A 44-Gewerbegebiet: Gutachten liegt vor
Noch in diesem Jahr soll der Regionalplan mit dem Großprojekt der Städte Krefeld und Meerbusch verabschiedet werden.
121 Hektar brutto — südlich und nördlich der A 44: Der aktuelle Entwurf des Regionalplans, der aller Voraussicht nach noch in diesem Jahr verabschiedet werden soll, sieht auf dieser Fläche ein interkommunales Gewerbegebiet vor. Rund 70 Hektar gehören zum Meerbuscher Stadtgebiet — zu Osterath, um genau zu sein —, rund 51 Hektar zu Krefeld. In einer gemeinsamen Sitzung des Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsförderungsausschusses mit dem Ausschuss für Planung und Liegenschaften am Dienstag, 17. Oktober (17 Uhr, städtische Realschule Osterath) will Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage jetzt über Vermarktungsperspektiven und mögliche Rechts- und Organisationsformen für das von der Verwaltung erwünschte, in Bevölkerung und Politik aber nicht unumstrittene Großprojekt sprechen.
So viel vorab: Ein vom Planungsbüro Drehs & Sommer erstelltes Strukturkonzept sieht auf den Flächen Büros und wissensbasierte Dienstleistungen, Handwerk, Industriebetriebe und Produktion sowie soziale Infrastruktur vor. Auf einer Teilfläche auf Krefelder Seite könnte Logistik angesiedelt werden. Auf dieser Basis seien 5100 mögliche Arbeitsplätze, davon 1800 im Dienstleistungsbereich, errechnet worden, sagt die Bürgermeisterin. Tatsache ist: Meerbusch fehlen derzeit Flächen, um wirtschaftlich zu wachsen und weitere Unternehmen anzusiedeln. Der aktuelle Anteil an der Gesamtfläche beträgt 1,43 Prozent, in Neuss sind es rund acht Prozent. Der Stadtrat hat deshalb im Juni vergangenen Jahres eine — wenn auch hauchdünne — Grundsatzentscheidung für ein interkommunales Gewerbegebiet mit Krefeld getroffen.
Weil aber nicht nur die Grundstückspreise und die Hebesätze für Gewerbesteuer und Grundsteuer B in den beiden Kommunen variieren, sondern auch die Flächen unterschiedlich groß sind, wurde die Verwaltung gleichzeitig beauftragt, mögliche Organisations- und Rechtsformen für ein städteübergreifendes Gewerbegebiet zu prüfen und einen Entwurf für den landesplanerischen Vertrag zu erarbeiten. Was die mögliche Organisations- und Rechtsform betrifft, haben die Berater der Firma Pricewaterhouse Coopers eine Studie erarbeitet. Die Ergebnisse werden in der Sitzung am 17. Oktober vorgestellt. Abgesehen davon, berichtet Angelika Mielke-Westerlage, habe die Stadt in den vergangenen Monaten viele Gespräche geführt — unter anderem mit Kommunen, in denen bereits interkommunale Gewerbegebiete entwickelt wurden. „Aufgrund der Erkenntnisse aus diesen Gesprächen und der Positionierung von Rat und Verwaltung, weder Logistik noch stark emittierendes Gewerbe auf den Flächen ansiedeln zu wollen, hat die Verwaltung die Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft beauftragt, die Vermarktungschancen für ein interkommunales Gewerbegebiet zu prüfen“, heißt es in der Beschlussvorlage zur gemeinsamen Haupt-und Planungsausschusssitzung. Bei der Betrachtung sollten unter anderem regionale Stärken und potenzieller Konkurrenzstandorte näher angeschaut und die Wirtschaftlichkeit eines gemeinsamen Gewerbegebietes mit Krefeld — auch im Vergleich mit der Entwicklung eines eigenen kleineren Gewerbegebietes durch die Stadt Meerbusch — untersucht werden. Auch diese Ergebnisse stellen die Gutachter in der kommenden Woche vor.
Auf jeden Fall: Bevor die Politik eine endgültige Entscheidung für oder gegen das interkommunale Gewerbegebiet trifft, soll eine Einwohnerversammlung stattfinden, bei der die Verwaltung über Grundlagen, Ziele, Zwecke und Auswirkungen der Planung informiert. Dort sollen die Meerbuscher Gelegenheit haben, Anregungen und Bedenken mit vom Rat bestimmten Ratsmitgliedern zu erörtern. Ein Beschluss wird bei der Bürgerversammlung nicht getroffen, die Ergebnisse sollen aber in die Entscheidung des Stadtrats mit einfließen. Soweit Meerbusch gegen eine gemeinsame Entwicklung der Flächen mit Krefeld stimmt, bekäme die Stadt zunächst 15 Hektar für eine eigene gewerbliche Entwicklung zugesprochen, sagt Angelika Mielke-Westerlage. Das habe ein Gespräch mit der Bezirksbehörde Ende September ergeben.
Krefeld dagegen würde nördlich der A 44 die gesamte Fläche von 51 Hektar für die Eigenentwicklung erhalten, da der dortige Gewerbeflächenbedarf bis 2030 mit 240 Hektar beziffert sei und zum Zeitpunkt der Bedarfsberechnung 2013 lediglich noch 40 Hektar freies Flächenpotenzial zur Verfügung stand.