Umwelt in Meerbusch Sturmschäden trüben Baumbilanz

Meerbusch · Im vergangenen Jahr hat die Stadt 161 Bäume gepflanzt – aber noch mehr sind gefallen oder mussten gefällt werden.

Im Juni 2022 fielen 113 Bäume einem schweren Sturm zum Opfer. Diese Schäden sind entscheidend für die negative Bilanz.

Foto: Feuerwehr Meerbusch

Als Michael Betsch, Leiter des Fachbereichs Grünflächen, vor einem Jahr die Baumbilanz der Stadt Meerbusch vorlegte, hatte er positive Zahlen mitgebracht, allerdings auch die Ankündigung, dass der Aufwärtstrend sich wahrscheinlich nicht fortsetzen würde. Dies hat sich bewahrheitet: die Bilanz für den Zeitraum von Mai 2022 bis April 2023 weist ein Minus von 36 Bäumen aus.

Seit elf Jahren legt die Stadt Meerbusch jährliche Berichte über Fällungen und Neupflanzungen vor – dass die Bilanz negativ ausfällt, ist zum dritten Mal der Fall, unter anderem bedingt durch die massiven Schäden durch Sturm Ela im Mai 2014. Erfasst werden alle Bäume, die zum Zeitpunkt der Fällung gemessen auf einem Meter Höhe einen Stammumfang von mindestens 80 Zentimeter aufweisen. Bei den Neupflanzungen gilt ein Stammumfang von 18 Zentimetern, welches der Regelgröße bei jungen Pflanzen entspricht. Für die aktuelle Bilanz der Stadt stehen 161 Neupflanzungen 197 gefällten Bäumen gegenüber. Zum Vergleich: Voriges Jahr hatte die Stadt nur 144 Bäume gepflanzt, kam damit auf ein Plus von 14. In der Saison 2020/21 wurden 206 Bäume gepflanzt, 61 mehr als damals gefällt wurden.

Dass in diesem Jahr die Statistik weniger Bäume in Meerbusch ausweist, liegt vor allem an Sturmschäden. Allein am 30. Juni 2022 fielen in Meerbusch 113 Bäume oder wurden so stark beschädigt, dass sie entfernt werden mussten. Dieser Sturm war bereits vorbeigezogen, als Michael Betsch im vergangenen Jahr die Baumbilanz präsentierte, allerdings noch nicht in diese eingeflossen, so, dass der Bereichsleiter bereits vorhersehen konnte, dass diese massiven Schäden nicht binnen eines Jahres wieder aufzuholen seien.

Besondere Anforderungen
an neue Bäume

Grundsätzlich versucht die Stadt Meerbusch, gefallene Bäume am selben Standort zu ersetzen. Dies ist jedoch teils wegen örtlicher Gegebenheiten – zu wenig Abstand zu Nachbarbäumen, Erdkabeln oder schlechten Bodenverhältnissen – nicht möglich. Auch setzen die Fachleute der Verwaltung bei der Auswahl der Baumarten für Neupflanzungen auf solche, die die aktuellen und zu erwartenden klimatischen Veränderung ertragen können. Sogenannte Zukunftsbäume müssen gegen Hitze und Trockenheit, aber auch gegen Frost resistent sein und keine zu große Anfälligkeit für Parasiten und Krankheitserreger aufweisen. Zudem wird auf eine gute Durchmischung der Baumarten geachtet, damit im Falle einer Krankheit flächendeckende Ausfälle ausbleiben. Welche Arten dauerhaft unter den harschen Bedingungen – und auch an urbanen Standorten – bestehen können, muss sich jedoch im Verlauf der Jahre zeigen. Meerbusch setzt aktuell unter anderem auf verschiedene Linden-Arten, Robinien und Kirschbäume.

Im Zuge von Neupflanzungen werden größere Baumgruben verwendet und mit Baumsubstraten gefüllt, zudem werden in heißen und trockenen Perioden junge Stadtbäume gewässert, um ihnen ein Anwachsen zu ermöglichen. Eine Bewässerung aller Bäume in der Stadt ist jedoch logistisch und finanziell nicht möglich, daher müssen alte Pflanzen selbstständig zurecht kommen.

Noch immer spürbar sind laut Bericht der Verwaltung die Folgen von Hitze und Dürre der vergangenen Jahre, die viele Bäume nicht gut überstanden haben. So mussten auf dem Büdericher Friedhof zahlreiche abgestorbene Bäume gefällt werden, vor allem Birken, die als Flachwurzler nur schlecht mit langen Trockenzeiten zurecht kommen. Insofern seien die größeren Niederschlagsmengen in diesem Sommer für den gestressten Baumbestand von besonderer Bedeutung.

In der Baumbilanz erfasst werden die Bäume auf städtischen Grundstücken, etwa an Straßen, in Parks, auf Friedhöfen oder Schulgeländen, nicht erfasst werden Pflanzen auf Privatgrund oder im Wald, wo Totholz oft als Lebensraum stehengelassen wird. Trotz der Defizite des vergangenen Jahres fällt die Bilanz seit Beginn der Erfassung deutlich positiv aus: In den vergangenen elf Jahren hat die Stadt ein Plus von 586 Bäumen zu verzeichnen.