Festessen für Bedürftige Die Tafel verteilt 900 warme Festessen
Meerbusch · Der Verein „Meerbusch hilft“ schenkt den Kunden der Meerbuscher Tafel ein festliches Essen. Das beliebteste Gericht ist Putenbraten. Finanziert wird die Aktion mit Spenden aus dem Sponsorenlauf der Martinus Grundschule.
Gänsebraten mit Rotkohl, Rehrücken oder ein kross gebratener Puter? Das ist zu Weihnachten in vielen Meerbuscher Haushalten die Frage. Doch nicht jede Familie kann sich solch ein opulentes Mahl leisten. Bürger, die Hartz IV beziehen, Alleinerziehende und Flüchtlinge müssen genau rechnen. Rund 1000 Menschen kommen jede Woche zur Meerbuscher Tafel, um über die Runden zu kommen. Doch auch diese Menschen können in diesem Jahr zu Weihnachten schlemmen.
Der Verein „Meerbusch hilft“, Träger der örtlichen Tafel, verschenkt nämlich ein frisch vorgekochtes Weihnachtsmenü, welches zu Heiligabend nur noch erwärmt werden muss. Finanziert wird diese Aktion aus Geldern des Sponsorenlaufs der Martinus Grundschule, der im Sommer 15 000 Euro erbracht hatte. Die Hälfte spendete die Schule an „Meerbusch hilft“.
„Wir haben uns zusammengesetzt und überlegt, wie wir diese tolle Summe sinnvoll unseren Kunden zu Gute kommen lassen können“, berichtet Dirk Thorand, Vorsitzender von „Meerbusch hilft“. Bei diesem Brainstorming wurde die Idee des Weihnachtsmahls geboren. Gestern und heute können sich die Tafelkunden ihr Weihnachtsmenü abholen. Bei der Verteilung gestern in Osterath waren Mitarbeiter der Meerbuscher Firma Mercury dabei, die ihren jährlichen Social Day vor der evangelischen Kirche in Osterath und bei der Lanker Ausgabestelle verbrachten. „Sieben Mal die Drei und einmal die Eins“ gaben sie die Bestellung an die Mitarbeiter von „Meerbusch hilft“ weiter, die die Menüs aus den Warmhalteboxen ihres Transporters holten. Darauf war vermerkt, auf welches Essen sich die Menschen freuen dürfen.
Die Auswahl hatten diese zuvor auf einem vorbereiteten Formular getroffen. Bei Menü 1 handelt sich um ein Wildragout mit Apfelrotkohl und Spätzle, sowie Mousse au chocolat, Menü 2 umfasste Putenbraten mit Orangensauce, Möhren und Püree, als Dessert auch ein leckeres Mousse, Menü 3 war die vegetarische Variante mit Gemüsecurry, Basmatireis und Yoghurt. Favorit war die Pute mit 486 Bestellungen, die anderen Menüs suchten sich jeweils rund 200 Menschen aus. Gekocht und verpackt wurde das Weihnachtsessen von dem Meerbuscher Caterer Klüh.
Yerhen Manko, ein junger ukrainischer Mann, nahm gleich mehrere Essensdosen entgegen. „Ich hole das Essen auch für meine Mutter und meine Großeltern ab. Sie freuen sich schon sehr darauf“, sagte er. Natalya Zherebtsova brauchte nur eine Portion. Die junge Frau aus Donezk, die zunächst nach Lwiw geflohen war, ehe sie nach Deutschland weiterreiste, wohnt in Meerbusch bei Freunden. „Mein Sohn studiert in Wien Musik“, erzählte sie nicht ohne Stolz. Sie selbst möchte gerne als Therapeutin in Meerbusch und Umgebung arbeiten.
„Das ist eine tolle Aktion von ‚Meerbusch hilft“, sagte David Kirchmann von der Firma Mercury. Gerne seien er und seine fünf Kollegen dabei. „Wir freuen uns immer, wenn wir ehrenamtliche Unterstützung erhalten“, sagt Thorand. Seit der Verein vor fünf Jahren die Tafel ins Leben gerufen habe, könne er auf ein Team von 156 Ehrenamtlichen zurückgreifen. Dabei zählt Thorand auch die Mitarbeiter mit, die sich bei der Flüchtlingshilfe engagieren. Lediglich zu Beginn der Pandemie, als es notwendig wurde, die Organisation umzustellen und nach draußen, beziehungsweise hinter Plexiglasscheiben zu verlagern, wäre die Tafel zehn Tage geschlossen gewesen.
Viele Meerbuscher sammeln zusammen für die Tafel
Und auch an Spenden mangele es zum Glück nicht. Obwohl sich die Zahl der Kunden durch den Ukrainekrieg verdoppelt habe, bekomme jeder Kunde ausreichend Lebensmittel, auch wenn es in Einzelfällen weniger Obst oder Gemüse gebe. Denn die Geschäfte planten heutzutage knapper, um nicht zu viel wegwerfen zu müssen. „Das begrüße ich grundsätzlich“, sagt Thorand. Er freue sich, dass auch Meerbuscher Landwirte Frisches vom Feld vorbeibringen und Kunden in bereitgestellten Einkaufswagen haltbare Lebensmittel spenden. „Toll fand ich auch die Aktion aller Meerbuscher Schulen, die eine Woche lang haltbare Waren sammelten.“ So sei es zum Glück noch nicht zu einem echten Mangel gekommen. Auf die Meerbuscher könne man sich verlassen.