Kabarett in Kaarst „Storno“-Debüt erst auf der Abschiedstour
Kaarst · Nach mehr als 2000 kam endlich Kaarst an die Reihe. Dort lieferte das Trio „Storno“ politisches Kabarett auf hohem Niveau. Warum sich „Storno“ Heidi Klum als Bundeskanzlerin wünscht.
(barni) Harald Funke, Jochen Rüther und Thomas Philipzen sind unter dem Namen „Storno“ seit 2005 mehr als 2000 Mal gemeinsam aufgetreten. Ihr Programm besteht aus den Zutaten politische Satire, Komik und Musik. Jetzt sind sie auf Abschiedstour, wollen in der bestehenden Zusammensetzung nicht mehr auf die Kleinkunstbühnen dieser Republik. Und beinahe hätten sie etwas Wichtiges vergessen: Einmal in Kaarst aufzutreten. Am Samstag war es dann aber endlich doch soweit.
Storno, das sind drei sehr unterschiedliche Typen. Harald Funke, der Kleine und nicht ganz Schmale, scheint gemacht zu sein für Satirisches. Jochen Rüther ist eine im wahrsten Sinne des Wortes überragende Erscheinung. Und Thomas Philipzen sieht aus wie ein Durchschnittsbürger, der gerne im heimischen Hobbyraum aktiv ist.
Gemeinsam bieten sie politisches Kabarett auf ihre eigenen Art. Olaf Scholz wird mit Sommerreifen verglichen – ohne Profil, glitschig wie Oil of Olaf. Das muntere Trio sollte sich im Laufe des Abends Politikern jeglicher Couleur vornehmen. Sie scherzten über die „Ampel mit eingebauter Opposition“. Friedrich Merz blieb ebenfalls nicht verschont: „Sein Wahlkampf dürfte Wüst werden.“ BSW steht ja eigentlich für „Bündnis Sarah Wagenknecht“ – oder vielleicht für „Bündnis seltsamer Wichtigtuer“? Warum wünschen sich so viele Deutsche von harter Hand regiert zu werden? Keine Ahnung, aber Storno schlugen Heidi Klum als Kanzlerin vor. Und die AfD: Sie plädiert für mehr deutsche Kinder – das ist ihre „Blut- und Hoden-Theorie“. Herrlich, wenn die so unterschiedlichen Herren einen Disput nach dem anderen führen. Man merkt, dass sie sich Gedanken gemacht haben über die Republik und darüber hinaus auch über den Rest der Welt. Zum Lachen gab es genug, auch wenn der Hintergrund eher Anlass zu Nachdenklichkeit bot. „Uns ist das Thermofaxpapier ausgegangen“: Dieser Satz drückt aus, wie „fortschrittlich“ Deutschland ist. Neues Faxpapier wird immerhin umweltfreundlich besorgt: Es wird mit dem Lastenrad aus Köln geholt. Noch mehr Häme gefällig? Bitteschön: Das muntere Kleinkunst-Trio schlägt vor, die Staus auf deutschen Autobahnen zum Weltkulturerbe erklären zu lassen. Aus Botswana kam erst neulich die Drohung, Tausende Elefanten nach Deutschland auszufliegen. Für Storno ist das mehr Chance als Bedrohung: Die riesigen Tiere könnten die riesigen SUVs möglicherweise ersetzen. Zu den vielen Themenfelder, die die drei Männer beackerten, gehörte auch der Trend, Insekten als Nahrungsmittel zu nutzen. „Wer Raupen isst, hat die Chance, endlich mal wieder Schmetterlinge im Bauch zu haben“, erfuhr das Publikum. Und viele Zuschauerinnen und Zuschauer dürften sich gefragt haben, warum „Storno“ erst jetzt nach Kaarst gekommen sind. Immerhin: Besser spät als nie.