NRW Gewerbe oder Wohnen?

Holzbüttgen · Die Fraktion „FWG-Förderer des Sports“ will den Bebauungsplan der Echte-Kroatzbeere-Fabrikhalle ändern. An der Waldenburger Straße soll so Wohnbebauung möglich gemacht werden. Diese Pläne stoßen auf Kritik.

Die alte „Echte Kroatzbeere“-Fabrikhalle an der Waldenburger Straße in Holzbüttgen steht seit vielen Jahren leer.

Foto: Stephan Seeger

. Seit vielen Jahren steht auf der Waldenburger Straße in Holzbüttgen eine alte Likörfabrik. Immer mal wieder ist das Gelände Teil der politischen Diskussionen. Für neuen Stoff sorgt nun die Fraktion FWG-Förderer des Sports. Diese fordert in einem Antrag an den Bau- und Planungsausschuss, den Bebauungsplan zu ändern.

Die Halle steht auf vier Flurstücken, zwei davon sollen in ein Wohngebiet umgewandelt, zwei in ein Mischgebiet ausgewiesen werden. So würde an der Waldenburger Straße eine Wohnbebauung möglich, Richtung Beuthener Straße könnten sich Gewerbetreibende ansiedeln. „Die Waldenburger Straße ist für Lieferverkehr mit mehr als 3,5 Tonnen gesperrt, das Grundstück ist für Logistik-Unternehmen somit uninteressant“, sagt Roman Drennhaus, sachkundiger Bürger im Bau- und Planungsausschuss. Da es an der Waldenburger Straße bereits ein Wohnhaus gibt, wäre es nur sinnvoll, auch im weiteren Verlauf Wohnbebauung möglich zu machen. „Es sollen die Grundvoraussetzungen geschaffen werden, um die Fabrikhalle abzureißen. Wenn sie nur abgerissen wird und die gewerbliche Nutzung erhalten bleibt, würde sich niemand dafür interessieren“, so Drennhaus weiter. Die Fraktion bezeichnet die alte Fabrikhalle als „Schandfleck“ im Stadtgebiet. Bereits im Wahlkampf habe die FWG Plakate aufgehangen und versprochen, sich darum zu kümmern. „Und Versprechen wollen wir einhalten“, sagt Roman Drennhaus. Doch die Pläne der FWG-Förderer des Sports stoßen auf Kritik. „Wir haben die Umwandlung von Gewerbe- in Wohnflächen eigentlich immer abgelehnt und werden das auch in diesem Fall tun“, sagt Ingo Kotzian, Fraktionsvorsitzender der CDU.

Die Stadt könne nicht auf die Einnahmen durch die Gewerbesteuern verzichten. „Der Zustand, dass das Gelände brach liegt, soll nicht so bleiben“, sagt Kotzian weiter. Christian Gaumitz (Die Grünen) wird deutlicher: „Der Antrag dieser Gruppierung ist hochgradig unseriös, da eine Änderung des Planrechts nur unter Rücksichtnahme auf die bestehenden Gewerbe erfolgen kann.“ Da aktuell verschiedene Verhandlungen mit Unternehmen in dem Gebiet geführt würden, stellt sich Gaumitz die Frage, „in wessen Auftrag solche Anträge gestellt werden.“ Öffentliche Grundstücksspekulationen seien immer Preistreiber. Dem jetzigen Eigentümer liege seit Jahren ein Angebot für eine Nachfolgenutzung des Areals vor, auf das bislang nicht eingegangen wurde.

Auch Dirk Salewski (FDP) ist der Meinung, dass Gewerbegebiete „grundsätzlich“ auch Gewerbegebiete bleiben sollten. „Sie generieren die wichtige Gewerbesteuer und sichern Arbeitsplätze“, sagt er auf Anfrage. Dies setze aber ein Funktionieren des Gewerbegebiets voraus – und genau das sei an diesem Standort aufgrund der Rahmenbedingungen seit Jahren schwierig. „Eine Mischnutzung könnte zu einer positiven Entwicklung der Situation führen und gleichzeitig so dringend benötigten Wohnraum schaffen. Deshalb begrüßen wir eine entsprechende Prüfung“, so Salewski weiter. Auch die SPD begrüßt die Idee der Wohnbebauung. Das ist auch im Sinne der Eigentümer, der die alte Likörfabrik gehört. Die CDU hat das Vorhaben bislang aber immer konterkariert“, erklärt Anja Weingran, Mitglied im Bau- und Planungsausschuss. Gemeinsam mit der ehemaligen Fraktionsvorsitzenden Anneli Palmen hat Weingran im Jahr vor der Pandemie mit den Eigentümern gesprochen. Diese beklagten, dass sie mit der Verwaltung keine Einigung erzielen konnten. „Der Planung von Wohnbebauung wurden nicht nur Steine, sondern Felsbrocken in den Weg gelegt“, heißt es seitens der SPD auf Anfrage.