Tanzsport in Meerbusch Zwei Generationen für das Ballett

Meerbusch · Mit zwei Jahren hat sie das Tanzen angefangen, nun mit 21, unterstützt Shari Brenninkmeijer ihre Mutter in der Ballettschule.

Mutter Gemma und Tochter Shari Brenninkmeijer unterrichten inzwischen Seite an Seite.

Foto: Döring, Olaf (od)

(go) Das ist die Geschichte von einer, die auszog, fern vom Elternhaus das Tanzen zu lernen - mit gerade mal elf Jahren. Schon als kleines Mädchen wusste Shari Brenninkmeijer sehr genau, wohin ihr Weg sie führen sollte. Eines Tages wollte sie „Gemma‘s Ballett“ in Büderich übernehmen, die Schule ihrer Mutter. Nun sind Kinderwünsche  häufig Höhenflüge. Nicht so bei Shari. Zielstrebig verfolgte sie ihren Traum. Und heute, mit 21 Jahren, unterrichtet sie Seite an Seite mit ihrer Mutter. Vorigen Sommer stieg sie ein. „Die Entscheidung war richtig“, versichert sie.

Als Zweijährige probierte Shari ihre ersten Ballettschritte. „Wie man es eben in diesem Alter kann. Weil ich oft bei meiner Mutter war, bin ich da reingerutscht“, erzählt sie. Mit acht Jahren beschloss sie, eine professionelle Ausbildung anzustreben. Auf einer der besten Schulen, die es dafür gab. Gemma Brenninkmeijer, Mutter von sechs Kindern, hatte Vertrauen in das Talent ihrer Tochter und unterstützte sie. Auch wenn ihr der Gedanke schwer fiel, das Mädchen so früh ziehen zu lassen. „Ich fuhr mit Shari zum Vortanzen bis in die Schweiz. Sie wäre an mehreren Schulen genommen worden. Das gab uns Sicherheit.“

Nach einem Jahr in Berlin gelang Shari der Sprung auf die renommierte Palucca-Hochschule für Tanz in Dresden. Eine bessere gibt es kaum, für jeden Jahrgang bewerben sich hunderte von Kindern aus aller Welt. Die strenge Aufnahmeprüfung überhaupt zu bestehen, war schon immenses Glück. „Bei einem ersten Eignungstest wurden die körperlichen Voraussetzungen fürs Ballett unter die Lupe genommen“, erzählt Shari. „Die Dehnung, die Füße, die Sprungkraft. Wer da durchkam, musste noch ein richtiges Tanztraining durchlaufen. Nach jeder Stunde wurden weitere Kinder aussortiert.“ Nur 16 blieben übrig. Sie war dabei und wohnte ab sofort im Internat. Der Unterricht war anspruchsvoll. Zwei Stunden Ballett, zwei Stunden Schule, dann wieder Training, das sich über mindestens vier bis maximal acht Stunden am Tag erstreckte. „Alles war neu, die Kinder, die Umgebung, das harte Üben. Aber in so jungen Jahren steckt man das irgendwie leichter weg. Obwohl, Heimweh hatte ich manchmal schon“, gibt Shari zu.

Nach der 10. Klasse hatte sie ihren Realschulabschluss bestanden. In Dresden gilt eine Sonderregelung für die Palucca-Absolventen: Sie werden ohne Abitur zum Studium zugelassen. Auch das gelang, mit 19 legte sie den Master of Arts obendrauf. Danach war eine Entscheidung fällig: Irgendwo auf die Bühne oder gleich zurück nach Büderich? „Erst wollte ich selber tanzen“, sagt sie. „Doch dann wurde mir immer klarer, was das alles mit sich bringt. Schwere körperliche Arbeit für wenig Geld und zudem den Nachteil, dass es am Theater und an der Oper überall nur Einjahresverträge gibt. Kaum wäre man irgendwo angekommen, müsste man sich schon bald wieder bewerben. Andere Wohnung, andere Stadt, ein unruhiges Dasein.“

Verlockender und sicherer erschien ihr da der sofortige Einstieg bei „Gemma’s Ballett“. Am Anfang sei es ihr komisch vorgekommen, ihr altes Kinderzimmer wieder zu beziehen. „Einerseits war das Familienleben total schön, wenn man so lange weg war. Aber auch ungewohnt nach der Zeit im Internat, aus dem ich mit 18 ausziehen musste. Ich hatte ja schon meine eigene Wohnung in Dresden.“ Inzwischen hat Shari das Elternhaus wieder verlassen und wohnt über der Ballettschule. Hatte ihre Mutter fest mit ihrer Rückkehr gerechnet? Gemma Brenninkmeijer nickt. „Wir hatten das eingehend besprochen. Wichtig war mir, dass wir an zwei Vormittagen in der Woche Methodik gepaukt haben. Ich hatte studiert, wie man unterrichtet, das sollte Shari auch beherrschen. Ein Lehrer sollte nicht nur ein guter Tänzer sein, sondern wissen, wie sich das alles aufbaut. Vergleichbar mit dem Einmaleins, bei dem man auch mit kleinen Zahlen anfängt.“

Was vor allem blieb bei Shari haften von ihrer Ausbildung an der Palucca-Hochschule? „Dass es ohne eine gewisse Strenge und Disziplin nicht funktioniert“, antwortet sie. „Aber das Menschliche darf man dabei nicht vergessen. Ich hatte davor auch schreckliche Erfahrungen gemacht. In Dresden habe ich gemerkt, es geht auch ohne Unterdrückung und Demütigung der eigenen Schüler.“

Ihre erste Aufgabe in der Ballettschule war die tänzerische Früherziehung der Drei- bis Vierjährigen. Hinzu kamen Jazzkurse für Jugendliche und erwachsene Anfänger. „Nach einem Jahr habe ich mir eine breite Palette erarbeitet“, berichtet Shari.