Bildung in Meerbusch Schüler-Zeitung erscheint online

Osterath. · Die Eichendorff-Schule fördert mit ihrem neuen Projekt Medienkompetenz und Bildungsgerechtigkeit. Die Eichenpost ist für alle Schüler im Internet zugänglich. Das Redaktionsteam arbeitet digital und bei Bedarf auch im Home-Office.

Die Online-Redaktion der Eichenpost trifft sich jeden Freitagnachmittag zur Redaktionssitzung.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Wie ein richtiger Journalist fühlt sich der neunjährige Tristan, der seit Oktober für seine Schülerzeitung schreibt. Jede Woche findet die Redaktionssitzung statt, bei der neue Themen besprochen werden. Und dann geht es an die Arbeit: Umfragen durchführen, Filmrezensionen schreiben, Mitschüler interviewen. „Gerade schreibe ich einen Artikel über meinen Klassenkameraden, der ein eigenes Filmprojekt gemacht hat“, sagt er.

Dass es an der Eichendorff-Schule eine Schülerzeitung gibt, ist nichts Neues. Vor drei Jahren wurde die Eichenpost von Frauke Grützmacher, Mitarbeiterin der Offenen Ganztagsschule (OGS), ins Leben gerufen. Neu ist allerdings das Format: Statt gedruckt auf Papier gibt es die Zeitung jetzt online. Diese Entscheidung ist laut Schulleiterin Martina Arntjen nicht schwer gefallen, denn die Vorteile der Online-Version liegen auf der Hand: „Wir haben kein festgesetztes Datum mehr, an dem die Beiträge fertig sein müssen, sondern ein Medium, das sich permanent erweitert“, erklärt sie.

Außerdem kann die Arbeit besser verteilt und es können mehr Schüler involviert werden. „Es gibt jetzt auch die Möglichkeit, Beiträge einzusenden“, sagt Arntjen. Verändert hat sich auch der Arbeitsablauf der kleinen Redakteure. Sie können jetzt jederzeit im Home-Office an ihren Beiträgen weiterarbeiten. Und das passiert gar nicht mal so selten: „Manchmal schreibe ich sogar am Wochenende, weil es so großen Spaß macht“, berichtet Tristan.

Initiiert wurde das Projekt von Tristans Vater Oliver Beyer. Nach langjähriger Berufstätigkeit in der Online-Branche hat er das Unternehmen „Rock a Robot“ gegründet, um die Digitalisierung an Schulen zu unterstützen. Seit zwei Jahren engagiert er sich an der Städtischen Eichendorff-Schule und bietet AGs mit digitalen Inhalten an. Auslöser dafür war damals sein Sohn, der sich für ein Nachmittagsangebot an der Grundschule entscheiden musste: „Es gab viele AGs im kreativ-musischen Bereich, töpfern, singen, musizieren. Tristan interessierte sich aber eher für Technik“, sagt Beyer. Als dann noch die Programmier-AG ausfallen musste, die mit 60 Anmeldungen auf große Begeisterung gestoßen war, entschloss sich Beyer kurzerhand, die Sache selber in die Hand zu nehmen.

Kinder waren begeistert
vom Programmieren

Nach einer Absprache mit der Schulleiterin wurde er zum Quereinsteiger und brachte den Kindern das Programmieren bei. „Sie waren so begeistert, deswegen habe ich danach noch andere AGs angeboten“, sagt er. Dann kam ihm die Idee, die Schülerzeitung für die Zukunft fit zu machen.

Seit Oktober gibt es die neue Online-Redaktion im Rahmen der OGS, bestehend aus sechs Schülern, die sich jeden Freitagnachmittag unter der gemeinsamen Leitung von Grützmacher und Beyer treffen. Gearbeitet wird jetzt nur noch digital mit Wordpress. „Es ist bemerkenswert, wie schnell sich die Kinder in die Nutzung der Plattform eingearbeitet haben“, sagt Beyer.

Er bringt den Kindern nicht nur bei, wie sie Beiträge für die Schülerzeitung erstellen. Viel mehr als das: „Ich versuche, digitale Medienkompetenz zu vermitteln“, sagt er. Ein großes Thema, denn immer wieder beobachtet er, dass Schüler zwar sicher mit ihrem Smartphone und Sozialen Netzwerken umgehen können, sich aber mit Tablets und Laptops nicht auskennen. „Dabei ist das für den Beruf später viel wichtiger“, betont er.

Wichtig ist ihm auch, ein Informations- und Kommunikations-Medium für die Schüler aufzubauen. „Gerade jetzt, zum Austausch in Zeiten Corona-bedingter Einschränkungen“, sagt er. Davon mussten die Teilnehmer der AG im November auch schon Gebrauch machen. Denn als es einen Corona-Verdachtsfall gab, trafen sie sich einfach online, die Redaktionssitzung musste nicht ausfallen.

Die Online-Schülerzeitung kann außerdem einfacher mit dem Unterricht verzahnt werden. „Zum Beispiel können Präsentationen oder Projekte digital und interaktiv aufbereitet werden“, sagt Arntjen. Und wenn benachteiligte Schüler mit den aus dem Digitalpakt zugesagten Tablets versorgt werden, kann jeder auf die Website zugreifen. „So erreichen wir mehr Schüler und gehen einen wichtigen Schritt in Richtung Bildungsgerechtigkeit“, sagt sie.

Tristan findet es schade, dass er bald nicht mehr Teil der Zeitung sein kann. Als Viertklässler muss er im nächsten Jahr die Schule wechseln. Dabei lief es gerade richtig gut: „Wir haben schon mehrere Kommentare unter unseren Beiträgen stehen, sogar eine Lehrerin hat was geschrieben“, sagt er. An seiner neuen Schule möchte er auch bei der Schülerzeitung mitmachen „Hoffentlich gibt es die dann auch online“, sagt er.