Hallenbad: Altlasten sind überschaubar
Gutachter nimmt Schrecken vor der Sanierung. Drei-Meter-Turm bleibt.
Meerbusch. Wer einen Altbau sanieren will, weiß nie so genau, was hinter dem Bestand alles so schlummert — vor allem, wenn der Komplex in den 60er Jahren gebaut wurde. Das gilt auch für das marode Hallenbad in Büderich, und daher hat die Stadt einen Gutachter damit beauftragt, hinter die steinernen Kulissen zu schauen, um das Risiko vor dem erforderlichen Rückbau der alten Mauern zu minimieren.
Das Ergebnis der mehrere Wochen dauernden Untersuchung gibt Claus Klein, Leiter des Service Immobilien, in der zweiten Sitzung des Hallenbadausschusses bekannt. Fazit: Alles halb so schlimm.
Natürlich gebe es bei einem Gebäude aus den 60ern Asbestrückstände, etwa in den Abdeckungen zwischen den Rippen der Heizkörper, „ein großes Thema ist das aber nicht“, so Klein. Auch die baukonstruktiven Untersuchungen auf PCB und PAK habe keine wesentlichen Belastungen ergeben, „was in der Form nicht unbedingt zu erwarten war“, sagt Klein.
Etwas anders sehe das bei den künstlichen Mineralfasern aus, die früher oft bei Dämmungen benutzt worden seien. „Die habe ich in meiner Lehrzeit noch selbst mit dem Messer zurechtgeschnitten“, erinnert sich Klein. Frei in der Luft könnten diese Stoffe womöglich krebserregend sein. Im Büdericher Hallenbad gebe es sie jedoch nur in Rohrisolierungen, die mit Gips ummantelt sind, oder den abgehängten Decken, die durch den Rieselschutz nicht nach außen dringen können. Dennoch: Vorsicht sei geboten, „das sollte man nur mit Schutzanzug und Maske anpacken“, warnt Klein.
Chlor sei in einem Hallenbad natürlich immer ein Problem. Es greife über die Jahrzehnte Betonbauteile an, das lasse sich auch im Hallenbad deutlich nachweisen, veranschaulicht der Experte mit Fotos. Doch auch wenn bestimmte Schadstellen durch davor liegende Rohrleitungen jetzt noch gar nicht nachweisbar seien, kann Klein auch hier Entwarnung geben. Alles in allem sei das Bad für sein Alter in einem guten Zustand und das Ausmaß der Schadstoffe sollte keinem Sorgen bereiten.
Weniger gut zu sprechen ist Klein auf eine Anfrage der Grünen, die einen Verzicht des Drei-Meter-Turms ins Spiel bringen, um so Gebäude- und vor allem Beckenvolumen reduzieren zu können. Die Frage, ob so nicht Investitions- und langfristig auch Betriebskosten gespart werden könnten, verneint Klein klar: Allein schon die Notwendigkeit, das Dach zu demontieren und es entsprechend tiefer zu hängen, bezifferte er auf Kosten von rund 400 000 Euro. „Das amortisiert sich auch bei den Betriebskosten nicht.“
Ganz zu schweigen von dem Verlust an Qualität aus sportlicher Sicht, fügt Dezernentin Angelika Mielke-Westerlage hinzu: „Vereine wie die DLRG benötigen den Drei-Meter-Turm für ihre Rettungsschwimmerausbildung ebenso wie Schüler ab dem Sekundarbereich, die ihr Schwimmabzeichen in Silber oder Gold machen wollen.“