Handel in Meerbusch Die „Drehscheibe“ steht nun still
Büderich · Mehr als 25 Jahre war die „Drehscheibe“ in Büderich ein Treffpunkt für Sammler und Liebhaber von nostalgischem Modell-Spielzeug. Im November ist Inhaber Richard Kircher verstorben, sodass das Geschäft schließen musste.
In dem Ladenlokal an der Oststraße 21 in Büderich erinnert nicht mehr viel an die liebevolle Einrichtung, für die Richard Kircher hier mehr als 25 Jahre verantwortlich war. Früher türmten sich alte Spielzeug-Eisenbahnen, Modellflugzeuge, Autos und -Boote in den Regalen. Die „Drehscheibe“ war in all dieser Zeit ein Treffpunkt für Sammler und Liebhaber von nostalgischem Spielzeug.
Nun ist das Geschäft für immer geschlossen. Inhaber Richard Kircher verstarb bereits am 16. November nach einer kurzen, schweren Krankheit im Alter von 83 Jahren. Gerne hätten entweder seine Tochter Gaby Spicker oder sein Sohn Rolf Kircher den Laden weitergeführt, doch dazu warf dieser in der letzten Zeit einfach zu wenig Gewinne ab.
„Die Kunden sind im Laufe der Jahre immer weniger geworden, weil nicht-digitales Spielzeug zu einer Nischenware verkommen ist. Für meinen Vater als Zubrot für seine Rente war das in Ordnung. Zum ,Davon-Leben’ reichen die Einnahmen aber nicht aus. Deshalb mussten wir uns schweren Herzens zu diesem Schritt entscheiden“, sagt Gaby Spicker.
Mit seinen Kindern tingelte er früher über Spielzeugbörsen
In den 1980er-Jahren war die Passion für altes Modell-Spielzeug für Kircher noch ein Hobby. Gemeinsam mit seinen beiden Kindern tingelte er in seiner Freizeit über verschiedene Spielzeugbörsen und kaufte dort das eine oder andere rare Stück. Zu Beginn der 1990er eröffnete der damals als Lkw-Fahrer tätige Kircher dann in Holzbüttgen seinen ersten Laden. Da dieser jedoch recht klein war, zog er kurz darauf zwei Häuser weiter.
Nach Büderich kam er mit seiner „Drehscheibe“ Ende 1995. Da seine Schwester nicht weit davon weg wohnte, kannte er den Ort bereits. Zunächst stand Gaby Spicker noch die meiste Zeit hinter der Ladentheke, aber nach seiner Pensionierung im Jahre 1998 übernahm Richard Kircher mehr oder minder die alleinige Regie. Er steckte viel Herzblut in seinen Laden, für den er immer wieder neue Dinge ankaufte, um sie danach wieder zu verkaufen. Seine Liebe für das Modell-Spielzeug war nicht zu übersehen. Wenn Kircher beispielsweise ein seltenes Exemplar erworben hatte, auf das er es schon lange abgesehen hatte, steckte er mit seiner ehrlichen Freude alle um ihn herum an. „Die Drehscheibe war für meinen Vater sein Ein und Alles. Er hat dafür gelebt“, erinnert sich Tochter Gaby Spicker.
Zu jedem Verkaufsgespräch gab es für die Kunden einen frisch aufgebrühten Kaffee, für alle Kinder ein kleines Auto. Auch bei den Preisverhandlungen sei Kircher immer ein fairer Geschäftsmann gewesen, berichten seinen Stammkunden. Natürlich habe er Geld verdienen wollen, aber das habe für ihn nicht an erster Stelle gestanden. „Ihm war es wichtig, dass sein Spielzeug in gute Hände gelangt, und dass die Leute es genauso zu schätzen wissen, wie er es getan hat“, erzählt Spicker. Über all die Jahre hinweg seien enge Freundschaften zu seinen Kunden entstanden, die alle das selbe Hobby teilten und sich bei der Suche nach seltenen Exemplaren oder Ersatzteilen auch immer gegenseitig unterstützten. In früheren Zeiten wurde die Drehscheibe am Wochenende nach Dienstschluss gerne auch mal zur Party-Location umfunktioniert. „Da wurde bis spät in die Nacht gefeiert“, erinnert sich Spicker.
Rund sechs Wochen nach Kirchers Tod steht der Laden nun fast komplett leer. Spicker: „Wir sind allen Kunden, die meinem Vater jahrelang die Treue gehalten haben, sehr dankbar. Ab und zu ruft noch einer von ihnen an, aber die meisten haben inzwischen mitbekommen, dass die Drehscheibe leider für immer geschlossen hat.“