Jugendliche blockieren Rettungswagen

Ein Junge stürzte von einer Garage. Zwei Männer versperrten den Helfern den Weg mit Holzteilen und einem Müllcontainer.

Am Morgen danach ist es ganz ruhig auf dem Abenteuerspielplatz am Badener Weg in Büderich. Noch rennen keine Kinder über Spielhügel und Bolzplatz, das große Wasserbecken ist leer, der Baubereich hinter dem Spielhaus, in dem sich auch das Büro der städtischen Sozialarbeiter befindet, ist abgeschlossen — wie immer außerhalb der Betreuungszeiten.

Foto: Hagenacker/ Kensbock (2)

Irgendjemand hat vor dem umzäunten Bereich Holzpaletten und gesplitterte Latten abgelegt. Ob sie Teil dessen sind, was sich am Montagabend gegen 21 Uhr auf dem Spielplatz in der Böhlersiedlung abgespielt hat, ist nicht geklärt. Sicher ist: Drei junge Männer haben dort laut Zeugenaussagen versucht, den Einsatz von Rettungskräften zu behindern. Ausgangspunkt war ein Unfall. Ein zwölfjähriger Junge aus Osterath soll auf den Dächern der angrenzenden Garagen herumgelaufen sein, berichtet ein Anwohner, der mit seinem Sohn an dem Abend auf dem Spielplatz war und anonym bleiben will. Der Junge habe versucht, von der Garage auf einen Bauwagen zu springen. Dabei sei er etwa zwei Meter tief gestürzt und habe sich am Bein verletzt. Der Anwohner rief nach eigener Aussage einen Krankenwagen und wartete, bis die Einsatzkräfte ankamen. Dann ging er mit seinem Sohn nach Hause.

Zu diesem Zeitpunkt sollen nur noch wenige Kinder und Jugendliche auf dem Spielplatz gewesen sein. Anschließend spitzte sich die Lage offenbar zu. Ein junger Mann habe während des Einsatzes gestört, sagt Polizeisprecherin Daniela Dässel. Die Polizisten verwiesen den 19-Jährigen vom Einsatzort. Die Tatverdächtigen sollen den Weg daraufhin absichtlich mit einem Müllcontainer und Möbelteilen, aus denen Nägel ragten, verbarrikadiert haben, um den Rettungswagen an der Abfahrt zu hindern. Hilfsbereite Kinder und Jugendliche räumten die Straße aber rechtzeitig frei.

Daniela Dässel, Polizeisprecherin

Dass sich die Fahrt zum Krankenhaus kaum verzögert habe, liege vor allem an der Hilfe aus direkter Nachbarschaft, betont die Polizeisprecherin. Der Junge habe bei dem Sturz keine schwerwiegenden Verletzungen erlitten. Von einer geplanten Sabotage gingen die Ermittler nicht aus. „Das Ganze“, sagt Dässel, „war wohl eher eine spontane und sehr dumme Aktion.“ Fakt ist: Um die Personalien der Verdächtigen feststellen zu können, mussten die Beamten am Montagabend Unterstützung weiterer Kollegen anfordern. Den 19-Jährigen konnten sie mit Hilfe von Zeugen noch vor Ort ausfindig machen. Er soll aus der Nachbarschaft stammen, die Tat allerdings bestreitet er. Wer die anderen zwei jungen Männer sind, ist bisher nicht bekannt.

Hinweise auf einen Streit zwischen den Beteiligten und dem verletzten Jungen oder deren Familien gebe es nicht, sagt Daniela Dässel. Auf dem Meerbuscher Abenteuerspielplatz, der auch ein Treffpunkt in der Böhlersiedlung im Büdericher Süden ist, ist es in der Vergangenheit häufiger zu Problemen, vor allem mit Vandalismus, gekommen. Im Sommer ist der städtische Spielplatz von 13 bis 19 Uhr für Kinder bis 14 Jahren geöffnet — und davon gibt es viele in der Nachbarschaft. Sozialarbeiter betreuen sie, spielen, bauen und basteln mit ihnen. Dass vor allem Jugendliche den von außen nicht einsehbaren Spielplatz auch außerhalb der Öffnungszeiten aufsuchen, ist kein Geheimnis. „Wir kennen unsere Pappenheimer“, sagt Peter Annacker vom Fachbereich Soziale Hilfen und Jugend bei der Stadt Meerbusch. „Soweit möglich, werden sie vom Jugendamt betreut. Polizei und Ordnungsamt fahren selbstverständlich auch Streife. Grundsätzlich soll das Gelände aber auch außerhalb der Öffnungszeiten frei zugänglich sein.“

Die Tatverdächtigen erwartet jetzt ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr. Die Behinderung von Rettungswagen im Einsatz sei kein Kavaliersdelikt, sagt Marco König vom Deutschen Berufsverband Rettungsdienste. „Das ist ein großes Problem für uns. Es werden Fahrzeuge beschmiert, und es werden Gegenstände aus den Wagen gestohlen. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern kann auch Menschenleben gefährden.“