Evangelische Kirche Osterath Der „Brückenbauer“ aus Sri Lanka erzählt von seinem Leben
Der 41-jährige Umeswaran Arunagirinathan, Dr. Umes genannt, kam vor 23 Jahren als Flüchtling nach Deutschland.
Als Brückenbauer wird Umeswaran Arunagirinathan – kurz Dr. Umes – bezeichnet. Dass diese Aussage auf den vor 23 Jahren aus seiner Heimat Sri Lanka und dem dortigen Bürgerkrieg geflüchteten, promovierten Mediziner zutrifft, bewies der 41-Jährige bei einer Lesung in der Evangelischen Kirche Osterath.
Der Begriff Lesung allerdings trifft nicht den Kern der Veranstaltung. Dr. Umes spricht frei, lässt den Erzählungen über seine Familie, die Flucht und sein Leben in Deutschland freien Lauf. „Meerbusch hilft“ hatte in Kooperation mit dem „Tamilisch-Deutschen Kreis Meerbusch“ eingeladen. Max Pricken, „Meerbusch hilft“-Vizevorsitzender, betonte die „großartige Entwicklung“ des Vereins, und Ram Mohan, Vorstandsmitglied des „Tamilisch-Deutschen Kreises Meerbusch“, machte auf die zahlreichen Projekte und den ehrenamtlichen Einsatz aufmerksam.
Seinen Traum, Mediziner zu werden, gab Dr. Umes nie auf
Rund 40 Interessierte hatten sich eingefunden, um dem Brückenbauer Dr. Umes zuzuhören. Darunter war auch Najiba Koochi-Richtmann. Die Lankerin betreut minderjährige Flüchtlinge, arbeitet für die Evangelische Jugendhilfe in Bochum und sagt: „Jedes Flüchtlingsschicksal ist ein Buch.“ Die Geschichte von Dr. Umes, der das Publikum mit einem lockeren „Moin Moin“ begrüßt, beginnt mit der Kindheit, dem Alltag in einer „wunderbaren Familie mit fünf Kindern, Großeltern und Mama“. Er erzählt, dass seine zwölfjährige Schwester wegen einer fehlenden Dialyse-Möglichkeit gestorben ist. Er das Privileg hatte, bis zum elften Lebensjahr in die Schule zu gehen, und dass er stolz darauf war, als Zwölfjähriger am Straßenrand Geld zu verdienen. Als schließlich feststeht, dass er als Kind versuchen wird, zu seinem Onkel nach Hamburg zu kommen, versucht er, die Angst in den Griff zu bekommen.
Heute sagt Dr. Umes: „Der Begriff illegaler Flüchtling dürfte eigentlich nicht existieren. Es gibt keinen legalen Weg der Flucht.“ Selbst nach Abitur und Studium und mit perfekten Deutschkenntnissen begegnet ihm regelmäßig Misstrauen. Dass das aktuelle Buch nach seinem Wunsch den Titel „Der fremde Deutsche“ tragen sollte, stieß selbst beim Verlag auf Unverständnis. Und die Frage, „Wo kommen Sie richtig her?“ hört er häufig.
Stolz ist Umeswaran Arunagirinathan darauf, dass er trotz der damaligen Verständigungsprobleme seinen Kindertraum, Arzt zu werden, nie aus den Augen verloren hat: „Ich habe das Studium geschafft.“ Er wirbt sympathisch offen und ohne jeden Vorwurf um Verständnis auf beiden Seiten und sagt von sich: „Ich habe neue Wurzeln bekommen, hier bin ich zuhause.“ Gaby Metzing, Zuhörerin und Mitarbeiterin der Meerbuscher Tafel bestätigt: „Jede Flucht hat eine eigene Geschichte.“