Kultur in Meerbusch Ausstellung beleuchtet Mannigfaltigkeit von Beuys
Meerbusch · Warum Steine aus dem Meererbusch im Portal des Kölner Doms verarbeitet wurden und vielen anderen Geschichten rund um den Künstler, geht eine Ausstellung zu dem berühmten Künstler nach. Sie wird am Sonntag eröffnet.
(mgö) Beuys 2021 – das ist anlässlich des 100. Geburtstages vor allem in NRW ein großes Thema. „Er ist eine der größten Künstlerpersönlichkeiten der Welt, Deutschlands, des Rheinlands,“ fasst Bernd R. Meyer die Bedeutung des vielseitig Kunstschaffenden (1921-1986) zusammen. Der Kurator hat für die Ausstellungsreihe MeerbuschKunst zahlreiche Exponate rund um das Schaffen von Joseph Beuys zusammengetragen. Sie nehmen die Besucher mit auf die Spuren, die der Künstler vor der Stadtgründung Meerbusch in den Gemeinden Büderich, Ilverich und Osterath hinterlassen hat: „Es ist keine Ausstellung, die Beuys erklären will. Sie soll zeigen, wie mannigfaltig diese Spuren sind. Wir versuchen, es an mehreren Erzählsträngen zu zeigen.“
Die Präsentation der Arbeiten und Erinnerungen in der Teloy-Mühle ist in drei den Ortsteilen entsprechenden Gruppen aufgeteilt. Der offizielle Titel lautet „Joseph Beuys in Meerbusch“. Kunsthistorikerin Margot Klütsch bemerkt, dass es mit Blick auf die spätere Stadtgründung eigentlich „Meererbusch“ heißen müsste. Sie beschäftigt sich intensiv mit Beuys und ist auch an der 118 Seiten starken Publikation beteiligt, die zur Ausstellung erscheinen wird.
Bereits im Vorfeld erinnern Margot Klütsch und Bernd R. Meyer an Geschichten, die typisch für den Menschen Beuys sind. So traf der junge Beuys, der an der Hindenburgstraße als „armes Würstchen“ aufgesammelt wurde, dort später auf einen kleinen Jungen, der mit Mosaiksteinen spielte: „Diese Steine brauchte er dringend für die Gestaltung des Südportals Kölner Dom, wo er gemeinsam mit Ewald Mataré tätig war.“ Deshalb folgte Beuys dem Tipp des Jungen, der seine Mosaiksteine aus dem Schwimmbad der im Krieg zerstörten Villa Marein als Wohnsitz des Industriellen Reinhold Becker in Meererbusch geholt hatte – das Pförtnerhaus steht heute noch an der B9, gegenüber des Teehäuschens. „Somit ist Mosaik aus Meererbusch im Kölner Dom verarbeitet“, stellt Meyer fest.
Der Künstler wird als Prophet oder Scharlatan bezeichnet
Es ranken sich viele ähnliche Geschichten um Erlebnisse des Künstlers, die nicht immer belegt sind. Auch deshalb wird Beuys in einem Atemzug als Prophet oder Scharlatan bezeichnet. Der Osterather Künstler Holger Runge hat ihn so beschrieben: „Er sah oft aus wie ein Clochard – aber er war ein kluger, belesener Mensch mit viel Humor.“ Dazu passt die Geschichte von zirka 1946 um das Wasser in einem herumgetragenen Aquarium. Beuys wollte die Flüssigkeit nicht abgießen, „weil die Steine, die darin liegen, dann nicht mehr glänzen können“. „Das ist der echte, der ganze Beuys“, sagt Margot Klütsch. Die Ausstellung beleuchtet alle seine Eigenschaften, zeigt auf Dokumenten im Rahmen der Treffen der Osterather Radiergemeinschaft um Holger Runge, sein „herzliches Lachen“, seinen handschriftlich politisch geprägten Hinweis mit „Ja zu Meerbusch – Joseph Beuys immer für die Selbstverwaltung“ anlässlich des Existenzkampfes der Stadt 1972/73 und das bekannte Motiv „Beuys – natürlich – Blume“.
Erinnert wird auch an die Verbindung zur Schauspielerin Ruth Niehaus. Dazu sind eine Zeichnung und ein Foto von 1946/47 von ihm und der Schauspielerin vor dem Niehaus-Schwimmbad zu sehen. Und auch die Zeit, als der Schüler von Ewald Mataré im Haus in Büderich aus und ein ging, er mit Tochter Sonja Mataré – sie durfte dem Studenten ihres Vaters sogar die Haare schneiden – Samentütchen sammelte, ist ein Thema.
Auch ein Grabstein für
Familie Niehaus ist Thema
Ebenso wird der von Joseph Beuys für die Familie Niehaus gestaltete Grabstein auf dem Büdericher Friedhof in der Dokumentation beleuchtet. Umfangreich werden die Geschehnisse rund um die Galerie Ilverich dokumentiert. Die damalige Galeristin Angela Paul (96) hat wie auch das Meerbuscher Stadtarchiv, mehrere Galerien und der Sammler Bernd R. Meyer zahlreiche Exponate zu Verfügung gestellt. Von Angela Paul hat die Stadt auch mehrere Alben erworben, die großartige Zeitdokumente darstellen und in der Teloy-Mühle zur Geltung kommen. Margot Klütsch fasst zusammen: „Beuys wollte die Menschen erreichen. Aber dieses Anliegen hat er leider nicht erreicht. Wenn sein Name genannt wird, fällt das Stichwort ‚Fettecke‘ – Punkt. Viele Erklärungen sind nötig.“ Der Hinweis auf den Beuys-Kopf am Meerbuscher Rheinufer deutet auch auf die aktuelle Ausstellung „Anatol für Joseph Beuys“ in der Meerbusch-Galerie hin. „Joseph Beuys in Meerbusch“ wird am Sonntag, 11 Uhr, eröffnet.