Meerbusch historisch Historische Geschichten aus Meerbusch
Meerbusch. · Morgen erscheint der neue Band der Meerbuscher Geschichtshefte mit neuen Einblicken in die lokale Vergangenheit. Auf 240 Seiten berichten neun Autoren in elf Aufsätzen – vom ersten Eisdielenbesitzer bis zum Rittersitz.
(Red) Passend zum ausklingenden Jubiläumsjahr zum 50-jährigen Bestehen Meerbuschs begibt sich Robert Völz in die Zeit, als der Bestand der Stadt mehr als umstritten war. Der städtische Mitarbeiter hat dem Wirken des Bürgerkomitees „Ja zu Meerbusch“ nachgespürt und dabei auch die kampfeslustige Stimmung der Akteure in der noch jungen Stadt eingefangen. Völz hat erst kürzlich das Bürgerkomitee zum Thema seiner Bachelorarbeit gemacht.
Einem weiteren Jubiläum ist Mike Kunze nachgegangen. Zum 175-jährigen Bestehen der Alten Weinschenke von Josef van Dawen am Lanker Markt hat der Historiker die Entwicklung vom Wirtshaus zum bedeutenden regionalen Drehkreuz für Rhein- und Moselweine skizziert und dabei auch Käufergruppen und Warenströme dargestellt. Nicht fehlen darf die erlesene Menüfolge anlässlich von Hochzeiten oder dem 100-jährigen Firmenjubiläum, die einen Einblick in die vielgerühmte Küche erlauben, die neben Gästen aus den umliegenden Großstädten auch Theodor Heuss oder andere illustre Persönlichkeiten nach Lank-Latum lockten.
Abenteuerlich ist die Reise von Bert Bender aus der Kinderlandverschickung am Kriegsende zurück nach Büderich. Der langjährige Ratsherr erinnert sich auf anschauliche Weise an eine Zeit, die man sich heute kaum noch vorstellen kann.
Der Rittersitz Haus Hamm in Strümp hat diesmal nicht nur Paul Hoffmann, der den adligen Besitzern weiter auf der Spur ist, beschäftigt, sondern auch Robert Rameil, der sich den Pächtern widmet. Während die adligen Besitzer den Genuss von ihren Gütern hatten, waren es die Pächter, die mit harter Arbeit für den wirtschaftlichen Erfolg sorgen mussten.
Harte Arbeit hatten auch die Ilvericher Landwirte, als sie in den 1920er Jahren die Schützengräben und Stacheldrahtverhaue an der Rheinfähre von ihren Feldern entfernen mussten. Mike Kunze schildert, wie problematisch die belgischen Befestigungen waren, die von 1918 an zur Bewachung des Fährkopfes dienten. Seit Kriegende war der Rhein Militärgrenze zwischen dem besetzten und dem freien Deutschland.
Ebenfalls militärischen Hintergrund haben die Forschungen von Robert Rameil zum Besitz des Veteranenlagers in Jülich zwischen Krefeld und Neuss. Sie dienten in Napoleonischer Zeit zur Versorgung der Veteranen, wurden dann aber an den Pariser Armeelieferanten de Behague übereignet. Darunter finden sich namhafte Höfe unserer Gegend, die später meist versilbert wurden.
Stephan Haag ist diesmal seiner Leidenschaft für Speiseeis nachgegangen und lässt die Geschichte der Büdericher Familie Pra Levis Revue passieren, die 1960 die erste Eisdiele des Ortes eröffnete. Mit der Entwicklung der Osterather Gemeindeverwaltung beschäftigt sich Norbert Schöndeling. Er beginnt seine Betrachtungen 1850, als noch eine Handvoll Leute um die Bürgermeister Franz Wilhelm und Max Cames genügte, um die preußische Landgemeinde zu managen.
Mit der öffentlichen Verwaltung beschäftigt sich auch der Beitrag von Stadtarchivar Michael Regenbrecht, der diesmal die Lebensläufe der Bürgermeister in den acht Spezialgemeinden des Amters Lank zwischen 1946 und 1969 skizziert.
Der letzte Aufsatz des Heftes nimmt den Leser mit in die nicht mehr sichtbare Vergangenheit. Patrick Jülich hat vor drei Jahren den 1973 abgerissenen Lipperhof in Latum ergraben und ein Bauerngut des 17. Jahrhunderts untersuchen können. Die Grundmauern sind unter einem Parkplatz verschwunden. Den Abschluss bilden der Jahresrückblick des Geschichtsvereins und der Ausblick auf das Programm 2021. Wegen der unklaren Entwicklung bestimmen Ortsführungen das Angebot, während die Mundartabende und die Vortragsreihe je nach Lage kurzfristig organisiert werden.
Das Meerbuscher Geschichtsheft 37 ist ab 5. Dezember im Meerbuscher Buchhandel für zehn Euro zu beziehen.