. Bei Jutta Keuter vom gleichnamigen Immobiliengeschäft an der Maubisstraße hat noch nie jemand geklingelt, weil er Hilfe bei der Überwindung von Stufen brauchte: „Ich schaue ja vom Schreibtisch aus auf den Eingangsbereich und kann sofort helfen“, sagt sie. Das „Haus of beauty“ ist inzwischen von der Alten Heerstraße an die Grünstraße gezogen und verfügt nun über einen barrierefreien Eingang. Auch das Bestattungshaus Broich-Stupp konnte keine Erfahrungen mit den Funkklingeln sammeln, da nur selten jemand in der Kaarster Geschäftsstelle ist. Nils Kleemann berichtet von sehr guten Erfahrungen mit Funkklingeln aus Viersen-Süchteln. Gerne würde er das Serviceangebot auch in Kaarst weiter ausbauen. Interessenten können sich unter 0171 3184017 bei ihm melden.