Covid-19-Erkrankungen in Meerbusch Drei Grundschüler infiziert

Lank-Latum. · Eine Infektion wurde am Dienstag bekannt, zwei weitere Kinder bekamen ihr Ergebnis am Mittwoch. Viele Eltern sind besorgt.

Anja Drenkelfort, Rektorin der Fliedner-Grundschule, übergibt einem Schüler dessen Zeugnis am Schulzaun.

Foto: Ja/Anne Orthen (ort)

Am Mittwochmorgen war Rektorin Anja Drenkelfort noch optimistisch, dass es bei einem Corona-Fall an ihrer Schule bleiben würde. Von dem hatte sie am Dienstagnachmittag erfahren und sofort alle Eltern informiert. Wenig später am Mittwoch dann die Gewissheit: Die beiden anderen Verdachtsfälle, zwei Geschwisterkinder, wurden ebenfalls positiv auf das Coronavirus getestet. Damit gibt es bislang drei bestätigte Infektionen an der Theodor-Fliedner-Grundschule in Lank: zwei Kinder aus einer dritten und ein Kind aus der vierten Klasse. Rund 50 Kinder starten die Sommerferien nun in Quarantäne.

Das Kreisgesundheitsamt ruft dennoch zu Besonnenheit auf. Nach dessen Aussage handelt es sich bei den drei Kindern „glücklicherweise bislang nicht um schwere Krankheitsverläufe“. Mitschüler sowie beteiligte Lehrkräfte stuft das Gesundheitsamt als enge Kontaktpersonen ein, womit für sie eine Quarantäne bis zu zwei Wochen verbunden ist, die von der Stadt Meerbusch umgesetzt wird. Aktuell nehmen zwei Klassen-Gruppen nicht am Unterricht teil, sagt ein Sprecher. „Die Betroffenen werden während der gesamten Quarantänezeit vom Kreisgesundheitsamt durch tägliche Nachfragen begleitet und beraten.“

Erster Beigeordneter Frank Maatz sagt zu den aktuellen Fällen an der Lanker Grundschule: „Es ist tragisch, dass so etwas passiert ist - besonders zu diesem Zeitpunkt, so kurz vor den Ferien.“ Die Stadt werde nun alle Maßnahmen ergreifen, um die Infektionslage stabil zu halten und einzudämmen. Die entsprechenden Quarantäne-Verfügungen wurden noch am Mittwoch von der Stadt verschickt, zuvor hat das Kreisgesundheitsamt die Familien telefonisch informiert. Nun komme es auf die Besonnenheit aller an.

„Das kam mit Ansage, das Risiko war relativ hoch“, sagt Anja Drenkelfort zu den bestätigten Infektionen. Sie empfindet großes Mitleid mit den betroffenen Kindern und deren Familien. „Meiner Meinung nach sind die Infektionen die Folge des Regelbetriebs mit Aufhebung der Abstandsregeln.“ Mit dem rollierenden System - das heißt, die Schüler kamen an einzelnen Tagen in kleinen Gruppen zum Unterricht - sei man an ihrer Schule mit 268 Kindern sehr gut klar gekommen. „Im Gebäude und auf dem Hof haben die Schüler Masken getragen, im Klassenraum wurde ausreichend Abstand gehalten. Drenkelfort: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass das auch weiterhin funktioniert hätte, ohne dass sich Kinder infiziert hätten.“

Nun sei die Sorge, aber auch der Unmut bei Lehrern und Eltern groß, sagt sie. „Wir haben es zwar geschafft, dass sich die Klassen untereinander auch in den Pausen nicht begegnet sind, aber in der Klasse und in den OGS-Gruppen kam es zwangsläufig zu Begegnungen untereinander. Viele Eltern hätten ihre Kinder aus Angst vor einer Infektion schon am Mittwoch nicht mehr zur Schule geschickt und Attests vorgelegt: „Hier sind heute maximal 30 Kinder“, sagt Drenkelfort. Auch die Kollegen seien „in heller Aufregung“.

Der Junge, dessen Ergebnis zuerst am Dienstag bekannt wurde, war am Freitag getestet worden, nachdem er krank geworden war. Bereits am Wochenende stand aber fest, dass die beiden Geschwister möglicherweise infiziert sein könnten, weil ihr Vater an Covid-19 erkrankt war. Deren Testergebnis kam erst am Mittwoch, nachdem sie am Montagabend getestet worden waren. Einige Eltern fragen sich nun: Warum wurde die Schule nicht schon am Montag geschlossen?

Dazu heißt es vom Kreis-Gesundheitsamt: „Am Montag gab es lediglich Verdachtsfälle, das ist im üblichen Verfahren kein Anlass, um Klassen aus dem Unterricht zu ziehen. Der Ablauf in Meerbusch entspricht dem auch vom Robert-Koch-Institut vorgegebenen standardisierten Vorgehen, wonach weitläufigere Kontaktpersonen beziehungsweise Verdachtsfälle im Klassenverbund informiert werden, weiterhin aber zur Schule gehen können. Dies ändert sich, falls jemand positiv getestet wird.“

Auch in Kitas herrscht Bedauern und zugleich Beunruhigung

Die drei Corona-Fälle waren am Mittwoch das Gesprächsthema Nummer eins an der Theodor-Fliedner-Grundschule. Aber Anja Drenkelfort muss sich auch damit beschäftigen, wie es an den wenigen verbleibenden Schultagen weitergeht. Die kleine Abschlussfeier für die Viertklässler mit Gottesdienst auf dem Schulhof wurde abgesagt. „Dafür haben natürlich alle Verständnis, obwohl es sehr traurig ist.“ Den Kindern aus den ersten und dritten Klassen werden ihre Zeugnisse nun zeitlich gestaffelt am Schultor überreicht. Anja Drenkelfort sagt: „Es ist alles so traurig. Natürlich war die Freude bei uns und den Kindern groß, dass wir uns endlich alle wiedersehen durften und ein bisschen Normalität hatten. Aber die Angst war immer da.“ Von Seiten der Eltern kämen bislang keine Vorwürfe, eher Bedauern.

Dazu sagt die Mutter eines Schülers der Theodor-Fliedner-Grundschule: „Der Übergang zum Regelbetrieb in den Grundschulen war grundsätzlich eine Katastrophe. Da kann man den einzelnen Schulen keinen Vorwurf machen. Wir haben unser Kind nur mit Bauchschmerzen wieder zum Unterricht geschickt.“ Sie bedauert die Familien, die sich „nach all diesen schrecklichen Wochen“ auf entspannte Ferien gefreut haben und jetzt in Quarantäne sind. Ob sie ihr Kind testen lassen wird, weiß sie noch nicht. „Die Kontaktwege sind ja gar nicht so genau nachvollziehbar.“

Auch in den Lanker Kitas haben sich die Infektionen zügig herumgesprochen. Viele Kita-Kinder haben ältere Geschwister an der Theodor-Fliedner-Grundschule. Eine Mutter sagt: „Es ist furchtbar. Ich fürchte, das alles wird noch weitere Kreise ziehen.“