Konzept für Radverkehr erarbeitet
Experten eines Ingenieurbüros setzen etwa 5,2 Millionen Euro an Kosten für den Ausbau der Wegeinfrastruktur an.
Meerbusch will eine Stadt im Grünen bleiben — ohne dicke Luft und ohne Blechlawinen. Auch deshalb arbeitet ein Ingenieurbüro im Auftrag der Verwaltung seit Monaten an einem Konzept für den innerörtlichen Radverkehr. Das Fazit der Fachleute fällt eindeutig aus: Meerbusch als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte bietet hinsichtlich der Stadtstruktur, der überwiegend günstigen Topographie und der Nähe zu fahrradaffinen Städten wie Düsseldorf und Neuss beste Voraussetzungen für den Radverkehr. Jetzt muss „nur noch“ was draus gemacht werden.
In ihrem Konzept haben die Planer die bestehenden Radverkehrsverbindungen den Entwicklungen innerhalb der Stadt angepasst. Das dabei abgeleitete Wegenetz, heißt es, stelle mit circa 190 Kilometern Länge die Grundlage für die künftige systematische Radverkehrsförderung dar.
Die Stadt sieht Letztere bereits als festen Bestandteil der Verkehrförderung. Im Haushalt 2018 sind mehrere entsprechende Maßnahmen enthalten. Dazu gehört zum Beispiel die „richtungsgetreue“ Radverkehrsführung im Streckenzug „Claudiusstraße — Gonellastraße — Josef-Tovornik-Straße — Rheinstraße“, für die bereits eine Vorplanung vorliegt. In seiner Umsetzungstrategie hat das Ingenieurbüro die darüber hinausgehenden Handlungsschwerpunkte für die kommenden Jahre zusammengefasst. Dazu gehört zum Beispiel die Kaarster Straße — am Ortseingang von Osterath, Höhe Pullerweg. Dort, sagen die Fachleute, gibt es einen „ungesicherten Übergang vom einseitigen Zweirichtungsradweg zum Mischverkehr innerorts“. Kurz: Der Weg führt die Radfahrer mitten auf die viel befahrene Straße.
Ein anderes Beispiel aus Osterath: der Kreisverkehr Willicher Straße/Krähenacker/Rudolf-Lensing-Ring. Dort, heißt es im Gutachten, sei die Sicht für Radfahrer schlecht, der Zweirichtungsradverkehr im Kreis nicht sicher, an der Querung der Willicher Straße fehle eine Furtmarkierung. Die Experten schlagen vor, an dieser Stelle für circa 12 000 Euro die Hecke am Straßenrand zu kürzen beziehungsweise den Zaun zu versetzen. Dafür, heißt es, müsste die Stadt gegebenenfalls Grund erwerben. Die Sicherheit der Radfahrer im Kreisverkehr soll durch Piktotogramme und Richtungspfeile gesichert werden.
Aus sicherheitstechnischer Sicht ein Dorn im Auge ist den Radverkehrsplanern auch der Kreisverkehr „Am Buschend/Am Strümper Busch“ in Strümp. Die Verkehrsführung dort sei unübersichtlich, heißt es, die Sichtbeziehung unzureichend, Fußgängerüberwege fehlten vollends. Lösen wollen die Fachleute das Problem durch eine Entfernung der Furtmarkierung — die soll durch einen Fußgängerüberweg ersetzt werden, Radfahrer seien im „Mischverkehr“ im Kreis besser und sicherer aufgehoben, sagen sie. Auch hierfür setzen die Planer rund 12 000 Euro Kosten an. 61 Umbauempfehlungen gibt das Gutachten insgesamt — und das betrifft nur die Gemeindestraßen.
Von hoher Bedeutung für die Radverkehrsförderung ist den Experten zum Beispiel aber auch eine Verbesserung beim Fahrradparken. Der erforderliche Kosteneinsatz sei dabei im Vergleich zu Aus- und Umbaumaßnahmen eher gering, sagen sie. „Neben dem konsequenten Austausch der noch vorhandenen Vorderradklemmen gegen anforderungsgerechte Anlehnbügel, sollte unter anderem auch die Situation an den Schulen zeitnah verbessert werden“, heißt es. Für den Bahnhof Osterath wurden zudem Potenziale zur Errichtung einer Fahrradstation abgeleitet. Die gute Nachricht ist: Bereits heute, sagen die Ingenieure, sei ein Großteil des Meerbuscher Wegenetzes bereits gut nutzbar, ohne dass etwas daran getan werden müsste. Für den Ausbau der Wegeinfrastruktur setzen die Experten eine Gesamtsumme von grob 5,2 Millionen Euro an.