Gastronomie in Meerbusch Ein Café nicht nur für Radfahrer
Büderich · Während der Pandemie sind viele Menschen in den Sattel gestiegen. Diesen Trend greift das Büdericher Fahrradcafé erfolgreich auf.
(dsch) Fast jeder Meerbuscher ist schon am „Dino Cappuccino“ vorbeigekommen. An der Dorfstraße schräg gegenüber vom Dr.-Franz-Schütz-Platz gelegen hat Dino Gerst seinen Laden an einer der besten Adressen von Meerbusch. Das Café, in dem Fahrräder und Radsportrikots an der Wand hängen, gibt es nunmehr seit zwei Jahren. Damit ist das „Dino Cappuccino“ während der heißen Phase der Corona-Pandemie eröffnet worden – ein mutiger Schritt, der dem Betreiber auch wegen eines Geschäftsmodells gelungen ist, welches ungewöhnlicher ist, als der flüchtige Cafébesucher vermuten mag.
„Zu einer solchen Entscheidung gehört Mut – und der kommt bei mir vom Sport“, sagt Dino Gerst, der das Café gemeinsam mit einem 15-köpfigen Team aus betreibt. Denn Gerst ist ehemaliger Radrennfahrer, noch immer sportlich aktiv und in der Community tief verwurzelt. Dementsprechend bildet die Liebe zum Rad die Identität des Cafés. Kleine Kunstwerke in Radform stehen da, an den Wänden hängen alte Fahrräder und schwarz-weiße Bilder berühmter Rennfahrer – oder auch von Don Camillo auf seinem Drahtesel. Für die Laufkundschaft der Dorfstraße sind das interessante Kuriositäten, doch für diejenigen Gäste von „Dino Cappuccino“, die sich mit der Materie Fahrrad auseinandersetzen, stecken in diesem Raum zahllose Geschichten und Erinnerungen. Gerst verkauft auch Vintage-Fahrräder, hat eine eigene Reihe von Radsportbekleidung und ein eigenes Radsportteam.
„Unsere Gäste sind zur Hälfte Radfahrer, zur Hälfte nicht“, schätzt Gerst. Genau diese Mischung war für ihn ein entscheidendes Kriterium, um mitten in der Pandemie eine erfolgreiche Gastronomie aufbauen zu können. Die Leidenschaft für guten italienischen Kaffee hat er bei einem Trainingslager in Italien entdeckt. Zunächst war er dann mit einem mobilen Stand unterwegs – unter anderem bei Fachmessen und Radrennen. Später gründete er ein kleines Café am Deutschen Eck – welches so gut angenommen wurde, dass Gerst in die größeren Räume an der Dorfstraße umzog. Zwei Monate lang wurden Kaffee und Kuchen nur für den Außer-Haus-Verzehr angeboten, inzwischen ist jedoch der gastronomische Alltag eingekehrt – und vor allem an den Wochenenden ist das Dino Cappuccino so voll, dass der Betreiber beantragt hat, dass im Sommer einige der Parkplätze vor der Tür zur Terrasse umgewandelt werden.
„Unser Motto ist: Dino Cappuccino ist wie ein Tag in Italien – mitten in Meerbusch“, erzählt Gerst. Darauf sei das Angebot zugeschnitten – vom Frühstück bis zum Aperitivo. „Die Gäste fragen auch immer wieder, warum wir nicht auch abends öffnen“, so der Gastronom. Das liege zum einen am Personalmangel, den aktuell das ganze Gastgewerbe zu spüren bekommt. „Zum anderen bin ich selbst einfach kein Nachtmensch. Ich würde aber hier und da auch mal länger auflassen, insbesondere in den Sommermonaten wird es schonmal 20 Uhr“, so Gerst.
Für Dino Gerst erfüllt sich damit in Büderich ein Traum. „Ich wollte ein Café nach italienischem Vorbild, wo Menschen im Blaumann, Fahrradtrikot und Anzug nebeneinander sitzen“, so der Gastronom. Die besondere Identität als Meerbuschs erstes Fahrradcafé bekommt sein Laden unter anderem durch regelmäßige Vorträge, Veranstaltungen und auch Kunstausstellungen rund ums Rad. Regelmäßig gibt es gemeinsame Ausfahrten durch Meerbusch, dann fahren jung und alt, Männer und Frauen gemeinsam Mountainbikes, Vintage- und Rennrädern, um im Anschluss gemeinsam im Café einen Drink zu nehmen. Aber auch als Ausflugsziel ist es beliebt. Die Dorfstraße liegt auf einer von Radfahrern viel befahrenen Achse zwischen Ruhrgebiet und den Niederlanden, zwei für passionierte Radfahrer sehr reizvolle Regionen. „Es gibt viele Gastronomien, die sich zu Szenetreffs für Radfahrer entwickelt haben, aber wenige, die als solche gegründet wurden“, sagt Gerst.
Und so schwer die Pandemie den gastronomischen Start gemacht hat, so sehr hat sie das Radfahren beflügelt und dem „Dino Cappuccino“ somit auch ein breites Publikum beschert. „Während Corona haben viele Menschen das Fahrrad nicht nur als Sportgerät und Transportmittel, sondern auch als Hobby und Livestyle für sich entdeckt“, weiß Gerst, der selbst seit seinem sechsten Lebensjahr auf dem Rennrad sitzt.
Zwar sinkt die Zahl der Fahrrad-Verkäufe langsam, gefahren wird jedoch unverändert viel. „Und die Szene wird schicker, hochwertiger. Die Menschen investieren in ihr Rad, ihre Kleidung und Ausrüstung“, so Gerst. Das „Dino Cappuccino“ als elegantes Fahrradcafé passe demnach zu diesem Trend – so gut, dass die gewagte Idee offenbar dauerhaft Früchte trägt.