Kabarett in Kaarst Geschichten übers Anderssein
Kaarst · Mit drei Gästen in der Kaarster „Stern-MixShow“ startete am Freitag das Kabarett-Programm im zweiten Halbjahr. Warum Amir Shahbazz, Marcin Spencer und Sandra da Vina mehr Zuschauer verdient gehabt hätten.
Die Kaarster „Stern- MixShow“ steht unter keinem guten Stern. Am Freitagabend war die Resonanz mit 120 Besuchern wieder höchst überschaubar. Dabei wird das Risiko, sich einen ganzen Abend zu langweilen, dadurch minimiert, dass drei unterschiedliche Akteure auftreten. Um es vorwegzunehmen: Keiner der Drei langweilte das Publikum an diesem Abend. Die MixShow hätte deutlich mehr Zuschauer verdient gehabt.
Kristina Kruttke führte wie gewohnt durch das Programm. Sie tat dies mit sehr viel Enthusiasmus, einer gewissen Albernheit und einer wertschätzenden Vorstellung der drei Akteure. Mathias Haze hatte abgesagt, ihn vertrat kurzfristig Amir Shahbazz. Ebenso wie Marvin Spencer ging es auch bei ihm ums Anderssein. Beiden warfen mehr als ein Schlaglicht darauf, wie es sich anfühlt, einem anderen Kulturkreis anzugehören.
Shahbazz ist Iraker und erzählte, wie es sich anfühlt, für einen Türken gehalten zu werden und Stellung beziehen zu sollen zur Politik Erdogans. Im Krankenhaus musste er sich ein Zimmer mit einem Türken als vermeintlichem Landsmann teilen. Ihm fiel dazu folgender Vergleich ein: „Das ist so, als ob im Zoo ein Tiger und ein Zebra in ein Gehege kommen, weil beide Streifen haben.“ Die Männerrolle, die sich gründlich gewandelt hat, war ein weiteres Thema. Statt Power wie früher schwächelt der Mann von heute: „Früher kämpfte er mit einem Löwen, heute tötet ihn eine Erdnuss.“ Der Zupacker von einst hat heute zwei linke Hände. Shahbazz brachte es so auf den Punkt: „Geht eine Glühbirne kaputtgeht, muss ich umziehen.“ Seine Metaphern bleiben im Gedächtnis, und das spricht für die Qualität seines Programms.
Marvin Spencer thematisiert ebenfalls das Anderssein: „Kein Witz, ich bin Halb-Jamaikaner.“ Dass man ihm den jamaikanischen Vater nicht so ansieht, habe er seiner Mutter zu verdanken mit ihren extrem weißen „Tipp-Ex-Genen“. Der Mann, der Islamwissenschaften studiert hat, machte sich über den deutschen Konvertiten Pierre Vogel lustig: „Er sieht aus wie eine Mischung aus Pumuckl und einem Ayatollah.“ Und er nahm die ins Visier, die die Pandemie zu Querdenkern machte,und verglich sie mit Pubertierenden, die einfach auf stur schalten. Sandra da Vina ist unter anderem Autorin. Und sie macht sich Gedanken, die sich sonst kaum jemand macht – oder etwa doch?
Ihre Geschichten sind etwas schräg, aber auch getränkt von Kreativität und Intellekt. „Ich war noch nie im Gefängnis“, lautete ein Bekenntnis. Sie hatte aber auch Weisheiten wie diese parat: „Bei Durchfall nicht niesen.“