Tagesvater steht vor dem Aus
Bernd Bremer kümmert sich nicht nur um die eigenen Kinder. Der U 3-Ausbau gefährdet jedoch seinen Beruf.
Kaarst. Seit über sieben Jahren dreht sich im Leben von Bernd Bremer alles um Kinder. Der Vater von Drillingen entschied sich, als seine eigenen Kinder ein Jahr alt wurden, seinen Beruf aufzugeben und Tagesvater zu werden. „Ich wollte meine Kinder aufwachsen sehen“, sagt der gelernte Koch und studierte Ernährungsexperte. Eigentlich hätte er mit den Drillingen Jan, Paul und Lisa schon genug Arbeit gehabt, doch er wollte auch das Familienbudget durch die Betreuung von fremden Kindern aufbessern.
Bisher hat er seine Entscheidung, diesen Weg gegangen zu sein, nie bereut. Seit seinem Start im Jahr 2007 betreute er 20 Kinder — und erntete jeden Tag die Früchte seiner Arbeit durch die Reaktionen von glücklichen Kindern und Eltern. Dass er einen unterbezahlten Beruf ausübt, war „Papa Bernd“, wie er von den Kindern genannt wird, zu Beginn dieser Tätigkeit klar — doch er liebt seine Arbeit.
In seinem Zweifamilienhaus können die Sprösslinge ihre Kindheit ausleben und im Garten auch ruhig einmal laut werden. Der Kinderlärm störte jedoch seinen Mieter, so dass dieser auszog. „Das fanden wir gar nicht so schlimm, denn ich habe die freigewordenen 90 Quadratmeter zu unserer Wohnung dazu genommen und für meine Betreuungskinder ein Spiel- und ein Schlafzimmer eingerichtet“, berichtet Bremer. Neben diesen Umbaumaßnahmen, den zusätzlichen Einrichtungsgegenständen und einer fachlichen Qualifizierung durch einen Ausbildungskurs bei der Diakonie investiert der Tagesvater jeden Monat 55 Stunden Arbeitszeit.
Zwar arbeiten Bremer und seine 30 Kollegen in Kaarst selbstständig, ihr Geld bekommen sie jedoch von nur einem Arbeitgeber — dem städtischen Jugendamt. Gerade dort werde seit geraumer Zeit der Berufsstand der Tageseltern systematisch demontiert, meint Bremer. „Für ein Betreuungskind bezahlt das Jugendamt an die Tageseltern jetzt 3,66 Euro pro Stunde. Das ist nach Grevenbroich der geringste Lohn im Kreisgebiet“, sagt Bremer.
Er suchte das Gespräch mit dem Kaarster Sozialdezernenten Dieter Vogt. Herausgekommen sei bei dem Treffen nichts, denn das angekündigte, erhöhte Betreuungsgeld beträgt ab dem 1. August eben jene 3,66 Euro je Stunde (vorher 3,52 Euro), wovon 40 Prozent als Betriebskostenzuschuss bezahlt werden. Hinzu kommen noch die Elternanteile.
Bremer betreut aktuell Livi und Janne in Teilzeit und Maya ganztägig. Damit erwirtschaftet er einen Gewinn von 200 Euro im Monat. Durch den U 3-Ausbau der Kitas ist auch dieses Einkommen gefährdet und Bremers Berufstätigkeit steht kurz vor dem Aus. Dass ein Untersuchungsausschuss im Landtag einen Lohn von 5,50 Euro für angemessen hält, unterstreiche seine Forderung nach Lohnerhöhung.
Bernd Bremer wird für Janne und Livi auf jeden Fall bis Juli 2014 „Papa Bernd“ bleiben. „Es wäre schön, wenn ich weitere zwei Kinder hinzubekäme, dann könnte ich weitermachen. Denn ich habe den schönsten Beruf der Welt!“, sagt er.