Ausstellung: Bei Kriegsbeginn 1914 strömten viele in die Kirche
Stadtarchivar Regenbrecht bereitet Ausstellung zum Ersten Weltkrieg vor.
Meerbusch. Am 14. September will Stadtarchivar Michael Regenbrecht eine Ausstellung zeigen, die Ereignisse und Auswirkungen des Ersten Weltkriegs im heutigen Meerbuscher Stadtgebiet aufzeigt. Wo die Schau eröffnet wird, ist noch unklar. „Aber sicher ist, dass wir sie in Büderich, Osterath und Lank zeigen wollen“, sagt Regenbrecht.
Die Materialrecherche dafür ist aufwendig, hat aber schon sichtbare Ergebnisse. 50 Meerbuscher haben auf den Aufruf reagiert und dem Stadtarchivar Erinnerungsstücke aus ihrem Familienfundus zur Verfügung gestellt. Fotoalben mit Postkarten sind dabei, die Schlachtfelder und Ruinen zeigen, Ausweise, Münzen, Plakate und Feldpostbriefe. „Es gibt kaum Bilder“, sagt Regenbrecht, „Fotografien waren teuer.“ Grafiken und Plakate sollen stattdessen die Schau auflockern.
Hauptmann Otto Zschorlich ist ein Gewinn. Von ihm ist nicht nur eine fein geformte Pickelhaube erhalten, sondern ebenso Soldbuch, Ausweiskarte und, wichtiger noch, zwei Münzen und eine Erkennungsmarke, zerschossen und verbogen. Die Patrone, die das verursacht hat, ist nicht minder deformiert ebenfalls da. „Die Münzen und die Erkennungsmarke im Brustbeutel haben sein Leben gerettet“, sagt Michael Regenbrecht.
Im Pfarrarchiv, der Schulchronik, in den Sterbeurkunden der Gemeinden und dem Hauptstaatsarchiv sucht Regenbrecht nach Spuren. Aussagekräftig sind immer die Stammrollen, die Auskunft über die persönlichen Lebensumstände und die Stationen des Soldatenlebens geben. Wie beispielsweise von Adolf Josef Gierlach — 1886 geboren, verheiratet, zwei Kinder — der im Alter von 32 Jahren in Frankreich von einem Granatsplitter schwer verletzt wurde und 1918 im Kriegslazarett von Turenne starb. „Es gibt Soldaten, die haben den ganzen Krieg an der Westfront überlebt und sind dann unmittelbar vor Kriegsende gefallen.“
387 Soldaten aus späterem Meerbuscher Stadtgebiet sind im Ersten Weltkrieg gestorben, nicht alle an der Front. Zu ihnen zählt auch Hugo Werhahn, der 1917 auf Heimaturlaub war und am Tag nach einer Kommunionsfeier im Rhein ertrank.
Dass der Krieg nicht überall mit Jubel begrüßt wurde, verzeichnet die Pfarrchronik von St. Mauritius. Scharenweise seien die Menschen in die Kirche geströmt, tagelang hätten Priester die Beichte abgenommen, heißt es. Eingezogene seien bevorzugt zugelassen worden.
Weil das Rheinland Aufmarschgebiet war, mussten alle zusammenrücken. Pferde wurden requiriert, um Gespanne flott zu machen. Der dörfliche Charakter und die Selbstversorgung milderten die Kriegsfolgen. „Mit dem Segen des Pfarrers durften die einberufenen Soldaten am heiligen Sonntag die Ernte einbringen“, berichtet Regenbrecht. Die Kirchen trugen an anderer Stelle gezwungenermaßen zum Kriegsgeschehen bei: Die Kirchenglocken wurden eingesammelt und eingeschmolzen, als die Rohstoffe knapp wurden.