Druck für Einzelhändler: Edeka verbreitet großen Schrecken
Einzelhändler fühlen sich unter Druck gesetzt. Stadt schreibt an Carat.
Osterath. Der Ausschussvorsitzende Leo Jürgens hat es am Dienstag schnörkellos formuliert: „Der Ausschuss hat einstimmig beschlossen, der Firma Carat die Meinung zu sagen.“ Das entsprechende Schreiben will der Technische Dezernent Just Gérard verbindlich, aber sehr bestimmt aufsetzen. Es trifft Carat nur indirekt: Vielmehr soll der Eigentümer des Ostara-Grundstücks seinen künftigen Frischemarkt-Mieter Edeka auffordern, sich an Absprachen und Beschlüsse zu halten.
Anlass des Brandbriefs ist das Geschäftsgebaren von Edeka-Abgesandten: Sie sollen, so berichten es Geschäftsleute und auch Dezernent Just Gérard, Einzelhändler in Osterath aufgesucht und ihnen einen Standort im Frischemarkt angeboten haben. Im Unternehmen Edeka war gestern niemand für eine Stellungnahme erreichbar.
Apotheker, Blumen- und Fotohändler, Asia-Shop, Lotto-Laden und Friseur — für alle schien Platz zu sein. Die Werber sollen die Händler im Ortskern stark verunsichert haben, berichtet Gérard. Als aggressiv und bedrängend sei deren Vorgehen empfunden worden.
Das bestätigt Thomas Gabernig, FDP-Ratsherr und Vorsitzender des Osterather Werbe- und Interessenrings (WIR): Die angesprochenen Händler fühlten sich unter starkem Zeitdruck vor die Wahl gestellt, im Neubaugebeit entweder Konkurrenz zu bekommen oder selbst den Vertrag abzuschließen. „Sie haben Angst um ihre Existenz“, berichtet Gabernig.
Das Vorgehen wird von Politik und Verwaltung auch deshalb als Unverschämtheit („So geht man nicht miteinander um!“) gewertet, weil eine Expansion im Frischemarkt definitiv ausgeschlossen ist (s. Kasten), dem Angebot also jede Grundlage fehlt.
Thomas Gabernig findet es „eine Frechheit, wie ein Partner der Stadt Keile in den Ort treibt“. Ratsherr Hans-Werner Schoenauer („Das Verhalten ist menschlich schoffelig“) unterstreicht aber, dass es für die Ängste der Einzelhändler keinen Grund gebe: „Der Bebauungsplan gibt das nicht her.“ Das bekräftigt Werner Damblon (CDU): „Das geht nicht. Fertig. Aus.“
Eine Änderung dieser politischen Haltung ist nicht in Sicht, und wenn: Mehr Einzelhandel auf Ostara würde immer eine Änderung des B-Plans voraussetzen: ein sehr langwieriges Verfahren.