Platenhof-Mieter erneuert Kritik an Stadt Kaarst „Die Stadt will uns rausekeln“

Holzbüttgen · Nach dem Brand in der Flüchtlingsunterkunft in Vorst wurden zwölf Personen am Platenhof untergebracht. Frank Rajak ist dort Mieter und kritisiert die Stadt für den Umgang mit den Menschen.

Im September hat die Stadt weitere Flüchtlinge in den Wohnungen am Platenhof untergebracht.

Foto: Stephan Seeger

Frank Rajak hat endgültig genug. Gemeinsam mit seiner Frau wohnt Rajak seit 1998 in einer Wohnung auf dem Platenhof und besitzt einen gültigen und unbefristeten Mietvertrag. Im Dezember 2022 lag die Kündigung des Mietvertrages bei den Rajaks im Briefkasten, zum
31. August sollten sie aus der Wohnung ausziehen. „Die Kündigung wurde damit begründet, dass die Stadt für den Verkauf des Grundstücks ohne Mieter 1,4 Millionen Euro erhält und nur eine Million, wenn wir weiter dort wohnen“, sagt Rajak. Sein Anwalt widersprach der Kündigung, danach war vorerst Ruhe. Bis zu dem Zeitpunkt, als Anfang September eine Flüchtlingsunterkunft an der Wattmannstraße in Vorst brannte und die Menschen aus dieser Unterkunft in den leer stehenden Wohnungen am Platenhof untergebracht wurden. Die Stadt bestätigt auf Nachfrage den Brand in der Unterkunft Wattmannstraße, wodurch acht Wohneinheiten nicht mehr nutzbar seien. Insgesamt leben dort nun zwölf geflüchtete Personen und acht Personen „zur Vermeidung von Obdachlosigkeit“, wie die Stadt erklärt.

Das Amtsgericht erklärte Frank Rajak, dass der Platz für die Unterbringung von zwölf Personen zulässig sei. „Mittlerweile leben aber mehr als zwölf Menschen hier“, sagt der selbstständige Unternehmer. Das Amtsgericht bestätigte in einem Schreiben an Rajak, das der Redaktion ebenfalls vorliegt, dass die Wohnungen jeweils mehr als 100 Quadratmeter umfassen. „Eine Umwidmung von allgemeinem Wohnraum zu einer Sammelunterkunft liegt folglich nicht vor“, so das Gericht. Das bestätigt auch die Stadt: „Die gerichtliche Entscheidung hat die Angemessenheit nicht ausschließlich für zwölf Personen ausgesprochen. Die Belegung des Platenhofs ist angemessen und spiegelt den Druck in diesem Wohnraumsegment wider.“

Frank Rajak wirft der Stadt vor, durch die Unterbringung von ausschließlich Männern ihn und seine Frau aus der Wohnung vertreiben zu wollen: „Die Stadt will uns regelrecht aus der Wohnung ekeln.“ Außerdem kritisiert er, dass es für die Anzahl der Flüchtlinge und Obdachlosen kein geeigneter Brandschutzkonzept gebe und sich von der Stadt niemand um die Menschen kümmere. „Die Müllberge wachsen täglich und der Strom an ständig neuen Mitgliedern der Hausgemeinschaft wächst“, erklärt er. Rajak habe mehrfach bei der Stadt angerufen, Emails geschrieben und war sogar zweimal in der Bürgersprechstunde, um dort sein Anliegen vorzubringen. „Doch bis heute hat sich nichts getan“, sagt er. Laut Stadt allerdings sei die Kommunikation mit dem Mieter des Platenhofs „regelmäßig sowie dem jeweiligen Anliegen entsprechend“, heißt es auf Anfrage. Rajaks Frau fühle sich durch die Anzahl an männlichen Flüchtlingen und Obdachlosen unwohl. In einer Email an die Stadt, die der Redaktion vorliegt, schreibt sie, dass sie sich „in unserem zu Hause nicht mehr sicher fühle“. Als Antwort habe sie von einem städtischen Mitarbeiter erhalten, dass es ein Lebensrisiko sei. „Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht“, so Frank Rajak.

Doch was sagt die Stadt zu den Vorwürfen, den Mieter aus der Wohnung ekeln zu wollen? „Die Stadtverwaltung muss ihrem gesetzlichen Auftrag zur Unterbringung von Geflüchteten und von von Obdachlosigkeit bedrohten Personen nachkommen. Da aktuell keine anderen Kapazitäten zur Verfügung stehen, ist die Nutzung des Platenhofes dringend erforderlich und steht in keinem Bezug zu Herrn Rajaks Person“, teilt die Verwaltung mit.